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Lass mich raus, lass mich rein, lass mich raus – ach doch nicht! | Mein Weg an die Macht (5)

Heute war der aufregendste Tag in meinem Leben.

Freigang. Ich war im neuen Draußen. Der Beginn gestaltete sich noch etwas zäh. Bestimmt hundertmal lief ich vor der Terrassentür hin und und her. Laut rief ich nach der Dienstbotin, bis sie endlich weich wurde. Mijauchz, Bahn frei! Wie der Blitz jagte ich durch ihre Beine nach draußen. Was konnte ich dafür, dass sie stolperte und mit dem Hintern in eine Pfütze flog? Wie ungeschickt. Jede Katze wäre auf ihren Pfoten gelandet.

Als ich vom Garten auf die Straße lief, machte mich doch so ein blöder Kater an. Von wegen »süße Miez«. Ich bin eine taffe Katzenagentin. Bei Respektlosigkeit verstehe ich keinen Spaß. Der Typ leider auch nicht. Nach meinem ersten Pfotenhieb hat der voll zurückgehauen! Fast hätte er mich kaltgemacht.

Umgehend trat ich den taktischen Rückzug an. Auf den Hinterpfoten stehend kratzte ich wie wild am Glas der Schiebetür. Kurz bevor der Schläger mich erwischte, reagierte Frauchen. Ich sprintete in Sicherheit und zeigte dem Proleten meinen Schwanz von hinten.

Kurz darauf war die Luft wieder rein. Abermals forderte ich die Dienerin dringend auf, die Tür zu öffnen. Nach kurzem Zögern gehorchte sie. Geht doch! Warum nicht gleich so?

Leider musste ich erkennen, …

… dass die Hasenpfote fehlte. Ohne meinen Glücksbringer machte ich ab jetzt keinen Schritt mehr. Diesmal stimmte ich auf der Terrasse ein Katzenvolkslied an, das vom ewigen Warten auf den Liebsten handelt. Als ich das Hohe C erreichte, öffnete das Zweibein endlich. Ich huschte rein und holte die Pfote. Liebes Tagebuch, du kannst dir meine Empörung vorstellen, als der Ausgang auf dem Rückweg zu war. Erst nach einer Ewigkeit und total zerkratzten Türpfosten tanzte das Personal wieder an.

Kaum war ich draußen, fing es an zu nieseln. Ausgerechnet. Also echt, wer jagt bei diesem Wetter eine arme Katze vor die Tür? Herzloses Zweibein. Ich musste ganze fünf Blumentöpfe runterwerfen, bis sie mich ein-ließ. Nachdem ich kurz auf Klo war, wurde es drinnen irgendwie langweilig. Neugierig, wie lange Frauchen vom Kochtopf an die Terrassentür und zurück brauchen würde, startete ich einen Test. Eine Schnecke ist schneller.

Auf halber Strecke roch es angebrannt. Schade um das gute Fleisch. Also, irgendwie wirkte die Bedienung ziemlich gestresst. Ich muss dringend ihre Nerven stählen. Erwarte meinen Bericht …

Deine Katzenagentin Indy

Kerstin Fielstedde wurde in Wolfsburg geboren. Sechs Monate, nachdem sie und ihr Mann Katzen-Zuwachs bekommen hatten, begann sie, inspiriert von Ian und Indy ihren ersten Roman „iCats Kamikatze“ (icats.de/kamikatze) zu entwickeln. Neben dem Schreiben gehören Motorradfahren, Tauchen, Squash und Reisen zu ihren Hobbys – und natürlich Katzen.

Diese Serie ist erschienen im Magazin Our Cats.

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