Im Kampf mit der Aggression
Nero ist ein Hund aus dem Tierheim. Er muss schlimmes erlebt haben, denn er hat massive Probleme mit seinen Artgenossen. Die Angst seiner Halterin: Dass er eines Tages zubeißt und einen anderen Vierbeiner verletzt. Doch für Hunde wie Nero gibt es Hoffnung.
Ein schwerer Start ins Leben
Vielleicht hilft es uns an dieser Stelle, sich die frühe Jugend eines solch aggressiven Hundes vorzustellen. Er ist noch jung und dennoch verbrachte er den Großteil seines Lebens im Tierheim. Wer weiß, was ihn noch alles geprägt hat. Viele Hunde werden zum Beispiel viel zu früh von ihrer Mutter getrennt und erleben so schon früh ein Trauma, das kaum zu überwinden ist.
Hinzu kommt: Zwischen der 4. und 12. Lebenswoche lernt ein Welpe, wie ein Sozialpartner aussieht. Sein Sehhirn entwickelt eine Art Filter, der auf die Körperform seiner Sozialpartner sensibilisiert wird. Das heißt, dass später im Leben gewisse Neuronen nur dann aktiviert werden, wenn dieser Filter den Sozialpartner meldet, auf den er geprägt wurde. Nach 14 Wochen ist es schwierig bis unmöglich, dieses Filtersystem zu verändern. Hatte der Hund ausreichend Kontakt zu Menschen, um sie in sein Sehhirn integrieren zu können? Wir wissen es nicht und im schlimmsten Fall bedeutet es Folgendes: Nero ist emotional unausgeglichen, lernt schwer und andere Hunde sind in seiner Wahrnehmungswelt viel wichtiger, als Menschen.
Das Verhalten genau beobachten
Sehen wir uns sein Verhalten doch einmal im Kontext an: Ist er schon immer aggressiv gewesen? Oder zeigt er dieses Verhalten erst seit kurzem? Ist zweiteres der Fall, solltest du ihn zum Tierarzt bringen, denn er könnte Schmerzen haben. Ein eingeklemmter Wirbel, die Zähne, was auch immer. Zuerst sollte das also ausgeschlossen werden. Hat es sich allmählich entwickelt, kann es sich um eine Entwicklungsstörung handeln, die jetzt durch die Pubertät sichtbar wird. Was ist jetzt zu tun? Das kommt darauf an, ob er wirklich aggressiv oder eher ängstlich ist. Oder ob er seine Kraft austestet – das machen viele Rüden in der Pubertät.
Ein guter Hundetrainer kann hier selbstverständlich gute Arbeit leisten. Aber: Es sollte jemand sein, der über Erfahrung verfügt. Ein aggressiver Hund braucht spezielles Training von jemandem, der Erfahrung im Umgang mit problematischem Verhalten hat. Ein Hund, der zubeißt, kann nicht mit Keksen beworfen werden, damit er aufhört.
Es mag sein, dass du dafür einen weiten Anfahrtsweg in Kauf nehmen musst – aber man kann nur davon abraten, dieses Problem auszusitzen oder alleine lösen zu wollen. Die Menschen, die mit ihrem Hund einen solch schweren Weg gemeinsam meistern, wachsen meist sehr eng zusammen.
Titel: AdobeStock/alexei_tm
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