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Züchter-Talk

Angelika Hackenbracht züchtet seit 2008 Rhodesian Ridgebacks und ist so freundlich, uns an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wir haben nachgefragt.

Seit wann züchten Sie?

Angelika Hackenbracht: „Ich züchte seit 2008 die Rasse Rhodesian Ridgeback, im Besitz dieser Rasse sind wir seit 1993, da zog unser erster Rüde ein. Heute teilen wir unser Leben mit vier Hunden. Natürlich alles Rhodesians. Ein elfjähriger Rüde und drei Hündinnen im Alter von acht, fünf und vier Jahren. 

Wie kamen Sie denn zur Zucht?

Angelika Hackenbracht: „Alles fing im Jahr 1998 an, als wir unseren zweiten Ridgeback bekommen hatten. Durch Zufall fand ganz in der Nähe eine Ausstellung statt, die ich mit ihm besuchte. Und da stellte ich fest, dass er von alleine ein großes Gefallen zeigte, sich im Ring zu präsentieren. Auch die Richter waren von ihm angetan. So beschloss ich, mich einem Verein anzuschließen. Er sollte erst gesundheitlich komplett durchgecheckt werden, um dann als Deckrüde in die Zucht zu kommen.

Dabei lernte ich dann auch die Welt der Hündinnen-Besitzer kennen und verfolgte natürlich die Aufzucht der Welpen, die von unserem Deckrüden auf die Welt kamen.

So wuchs der Wunsch, auch einmal eine Hündin bei uns aufzunehmen, und ich machte mich auf die Suche. Nach einiger Zeit wurde ich fündig. Ich fand eine Hündin in den Niederlanden, die drei Welpen hatte – und in der Tat war dort eine für uns dabei. Eine kleine Hündin hatte es uns angetan und sie fügte sich sehr harmonisch in das Rudel mit ein. Sie war freundlich mit einem ordentlichen Temperament. 

Im Jahr 2005 starb dann unser erster Rüde mit 12 Jahren und wir wollten zu unserer Hündin noch ein weitere dazu holen. Dann kam 2005 eine 7 Monate alte Hündin aus Tschechien bei uns ins Rudel. Sie war es, die sich für die Zucht als Favoritin zeigte. Gesund, von mittlerer Größe, aufgeschlossen, mit einer guten Portion Freundlichkeit und Menschenkenntnis.“

Gab es denn auch Rückschläge?

Angelika Hackenbracht: „Unsere erste Hündin hatte eine Größe von 67cm , erlaubt waren im Standard allerdings nur 66 cm. Also bekamen wir die Auflage, in der Linie mit Rüde im normalen Maß zu belegen.
Dazu kam es zwar, aber sie wurde in der Läufigkeit von einem Fremdrüden belegt, der nicht zu dieser Kategorie gehörte und so entschloss ich mich, sie mit Rücksprache des Vereins abspritzen zu lassen.
Das war ein Fehler, wie sich später herausstellte, denn sie ließ sich problemlos belegen. Aber sie resorbierte die Föten mit dem 30. Tag. Ich habe es ein zweites Mal mit ihr versucht – aber mit dem gleichen Ergebnis. Also haben wir sie aus der Zucht genommen und sie durfte und hat sich als gute Tante bei der Aufzucht von den Welpen bewiesen, bis zum Ende ihres 10. Lebensjahres. 

Als Rückschlag würde ich das nicht betrachten, denn es gibt im Leben eines Züchters immer wieder mal Ereignisse, durch die man lernen sollte. Ich sage immer, es ist wichtig, positiv damit umzugehen, indem man eine Lehre daraus zieht. Es ist wichtig, sich für die Rasse einzusetzen und nicht zu versuchen irgend etwas zu erzwingen. Bei mir gibt es auch keine Zwangsbelegungen. Nur was die Natur zusammenfügt und was natürlich lebend geboren wird, mit eigenem Lebenswillen ausgestattet, das wird gefördert.“

 Wie ist Ihr Impf- und Entwurmungsplan?

Angelika Hackenbracht: “Bei den Welpen werden Entwurmungen auf natürlicher Basis gegeben. Viermal im Abstand von 14 Tagen und natürlich wird die Mutter vor der Belegung auf Würmer untersucht. Dazu sammele ich über drei Tagen Kotproben, die vom Tierarzt auf Würmer untersucht werden. Vor der Abgabe werden von allen Welpen die Kotproben über drei Tage eingesammelt und auf alle Würmer und auch Giardien untersucht. Erst wenn der Tierarzt mit zweifelsfrei ein wurmfreies Ergebnis gibt und mir dies auch bescheinigt, werden die Welpen n die neuen Besitzer ausgehändigt. Geimpft wird mit der achten Woche.“

Was unternehmen Sie zur Deckzeitbestimmung?

Angelika Hackenbracht: „Für die Belegung habe ich früher einen Abstrich machen lassen, heute lasse ich einen Progesteron Test machen und fahre dann zum Rüden. Wobei ich noch dazu sagen muss, dass der Rüde, der bei uns mit im Rudel lebt Deckrüde ist/war und mir den Zeitpunkt sehr genau anzeigt. Er wird nur bei läufigen Hündinnen aktiv, wenn er den Eisprung riecht, sonst interessiert ihn die Hündin nicht. Die belegte Hündin bleibt dann in ihrem Rudel so wie es sich für ein Rudeltier Hund gehört.“

Wie sieht die Ernährung aus?

Angelika Hackenbracht: „Die Ernährung bleibt so lange die gleiche, bis durch einen Ultraschall die Trächtigkeit bestätigt wird. Dann gibt es für die Hündin ein Drittel mehr an Nahrung.Zu Beginn der Läufigkeit bekommt die Hündin ProNatal. Das versorgt sie mit allen nötigen Nähr und Vitalstoffen.
Natalen ist eine Geburtskräutermischung für die letzte Trächtigskeitsphase und ist geburts förderlich. Außerdem erhalten meine Hündinnen eine Gabe Selen ab dem 30. Tag der Trächtigkeit und Calcium Frubiase 14. Tage vor der Geburt.“

Dürfen andere Hündinnen während der Geburt dabei sein?

Angelika Hackenbracht: Von der Eröffnung bis zur Geburt dürfen alle im Rudel befindlichen Hunde dabei sein, sie können selbst entscheiden, ob sie sich zurückziehen möchten.“

Haben Sie schon einmal Eifersucht einer anderen Hündin erlebt, oder gar dass eine andere Hündin scheinschwanger wurde und versucht hat die fremden Welpen zu säugen?

Angelika Hackenbracht: „Eifersucht gibt es in meinem Rudel nicht. Alle sind füreinander da und einmal sogar hat eine meiner Hündinnen sich bei der Geburt ihrer Tochter zum Säugen in die Wurfkiste gelegt und ihre Läufigkeit danach 8. Wochen früher begonnen.“

Oder der umgekehrte Fall: benötigten Sie schon mal eine Ammenhündin?

Angelika Hackenbracht: “Nein, meine Hündinnen haben die Welpen immer gut und instinksicher betreut“

Bei einer Frau gibt es das Sprichwort: “Jedes Kind, ein Zahn“. Gilt dieses auch für Hund?

Angelika Hackenbracht: „Ich habe bisher bei meinen Hunden und in der Aufzucht immer ein positives beruhigtes Gefühl gehabt. Solange man die Hündin nicht ausbeutet und und wissentlich in jeder Hitze belegt, sie in ihrem Leben maximal 3 – 4 Würfe hat, bei guter Versorgung und tierärztlicher Betreuung, sollte ihre Kondition und Form bewahrt bleiben. Natürlich kann auch, wie beim Menschen, die  Bindegewebsschwäche dazu führen, dass das Gesäuge danach auch mal hängt.“

Brennt Ihnen noch ein bestimmtes Thema unter den Nägeln?

Angelika Hackenbracht: „Was mich immer wieder ganz besonders nachdenklich macht, ist diese übertriebene Vorsicht, bei tragenden / säugenden Hündinnen oder wenn ein Wurf liegt alles mit Desinfektion zu säubern. In der Natur steht auch keiner mit Desinfektionstüchern da. Die Hündin legt dort ihre Welpen in Höhlen nieder und dort werden sie dann großgezogen und versorgt. Wasser und Seife genügt.

Wenn ich die neuen Welpenbesitzer schon kenne, dürfen sie auch in der ersten Woche an die Wurfkiste ran und bei den Welpen schauen kommen.
Hände waschen, die Schuhe dürfen auch an bleiben, denn der Putzeimer wird immer in Betrieb sein. Ich bin da ganz unbedarft, habe auch noch nie schlechte Erfahrung gemacht.“

Und zum guten Schluss:  Wie finden Sie die richtigen Halter?

Angelika Hackenbracht: „Bei der Auswahl der neuen Welpenbesitzer sollte man sich im Vorfeld, ,bevor die Hündin belegt wird, zu persönlichen Gesprächen treffen und über gezielte Fragen vorsichtig herausfinden, ob die Menschen geeignet sind. Jeder Züchter wird da seine eigene Art haben.
Ich verlasse mich auch immer auf mein Bauchgefühl, will aber auch geklärt haben, wieviel Zeit sie für den Welpen haben und wie es mit Urlaub aussieht, bei Krankheit. Ob das mit der Arbeit vereinbar ist usw. Man kann halt auch nur vor den Kopf schauen. Auch hat mir meine Hündin schon sehr oft gezeigt, dass es nicht die richtigen Menschen waren.“

Liebe Frau Hackenbracht, vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

Angelika Hackenbracht züchtet seit 2008 Rhodesian Ridgebacks.

Dieses Interview stammt aus dem Magazin BreederSpecial.

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