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Geschenke für Frauchen | Mein Weg an die Macht (11)

Geschenke für Frauchen

Heute durchkämmte ich die Gegend und klopfte auf sämtliche Büsche. Die Lage war mau. Kein Vogelspion.

Frust. Wenigstens eine Maus habe ich erwischt. Dumm aber lecker. Warmgespielt schmecken sie am besten. Warum kapiert die Dosenöffnerin das nicht? Dauernd schleppt sie fades Futter an. Bestimmt hat die noch nie im Leben frische Maus gefressen. Mir ging auf, was Frauchen fehlte. Sie musste lernen, wie eine Katze zu sein. Erfahren was es heißt, selbst Beute zu erlegen. Höchste Zeit für ihre Intensiv-Schulung durch Ausbilderin Indy.

Also filzte ich den Garten nochmal durch. Es dauerte nicht lange, da spazierte so ein vorwitziger Nager direkt vor meiner Nase entlang. Drei Minuten später war er mausetot. Dann fing ich Nummer zwei, spielte sie aber nur müde – als lebendes Demonstrationsobjekt. Damit selbst das begriffsstutzigste Zweibein das Vorher-Nachher-Prinzip begriff. Vorsichtig nahm ich beide Mäuse ins Maul und legte sie vor Frauchens Füße. Genauer gesagt an ihr Fußende im Bett. Konnte ich doch nichts dafür, dass sie gerade ihr Mittagsschläfchen machte. Plötzlich sprang die scheintote Maus auf und verschwand unter der Bettdecke. Ha.Mein Plan ging auf. Die rannte nach oben, zum offenen Maul, direkt in ihr Verderben. Aus die Maus. Ich musste mich zurückhalten, den wandernden Deckenbuckel nicht zu jagen. Aber für die Bildung gab ich alles.

Und was machte die Dienerin? Statt mir meine Großzügigkeit zu dan-ken, sprang sie kreischend aus dem Bett. Selbst wenn ihre rot lackierten Krallen völlig unnütz waren … Ich meine, die hätte doch nur kurz zubeißen müssen, dann war das Thema erledigt. Aber nein. Die trat auch noch barfuss auf die heruntergefallene tote Maus und glitschte darauf aus – plus Bauchklatscher. Mensch, wer sollte so was Zermatschtes denn noch fressen? Ich war zutiefst beleidigt. Das Zweibein konnte lange warten, bis ich ihm wieder so ein tolles Geschenk machte. Nicht mal ein Lob hatte ich gehört.

Mein Respekt sank mit jeder Minute.

Selbst Herrchen brauchte mehr als eine halbe Stunde, bis er die Maus verjagt hatte. Ein weiterer Beweis, dass uns die Dienstboten hoffnungslos unterlegen waren. Nicht einmal Basis-Jagdtechniken hatten die drauf. Ein weiter Weg, ihnen auch nur die einfachsten Grundlagen des Katzenlebens beizubringen.

Ich muss deutlich härtere Saiten aufziehen. Ist ja wohl klar, wer ab sofort hier das Sagen haben wird. Zieht euch warm an, Zweibeine. Euer Ausbildungsplan folgt im nächsten Teil …

Deine Katzenagentin Indy

Kerstin Fielstedde wurde in Wolfsburg geboren. Sechs Monate, nachdem sie und ihr Mann Katzen-Zuwachs bekommen hatten, begann sie, inspiriert von Ian und Indy ihren ersten Roman „iCats Kamikatze“ (icats.de/kamikatze) zu entwickeln. Neben dem Schreiben gehören Motorradfahren, Tauchen, Squash und Reisen zu ihren Hobbys – und natürlich Katzen.

Diese Serie ist erschienen im Magazin Our Cats.

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