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Können Hunde träumen?

Davon, dass Hunde träumen können, sind viele überzeugt. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass dein Hund im Schlaf zu verschiedenen Zeiten zittert, mit den Beinen zuckt oder sogar nach einem Schlafphantom knurrt und schnappt und damit ganz klar den Eindruck vermittelt, dass er träumt? Doch ist das wirklich so? Können Hunde träumen?

Von der Struktur her betrachtet ähneln die Gehirne von Hunden denen von uns Menschen. Außerdem sind auch die Muster ihrer Gehirnwellen während des Schlafs den unseren ähnlich und zeigen die gleiche elektrische Aktivität, die auch beim Menschen beobachtet wird. All das passt mit der Auffassung zusammen, dass Hunde träumen. Es wäre sogar überraschender, wenn sie nicht träumen würden, denn neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst simplere und weniger intelligente Lebewesen als Hunde zu träumen scheinen.

Neue Studien

Matthew Wilson und Kenway Louie vom Massachusetts Institute of Technology berichten, dass die Gehirne schlafender Ratten auf eine Art und Weise arbeiten, die ganz klar auf Träumen hinweist. Vieles von dem, was wir nachts träumen, hat damit zu tun, was wir am Tag zuvor gemacht haben. Das scheint auch für Ratten zu gelten. Eine Ratte, die tagsüber durch ein kompliziertes Labyrinth gelaufen ist, kann also durchaus nachts davon träumen. Aus Aufzeichnungen der elektrischen Ströme im Hippocampus des Rattengehirns (desjenigen Teils des Gehirns, der mit der Bildung und Speicherung von Erinnerungen zu tun hat), die man an wachen Ratten durchgeführt hatte, die gerade lernten, sich in einem Labyrinth zu orientieren, erfuhren Wilson und Louie, dass manche elektrischen Muster je nachdem, was die Ratte gerade tat, sich deutlich von anderen abhoben und deshalb gut zu identifizieren waren.

Als die Ratten später schliefen und ihre Gehirnwellen zeigten, dass sie sich in der Phase befanden, in der Menschen normalerweise träumen, tauchten diese gleichen Muster wieder auf. Sie waren sogar so klar und eindeutig, dass die Forscher genau sagen konnten, in welchem Labyrinth sich die Ratte gerade befinden würde, wenn sie wach wäre und ob sie gerade lief oder stand. Wilson beschrieb die Ergebnisse vorsichtig mit den Worten: „Das Tier erinnert sicherlich Ereignisse, die im Wachzustand stattfanden und tut dies während der Traumphase des Schlafs, was genau das ist, was Menschen tun, wenn sie träumen.“

Komplexes Hundegehirn

Weil das Gehirn eines Hundes komplexer ist als das einer Ratte und die gleichen elektrischen Sequenzen zeigt, ist die Annahme gerechtfertigt, dass auch Hunde träumen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie von typischen Hundeaktivitäten träumen. Diese Art von Forschung zieht Nutzen aus der Tatsache, dass die sogenannte Brücke des Hirnstamms, der Pons, eine ganz besondere Struktur enthält, die uns daran hindert, unsere Träume in Handlungen umzusetzen. Als Wissenschaftler diesen Teil des Gehirns bei Hunden deaktivierten, konnten sie beobachten, dass die Hunde umherzulaufen begannen, obwohl die Aufzeichnungen ihrer elektrischen Hirnströme ganz klar bewiesen, dass sie immer noch fest schliefen. Sie begannen sich erst dann zu bewegen, wenn das Gehirn in die Traumphase des Schlafs überging. Im Verlauf der Traumepisode begannen die Hunde tatsächlich die Handlungen auszuführen, die sie auch in ihren Träumen machten.

So fanden die Forscher zum Beispiel heraus, dass ein träumender Pointer tatsächlich nach Wild zu suchen beginnt und sogar in die Vorstehposition gehen kann, ein Springer Spaniel im Traum einen Vogel aufstöbert oder ein träumender Dobermann möglicherweise einen Kampf mit einem Einbrecher ausfechten kann.

Kann mein Hund träumen?

Man kann aber auch ohne die Aufzeichnung von Gehirnströmen leicht feststellen, ob sein Hund träumt. Man muss ihn einfach nur ab dem Moment beobachten, in dem er einzunicken beginnt. Je tiefer sein Schlaf wird, desto regelmäßiger wird sein Atem. Bei einem durchschnittlich großen Hund wird der erste Traum nach etwa 20 Minuten beginnen. Du wirst die Veränderung leicht erkennen, weil der Atem flacher und unregelmäßiger wird.

Es kann zu seltsamen Muskelzuckungen kommen, und wenn du genau hinsiehst, siehst du, wie sich seine Augen hinter den geschlossenen Augenlidern bewegen. Das tun sie deshalb, weil der Hund die Traumbilder tatsächlich so anschaut, als ob sie echt wären. Diese Augenbewegungen sind besonders typisch für die Traumphase des Schlafs. Weckt man Menschen während dieser sogenannten REM-Phase (REM = Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegung) auf, berichten sie immer, dass sie gerade geträumt hätten. Nicht alle Hunde träumen gleich. Merkwürdig ist dabei die Tatsache, dass kleine Hunde mehr Träume haben als große Hunde. Ein Zwergpudel kann einmal alle zehn Minuten träumen, während bei einem so großen Hund wie einer Dogge oder einem Mastiff oft bis zu einer Stunde zwischen den einzelnen Träumen liegen kann. Der Unterschied ist allerdings, dass die Träume der großen Hunde länger dauern.

Titel: AdobeStock/Tatyana Gladskih

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