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Die Reise ins Ungewisse | Mein Weg an die Macht (1)

Liebes Tagebuch,

ich bin fix und fertig. Diese Zeilen schreibe ich dir aus dem Exil. Mein Bruder Ian und ich, die letzten beiden iCats, sind entführt worden. Nun beginne ich zu ahnen, was mit meinen Geschwistern passiert ist, die zuvor unter so mysteriösen Umständen verschwanden. Schuld ist unser Ex-Frauchen. Ja, Ex! Denn wer so etwas Schreckliches tut, verdient mein Vertrauen nicht mehr. Aber ich muss der Reihe nach berichten …

Gleich als die schicke Plastikhöhle auftauchte, hätte ich misstrauisch werden müssen.

Von wegen Luxusappartement mit Sonderleckerchen. Das war eine ganz raffinierte Falle. Während ich innen die Kuscheldecke inspizierte, schob das Zweibein den verschlafenen Ian hinterher, hängte eine Gittertür ein und knallte die zu. Das Ex, denn so nenne ich es ab jetzt nur noch, trug die Höhle zu einem großen Kasten mit Rollen. Ich glaube, man nennt ihn Auto. Du kannst dir meinen Schreck vorstellen, als das Ding plötzlich aufheulte und sich mit uns darin in Bewegung setzte. Mein Bruder, die Memme, fing voll an zu zittern. Ich als die mental Stärkere stimmte lauthals ein altes Katzen-Kampflied an und forderte ihn auf
mitzusingen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir alle Schlacht-Gesänge durch. Heiser und verzweifelt schliefen wir ein.

So verpassten wir die Ankunft in der Fremde.

Ich erwachte von neuen Menschenstimmen und ungekannten Gerüchen. Ian machte sich fast ins Fell. Kein Wunder, nach der langen Zeit in Haft – ohne Klo.

Du musst wissen, mein Bruder ist sehr reinlich und würde nie daneben pinkeln. Ich nehme es da nicht ganz so genau. Plötzlich ging jedenfalls die Tür zu unserer Zelle auf. Um die Sache zu beschleunigen, zwickte ich Ian von hinten in den Po. Der Schisser machte vor Schreck einen Satz nach vorn und stürzte aufs Klo. Wissend, dass ihm in der Streukiste nichts passiert war, tat ich es ihm nach. Verscharrt habe ich meinen Haufen aber nicht. Die Zweibeine sollten Lunte riechen, dass hier bald alles mir gehört.

Jetzt dunkelt es bereits. Ich sitze hinter dem Schrank, Ian klemmt unterm Sofa im Wohnzimmer. Ich glaube, der ist sauer auf mich. Egal. Wir teilen die Zweibein-Kräfte auf. So schnell kriegen die uns nicht. Doch vermutlich ereilt uns bald ein schlimmes Schicksal. Wenn du nichts mehr von mir hörst, bin ich tot, liebes Tagebuch. Aber ich werde kämpfen bis zuletzt. Heute Nacht noch starte ich mit Ian einen Ausbruchsversuch. Wenn alles gut geht, werde ich dir berichten.

Deine Katzenagentin Indy

Kerstin Fielstedde wurde in Wolfsburg geboren. Sechs Monate, nachdem sie und ihr Mann Katzen-Zuwachs bekommen hatten, begann sie, inspiriert von Ian und Indy ihren ersten Roman „iCats Kamikatze“ (icats.de/kamikatze) zu entwickeln. Neben dem Schreiben gehören Motorradfahren, Tauchen, Squash und Reisen zu ihren Hobbys – und natürlich Katzen.

Diese Serie ist erschienen im Magazin Our Cats.

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