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Geheimoperation Kamikatze | Mein Weg an die Macht (2)

Nun ist es sicher, liebes Tagebuch:

Ian und ich wurden verraten und verkauft. Das Ex-Frauchen gab uns für eine Handvoll Scheine in die Streichel-Sklaverei. Und meinen Pokal für die tollste Katze der Welt hat sie auch noch obendrauf gepackt. Da habe ich mich ja wohl verhört: ein Liebhabertier? Ich? Ihr könnt mich höchstens mal gern haben. Niemand darf mich knuddeln – schon gar nicht für Geld. Ohne Top-Agentin Indy! Ich beschloss, unterzutauchen.

Als alles ruhig war, verließ ich das Versteck auf dem Wohnzimmerschrank. Schöner als jede Turmspringerin flog ich von oben herab. Okay, zwei Meter waren vielleicht doch ein bisschen niedrig für einen gehockten Delfinsalto mit Schraube. Irgendwie kam ich blöd auf und stauchte mir den Schwanz. Maua. Ich ließ mir nichts anmerken und kroch zu Ian unters Sofa, um die Flucht zu planen. Da uns bald der Magen knurrte, gingen wir auf Beutezug. Leichtsinnige Dosenöffner. Diese Anfänger ließen ihr Essen herumstehen.

Wir beschlossen, alles weg zu futtern, um sie auszuhungern. Ian erwies sich dabei als große Hilfe. Ratzkatz hatte er zwei Näpfe Thunfisch in Gelee, eine Tüte Backpflaumen und das Körnerbrötchen mit Zwiebelmett auf dem Tresen gefressen. Samt Papiertüte. Ich zerbiss die Packung mit Malzpasten und soff alles Wasser weg. Ein schöner Erfolg. Wollen doch mal sehen, wer hier am längeren Hebel sitzt. Sobald die Zweibeine nichts mehr zu beißen haben, müssen sie raus zum Jagen. Dann übernehmen wir das Revier im schnellen Pfotenstreich und haben freie Bahn.

Das Ergebnis der Revierbegehung war niederschmetternd.

Wir leben im Knast. Komplett gesichert, nicht mal eine Katzenklappe. Aus Protest markierten wir die Wände mit unserem Duft. Das kann dauern, bis es hier anständig nach Katze riecht. Immerhin stank es kurz darauf echt fies nach Katerpups. Ian hatte wohl irgendwas von dem Fressen nicht so recht vertragen. Ständig rannte er aufs Katzenklo. Dort erwischte ihn das neue Frauchen in flagranti.

Mehr als fünf Minuten hockten die beiden im Bad zusammen. Zu lange für eine zufällige Begegnung. Ich hörte Ian leise schnurren und wusste sofort: Da läuft was schief. Auf meine Frage schwieg er nur und lächelte versonnen. Jetzt mal ehrlich, … das sagt ja wohl alles! Kann ich meinem eigenen Bruder noch trauen? Vielleicht ist er schon übergelaufen zu den Menschen. Ich muss ihn auf die Probe stellen. Erwarte meinen Bericht in Teil 3 Auf Ehre und Gewissen.

Deine Katzenagentin Indy

Kerstin Fielstedde wurde in Wolfsburg geboren. Sechs Monate, nachdem sie und ihr Mann Katzen-Zuwachs bekommen hatten, begann sie, inspiriert von Ian und Indy ihren ersten Roman „iCats Kamikatze“ (icats.de/kamikatze) zu entwickeln. Neben dem Schreiben gehören Motorradfahren, Tauchen, Squash und Reisen zu ihren Hobbys – und natürlich Katzen.

Diese Serie ist erschienen im Magazin Our Cats.

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