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Katzen und Socken

Der feline Geruchssinn übersteigt unseren bei weitem, so dass Katzen aus unserer Sicht in einem eigenen olfaktorischen Universum leben, das uns (fast) vollständig verschlossen bleibt.

Katzen werden blind und taub, aber mit einem bereits hervorragend ausgebildeten Geruchsvermögen geboren, der ihnen von Anfang an hilfreich zur Seite steht: Entfernen sie sich zu weit von ihrer Mutter, finden sie mit Hilfe ihrer Nase stets zu ihr zurück. Jedes Kitten ist zudem geruchlich jeweils auf eine spezielle Zitze an der mütterlichen Milchbar geprägt. Sehr praktisch, auf diese Weise gelangen die Hungermäuler ohne Umweg und konfliktfrei an ihre Nahrung.

Zum eigenen Schutz

Jede Mahlzeit wird vor dem Verzehr beschnüffelt: Nicht mehr taufrische Kost sondert im Zersetzungsprozess stickstoffhaltige Aromen ab, auf die unsere Samtpfoten sehr empfindlich reagieren. Das kritische Beschnüffeln hilft also dabei, verdorbenes oder ranziges Futter abzulehnen – wobei ich an dieser Stelle nicht auf den typisch eigenwilligen Geschmack unserer Miezen eingehen werde. Das ist eine andere Geschichte.

Kommunikation

Die Kommunikation über Gerüche und Pheromone ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Wege zur Nachrichtenübermittlung zwischen
Katzen. Riesenvorteil dieser geruchlichen Verständigung: Die Botschaft kommt auch in Abwesenheit des Senders an. Das läuft ein wenig wie bei Facebook: Über den Steckbrief und Posts erhält man diverse Informationen und das unabhängig davon, wann die Mitteilung eingestellt wurde. Markierungen dieser Art machen am meisten Sinn, wenn visuelle und akustische Signale nur schwer zu übermitteln sind.


Ungefährlich-herrlicher Rausch

Neben diesen überaus hilfreichen Einsatzmöglichkeiten und Kommunikationsstrukturen im felinen Alltag wird der Geruchssinn manchmal aus purem Vergnügen eingesetzt: Viele Katzen berauschen sich sehr gern und ausgiebig an Pflanzen wie echter Katzenminze oder Baldrian. Die Schnurrer wittern das Nepeta-Öl der echten Katzenminze bereits in einer Verdünnung von eins zu einer Milliarde.

Respekt. Die geruchliche Ekstase dauert circa 5 -15 Minuten, wobei nicht jede Samtpfote darauf reagiert: Die Wirkung ist angeboren, höchstens 70% aller Katzen sprechen darauf an, der Rest guckt in die Röhre. Der Rausch entsteht übrigens allein durch den Kontakt der Riechschleimhaut mit den Duftmolekülen. Vermutlich werden dabei die gleichen Rezeptoren wie bei arteigenen Pheromonen angesprochen.

Das Tolle an echter Katzenminze oder Baldrian: Der Drogentrip bleibt folgenlos, es wird keine Sucht entwickelt oder gar Gehirnzellen zerstört. Rausch ohne Reue.

Sockenrecycling

Es ist ein wohlbekanntes Mysterium des Alltags, dass beim Wäschewaschen einzelne Socken übrig bleiben. Zaubern Sie ratzfatz aus diesen Stoffwaisen ein berauschendes Spielzeug für Ihre Katzen:

  1. Fülle eine Einzelsocke mit Stoffresten, wahlweise mit Bastelwatte (Bastelladen).
  2. Gebe echte Katzenminze (Nepeta cataria, Zoofachhandel) oder Baldrianwurzel (z.B. Apotheke) in den Socken und knoten das offene Ende fest zu. Voilà, schneller geht’s kaum.

Fotos: H. Grotegut, Titel-Bild: AdobeStock/tache


Die Buchautorin und Tierpsychologin HEIKE GROTEGUT ist studierte
Germanistin und IT-Fachfrau. Neben ihrem Beruf studierte sie
Tierpsychologie an der Akademie für Tiernaturheilkunde.

Der Artikel ist erschienen im Magazin OUR CATS.

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