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Neulich … | wurde ich gefragt, was das Schlimmste am Züchten wäre.

Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich, der Tag der Belegung der Hündin. Mit ihm steht und fällt das ganze Züchten.

„Was?“, konterte mein Gegenüber. „Ich dachte, das wäre der Tag der Abholung. Das muss doch furchtbar sein…“ Sicher, es ist schon traurig. Es gibt Welpen, in die ist man selbst so verliebt, dass es schwerfällt, sie ziehen zu lassen. Aber nach über 8 Wochen intensiver Betreuung ist es dann auch notwendig, das eigene Nervenkostüm wieder ein wenig zu pflegen. Aber es stimmt schon, der Tag der Abholung ist etwas ganz Besonderes. Vielen wird an dem Tag erst bewusst, dass sie ab heute einen Welpen haben. In meinem Welpenvorbereitungskurs widme ich diesem Punkt immer Extra-Zeit. Es grassieren nämlich die kuriosesten Meinungen im Internet, wie dieser Tag zu bewerkstelligen sei.

„Es grassieren die kuriosesten Meinungen, wie dieser Tag zu bewerkstelligen sei“, meint Nathalie Lièvre-Heese.

Viele wollen alles richtig machen – und machen deshalb alles falsch.

Viele wollen ihr Hundebaby mindestes 3-4 mal besuchen

Natürlich damit sie ihm später nicht fremd sind. Fakt ist: der Welpe kann sich das nicht merken. Alles, was nicht im und mit dem Rudel lebt, kommt und geht und ist vergessen. Man müsste ihm täglich den Duft seiner Menschen vor die Nase halten, so wie es bei hypohundbestimmten Hundekindern läuft (die als Diabetikerwarnhunde augebildet werden). Dazu muss man den einen Welpen von Anfang an mit diesem Geruch mindestens 1 x am Tag isolieren und vertraut machen. Und zwar immer in Verbindung mit etwas Positivem. Für den normalen Züchter weder von der Aufgabe, noch von der Zeit in irgendeiner Form zu managen. Der zweite Renner ist das Transportieren des Welpen. Sicher muss es sein. Also packt man den Kleinen in die Transportbox. Die kenne er ja. Was die Korrektheit des Transportes betrifft, sehr löblich. Für den Beginn einer Freundschaft nicht unbedingt. Die Box ist bekannt, das Wegtragen durch fremde Menschen nicht. Nun üben viele Züchter das Autofahren mit ihren Welpen, was auch sehr löblich ist. Wird der Kleine aber von einem Fremden abgeholt, ist es für ihn etwas völlig anderes, als mit dem Züchter in dem vertraut riechenden Auto zu fahren.

Der Tipp, erst einmal zu warten, bis der Welpe im Auto eingeschlafen ist …

… , um ihn dann in die Box zu legen, löst in mir ein leichtes Glucksen aus. Ich möchte es mal so sagen: es wird sehr, sehr, sehr lange dauern, bis der Welpe schläft, wenn überhaupt. Natürlich bestätigen hier Ausnahmen die Regel.
Sicherlich macht es Sinn, längere Fahrten durch Pausen zu unterbrechen, damit der Kleine sich lösen kann. Ich würde die Route danach ausrichten. Eher ungeeignet ist eine Autobahnraststätte mit einem einzigen Grünstreifen, der schon von unzähligen anderen Hunden frequen-tiert wurde. Der Welpe wird vor Schreck erstarren oder aber versuchen, die Flucht zu ergreifen. Von der Ansteckung durch aller sich in diesem Grünstreifen befindenden Keime und Parasiten rede ich gar nicht erst. Wie denn nun Frau Schlaumeier, höre ich es schon in meinen Ohren klingen. Was sagte Salomo gleich im Buch Prediger 7 „Sei nicht allzu gerecht noch zeige dich übertrieben weise“.

Also wie macht man es besser?

Fakt ist: Der Welpe teilt ihre Freude bei der Abholung nicht. Sie nehmen ihm die Mutter und die Geschwister. Und das findet er zurecht nicht schön. Deshalb sollte seine Abholung und die ersten Tage so stressfrei wie möglich laufen. Und zwar ausschließlich für den Welpen. Nicht für Sie.

Der Tag der Abholung?

Vertraue dem Züchter, weil er weiß, wann der Kleine im besten Fall den Wurf verlässt. Das mag vielleicht nicht in ihr Zeitmanagement passen, aber damit fängt „stressfrei“ nun mal an.

Sei pünktlich zur verabredeten Uhrzeit da und frag vorher, wie der Züchter sich diese Abholung vorstellt. Komm nicht zu spät und bitte auch nicht zu früh. Es ist auch nicht nötig, vorher anzurufen, um mitzuteilen, dass sie vor der Tür warten.

Der Welpe sollte immer zu zweit abgeholt werden. Ein Fahrer und ein Welpenkümmerer. Mehr Menschen braucht es nicht im Auto. Eine Box oder Ähnliches sollte auf der Rückbank stehen, für den Fall, dass sich der Welpe dort mit der Decke hineinlegen lässt. Zwing ihn nicht. Er kann auch auf dem Schoss sitzen.

Wickel den Kleinen in die Decke, die du vom Züchter mitbekommst. Ihr Geruch ist ihm vertraut, das sorgt für Sicherheit.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Es schadet nicht, wenn das Hundebaby ein paar Leckereien im Auto bekommt. Vielleicht auch einen welpengerechten Knabber Knochen und natürlich, wenn die Fahrt länger dauert, etwas Wasser.

Verströme Ruhe. Überlege dir deshalb gut, ob du Kinder mitnimmst. Die sich freuen, reden und streicheln. Dein Welpe ist wahnsinnig aufgeregt. Wenn du ihm im Auto mit verzückter Stimme entgegenpiepsen, dann wird ihn das nicht ruhiger machen. Sprich besser leise und eine Oktave tiefer, das hilft ihm dabei sich alsbald zu beruhigen.

Eine Vergabe von 5 Globuli Ignacia C 30 im Auto wirkt gegen Heimweh. Diese bitte allerdings nur noch einmal am Abend geben. Auch nur dann, wenn der Kleine Kummer hat und dann kein drittes Mal mehr.

Immer wieder sind Welpen so aufgeregt, dass sie sich erbrechen. Habe Nux Vomica C 30 im Handgepäck. Erbricht er, gib ihm einmalig 5 Kügelchen. Das sollte die Übelkeit nehmen.

Vergiss nicht, mehrere pipifähige Unterlagen auf Ihrem Schoss oder in der Box zu haben. Je nachdem wie lang die Fahrt ist, auch Feuchttücher, falls nicht nur kleine Geschäfte getätigt werden müssen.

Auf längeren Fahrten an ruhigen Orten Pippi-Pausen einplanen. Ein sicheres Geschirr und Anleinen ist hier Pflicht.

Ein schöner Anfang

So sollte die Abholung für den Welpen nicht zum Alptraum werden und ihr solltet gut zu Hause ankommen. In diesem Sinne wünsche ich allen Welpen und ihren Käufern eine gute Reise ins neue Heim.

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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