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„Nelli ist stur, eigensinnig und eine Opportunistin.“

Andrea Gunkler schreibt Krimis, Liebesgeschichten und jetzt auch einen Katzenratgeber. „Frag deine Katze“ ist ein unterhaltsamer Ratgeber, geschrieben von einer Katzenliebhaberin. Wir sprachen mit der sympathischen Autorin.

Frau Gunkler, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?

Andrea Gunkler: Offen gestanden stammt die Idee zu „Frag deine Katze“ gar nicht von mir. Der Verlag wollte das Buch machen und mein Agent fragte mich, ob ich Lust auf solch ein Thema hätte. Ich sagte mit Begeisterung „Ja“! Hier traf ein Verlagsinteresse exakt auf das Herzensanliegen einer Autorin, meines nämlich. 

2010 zwang mich ein Burnout nebst Depression dazu, mein bisheriges Leben grundlegend zu überdenken. Dabei half mir ein lieber Mensch, mein damals noch künftiger Ehemann. Ich zog bei ihm ein und fand dort als Mitbewohnerin Nelli vor. Eine Katze? Um Himmels willen! Ich hasste Katzen. Aber die Therapeutin war zuversichtlich. Die Katze sei das Beste, was mir passieren könne, behauptete sie. Von diesem Tier, das einfach da ist, nichts leistet und dennoch um seiner selbst geliebt wird, könne ich viel lernen. Die Therapeutin behielt recht, obwohl ich ihr erst keinen Glauben schenken wollte. 

In den Folgemonaten und -jahren schaute ich immer intensiver hin und entdeckte vieles, was ich für mein Leben übernehmen konnte: weniger urteilen, mich nicht vergleichen, Dinge hinnehmen, wie sie sind, ausreichend schlafen, mir Streicheleinheiten holen. Ich merkte, wie schön es ist, nichts Besonderes leisten zu müssen und doch geliebt zu werden. Mein Lernprozess ist längst nicht beendet. Was ich in „Frag deine Katze“ verarbeitet habe, ist der erste Schritt gewesen. Noch habe ich einige Lektionen vor mir, bis ich mein Leben wahrhaft „kätzisch“ nennen kann.

Für wen haben Sie das Buch geschrieben?

Andrea Gunkler: Für mich. Und für alle Menschen, ob Katzenliebhaber oder nicht, die persönliche Krisen zu meistern hatten und nun nach einem Weg suchen, ihren Alltag mit mehr Leichtigkeit zu bewältigen, einen Gang herunterzuschalten, die Schönheit des Lebens anzunehmen. Wir haben schließlich nur das eine!

Sie sind selbst Katzenmama von einer schwarz-weißen Schönheit. Warum haben Sie sich gerade für Nelli entschieden?

Andrea Gunkler: Die Entscheidung hat mir meine Schwiegermutter abgenommen, denn ihr gehört die Katze eigentlich. Sie war schon Teil des Haushalts, bevor ich dort einzog. Und es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis Nelli mich als zu ihrem Clan gehörig akzeptiert hat. Jetzt bin ich voll integriert und bekomme regelmäßig meine Chance, mich als gute Dosenöffnerin oder Streicheleinheitenverteilerin zu beweisen.

Katze Nelli

Gibt es ein ganz besonderes Erlebnis mit Ihrer Samtpfote an das Sie sich gerne erinnern?

Andrea Gunkler: Es gibt so viele Momente, an die ich gern denke, eigentlich an jeden, in dem sie eine Rolle spielt. Ganz besonders in Erinnerung ist mir aber das erste Mal, dass sie mir auf den Schoß sprang und sich dort schnurrend zusammenrollte. Offensichtlich hatte ich ab jetzt ihr Vertrauen verdient. Sie genoss sichtlich und hörbar, wenn ich sie streichelte, forderte mit Blicken auf, weiterzumachen, wenn ich eine Pause machte. Mir ging wirklich das Herz auf und ich vertiefte mich so in das Katzenstreicheln, die Feinheit ihres Fells, die seelentiefen Töne aus ihrer Kehle, dass mir die Beine eingeschlafen waren, bis Nelli beschloss, dass sie nun genug von der Streichelei hatte und lieber wieder in den Garten wollte.

Wie würden Sie den Charakter von Nelli beschreiben?

Andrea Gunkler: Sie ist stur, sie ist eigensinnig, sie ist eine Opportunistin, sie ist eigentlich alles, was Menschen, die Katzen überhaupt nicht mögen, dieser Spezies nachsagen. Aber sie ist auch liebevoll, überaus selbstbewusst, schmeichlerisch manchmal, sie sorgt für gute Laune und Freude bei uns Menschen – und sie hat uns alle voll im Griff. Wenn die Katze miaut, rennt immer einer von uns und ist ihr zu Diensten; wie es schon im Sprichwort heißt: „Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“.

Wie sehen Ihre nächsten Projekte aus?

Andrea Gunkler: Ziemlich anders. Obwohl: die Frauen, von denen mein nächstes Buch erzählt, besaßen auch alle die eine oder andere Katzen-Eigenschaft. Das Buch trägt den Titel „Wahre Heldinnen – Starke Frauen aus Nordhessen“ und wird am 12. Oktober 2018 im Wartberg-Verlag erscheinen. Daneben entwickle ich gerade die Story für einen Thriller. Und dann fallen ihr immer wieder Eigenschaften an Nelli auf, die gut und gern ein zweites „Frag deine Katze“ füllen könnten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Andrea Gunkler: Weltfrieden! Und das ist kein Quatsch. Ich wünsche mir, mehr Menschen würden sich die Zeit nehmen, etwas genauer hinzuschauen, was im Leben wirklich zählt. Ist es tatsächlich das nächste SUV, die grandiose Kreuzfahrt? Oder sind es andere Werte, die wir anstreben sollten? Ich wünsche mir, dass die Menschen weniger nach dem schauen, was ihnen vermeintlich zusteht, als danach, was sie geben können. Alternativ wünsche ich jedem Menschen seine eigene Katze. Sie sind eine Wohltat für die menschliche Seele und bringen tatsächlich das beste in uns hervor, wenn wir uns erst einmal auf sie eingelassen haben.


Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Gunkler.


Andrea Gunkler schreibt Krimis, Liebesgeschichten und jetzt auch einen Katzenratgeber. „Frag deine Katze“ ist ein unterhaltsamer Ratgeber, geschrieben von einer Katzenliebhaberin.

Dieses Interview stammt aus dem Magazin Our Cats

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