Mischlinge verstehen lernen!
Manchmal sind Mischlings-Hunde für den Halter ein Rätsel. Theodor Heßling bringt Licht ins Dunkle und erklärt in dieser Serie, vor welche Herausforderungen die Natur so manche Mischlingskombination stellen kann.
Schäferhund – Rottweiler
Manchmal sind Hybriden, im Volksmund auch Mischlinge genannt, für den Halter ein Rätsel. Denn in ihnen treffen die genetisch unterschiedlichen Anlagen bzw. Merkmale von Mutter und Vater aufeinander, auf die man über Generationen reinerbig selektiert hat. Das kann zur inneren Zerreißprobe für den Hund und damit folglich auch für den Halter werden. Unterschiedlichste genetische Komponenten bei Hybriden können sich nicht nur genetisch (im Genotyp), sondern auch körperlich (im Phänotyp) sehr nachteilig auswirken. Krankheitsbilder können beim Körperbau besonders im Bereich der Gelenke, der Wirbelsäule oder des Gebisses auftreten.
Wenn beispielsweise der Körper des Hundes viel Masse von einem großwüchsigen Vorfahren mitbringt. Und wenn dies auf die Läufe und Glieder eines wesentlich kleineren Vorfahren verteilt wird. So einen Hund besaß z. B. Willi Brand – einen Hund mit langem schwerem Körper auf Dackelbeinen. Dieser Hund musste zeitlebens unter Gelenkproblemen leiden, da die kurzen Beine und der lange Rücken mit zunehmendem Alter zu Schmerzen führen mussten. Dieser Hund wurde häufig abgelichtet, weil viele Menschen das Aussehen für witzig hielten. Unbedacht der Tatsache, dass Hunde mit degenerierten Gliedmaßen und Körperbau oftmals unter Schmerzen und anderen Missständen leiden, finden viele Menschen dies sogar hübsch oder witzig, denn es ist ja besonders und einzigartig.
Hunde ertragen Schmerzen häufig völlig unbemerkt und lautlos. Man muss aber auch sagen, dass auch heute noch Hunde mit Papieren gezüchtet werden, die ich persönlich als Qualzuchten einstufe würde und deren Zucht verboten werden sollte. Es werden heute 10 Hunderassen als Qualzuchten benannt und der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e.V.) ist bemüht, diesbezüglich Abhilfe zu schaffen. In der Regel wird bei der „Zucht“/Vermehrung von Hybriden keinerlei Auslese auf Krankheiten, Größe und Charakter oder andere Merkmale getätigt.
Der Rottweiler Schäferhund Mischling
Schäferhund wie Rottweiler sind sehr kräftige Hunde mit starkem Charakterbild. Beide Hunderassen werden seit vielen Jahrzehnten bewusst unter anderem auf den Schutz- und Wachtrieb gezüchtet. Eingesetzt wurden und werden diese Rassen besonders bei der Polizei, im Schutzhundesport, bei Wachbediensteten und bei der Armee. Beide Rassen sind hochveranlagte Hunde mit einer starken Anlage zu schützen und zu verteidigen, aber auch anzugreifen. Hunde, welche diese Merkmale nicht aufweisen konnten oder können wurden bzw. werden nicht zur Zucht zugelassen. Dadurch haben sich die oben benannten Anlagen stark gefestigt.
So wird er erzogen
Im häuslichen Bereich, in der Familie oder mit Kindern haben diese Hybriden ganz selten Probleme. Es sind liebevolle und angenehme Begleiter. Das Lernverhalten ist sehr gut. Beträchtliche Probleme mit Schäferhund-Rottweiler-Hybriden entstehen recht häufig, wenn man sie im Zwinger hält, wenn auch nur stundenweise, da hierdurch die Hyperaktivität und Aggressionsbereitschaft gefördert wird. Hundehalter solcher Hybriden sollten unbedingt darauf achten, diese Hunde psychisch und physisch auszulasten. Geeignet sind diese Rassen für Personen, die mit dem Hund regelmäßig arbeiten wollen, viel Wert auf eine Ressourcenverwaltung und hochwertige Erziehung legen. Auf Grund der Größe und Kraft dieser Hybriden muss mab sehr viel Wert auf eine kontrollierte und konsequente Erziehung legen. Sonst sind diese Hunde in Konfliktsituationen schwer zu bewältigen. Eine Gewöhnung an Außen- und Umweltreize ist ebenfalls unabdinglich.
Grundsätzlich empfehle ich die Mischung aus Rottweiler und Schäferhund nicht als Familienhund.
Schnelle Erregbarkeit
Grundsätzlich empfehle ich die Mischung aus Rottweiler und Schäferhund nicht als Familienhund. Besonders dann nicht, wenn sich Halter ruhige, leichtführige und mit anderen Artgenossen völlig verträgliche Hunde wünschen. Wenn Hunde dieser Verpaarung ihre Rute stark über der Rückenlinie hochgezogen tragen, ist dies meist ein Anzeichen für Hyperaktivität und Dominanzverhalten, zumindest jedoch für eine schnelle Erregbarkeit. Das ist recht oft zu beobachten.
Aber auch gesundheitliche Aspekte sind zu berücksichtigen. Der Schäferhund trägt ein Risiko für Gelenkserkrankungen in sich. Dies ist bei einer reinerbigen Zucht bekannt, so dass hier Tiere mit der genetischen Anlage für Gelenkserkrankungen nicht zur Zucht zugelassen werden. Bei Rottweiler gilt das gleiche für die Magendrehung. Auch hier schließt man bei einer reinen Rottweilerzucht betroffene Tiere von der Zucht aus, um möglichst robuste und gesunde Hunde zu züchten.
Bei einer Mischlingskombination kann man nun davon ausgehen, dass die Elterntiere gesundheitlich nicht in dem Maße überprüft wurden, wie es bei einer ordentlichen Zucht gemacht wird. Deswegen liegt bei einer Verpaarung dieser Rassen also sowohl die Gefahr einer Knochenerkrankung, als auch einer Magendrehung vor. Diese Gefahren sollte man als Besitzer eines solchen Mixes im Auge behalten.
Foto: Adobe Stock/Karen
Erziehungs-Experte Theodor Heßling.