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Gegähnt wird nicht ohne Grund

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass eine Katze im Laufe ihres Lebens im Schnitt 109.000 Mal gähnt. Es ist einfach herzerweichend, wenn unsere Samtpfoten gähnen. Das Mäulchen wird weit aufgerissen, es findet eine tiefe Ausatmung statt. Die Augen sind meist geschlossen und manchmal kommt es sogar zu einem leichten Tränenfluss. Oft erlebt man auch ein herzhaftes Strecken der Vordergliedmaßen. Nach dem Gähnen scheint die gesamte Katze von den Gesichts- bis zu den Beinmuskeln total entspannt zu sein.

Ursachenforschung

Früher glaubte man, dass Gähnen ein Reflex sei, der angeboren ist. Begründet wurde dies damit, dass schon Katzenbabys gähnen. Heute gilt diese These als widerlegt, da per Definition nur dann von einem Reflex gesprochen werden darf, wenn es einen eindeutigen Reiz von außen gibt, der den Reflex auslöst. Beim Gähnen wurde jedoch kein Beweis dafür gefunden. Naheliegend, da von uns Menschen abgeleitet, ist das Gähnen bei Müdigkeit. Umstritten ist hingegen die These, dass das Gähnen durch eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns im Blut kommt. Vielmehr vermutet die Wissenschaft, dass die Müdigkeit selbst Ursache ist und Gähnen einen gewissen Kick bringt. Denn Gähnen tritt bei Katzen vor allem dann auf, wenn sie erwachen. So hilft das Gähnen dabei, die Restmüdigkeit zu vertreiben, zumal Gähnen fast immer mit einem herzhaften Recken und Strecken einhergeht. Müdigkeit und Langeweile sind manchmal eng miteinander verbunden. Daher steht auch Langeweile im Verdacht, Gähnen bei Katzen auszulösen.

Bei Hunden kennt man Gähnen als Ersatzhandlung oder Beschwichtigungsversuch. Auch bei Katzen wurde dieses Verhalten beobachtet, jedoch nicht so häufig. Manche Katzenhalter berichten davon, dass ihre Samtpfoten bisweilen zur Begrüßung gähnen. Warum das so ist, ist derzeit noch nicht komplett erforscht. Es wird nach derzeitigem Stand aber davon ausgegangen, dass dieses Gähnen mit einem Beschwichtigungsversuch gleichgesetzt werden kann. Wird jedoch ein dauerhaftes Gähnen bei der Katze festgestellt, und kommt auch noch Mundgeruch hinzu, sollte man unbedingt auch an eine Magenentzündung denken. Denn Gähnen kann auch ein Symptom dieser Erkrankung sein. Auch steht Gähnen im Verdacht, ein Indiz für Gehirnkrankheiten zu sein. Doch auch hier die Forschungen noch im vollen Gange.

Dauer des Gähnens

Eine Frage, die sich so mancher stellt, ist, wie lange dauert Gähnen eigentlich? Eine klare Antwort gibt es jedoch nicht: Denn dies ist von der Situation abhängig und von der Ausprägung her sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt dauert Gähnen rund 7 Sekunden. Auch über die Häufigkeit des Gähnens gibt es Untersuchungen: Beim Menschen ist es so, dass dieser fünf bis zehn Mal am Tag, also 240.000 bis 250.000 Mal im Laufe seines Lebens, gähnt. Am häufigsten übrigens morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem Schlafengehen.

Sogar menschliche Föten gähnen schon im Mutterleib ab der elften Schwangerschaftswoche. Bei Katzen gibt es so genaue Forschungen leider nicht. Man geht auf Grund von Hochrechnungen davon aus, dass diese rund 109.000 Mal im Laufe ihres Lebens gähnen. Das entspricht (bei durchschnittlichen 15 Jahren Lebensdauer) rein rechnerisch einer Gähnhäufigkeit von rund 20x pro Tag.

Warum ist Gähnen für Forscher so interessant?

Für die Wissenschaft ist Gähnen zwar erst ein relativ neues, aber dafür um so interessanteres Forschungsfeld. Es geht um die Frage, ob auch bei Katzen – ähnlich wie bei Menschen und Hunden – Gähnen ansteckend ist? Denn dieser Nachahmer-Effekt funktioniert nur, wenn Empathie, also die Fähigkeit, Gefühlsregungen anderer zu erkennen und darauf zu reagieren, vorhanden ist. Menschen mit Störungen wie Autismus reagieren nicht oder nur eingeschränkt auf ihr Gegenüber. Sich vom Gähnen anstecken zu lassen ist daher ein Zeichen von Empathie. Erste Tests zeigen, dass auch bei Katzen das Gähnen ansteckend ist.

Neueste Studien, die den Ursachen des Gähnens auf den Grund gehen wollen, legen den Verdacht nahe, dass durch Gähnen eine Gehirnkühlung bewirkt wird. Jedoch sind diese Studien bisher nur an Ratten durchgeführt worden.

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Fotos: AdobeStock/Valeri Luzina

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