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Neulich … | traf ich wie häufig beim Spaziergang auf einen fremden Hund.

Oft ist es so, dass gerade Einzelhund-Besitzer zielstrebig auf unser kleines Zuchtrudel zulaufen. Natürlich kann ich verstehen, dass Besitzer von Einzelhunden gerne den Kontakt für ihren Hund suchen.

Zum Beschnuppern braucht der Hund keinen Nasenkontakt

Wer seinen Hund daher an die Leine nimmt, muss gleichzeitig Verantwortung für den Hund übernehmen. Angeleinte Hunde können sich der Situation nicht entziehen, also nicht artgerecht reagieren. Eines der vielleicht unsinnigsten Argumente, dafür dass die Hunde sich an der Leine sehr nah kommen dürfen, ist immer wieder der Satz: „Die müssen sich auch mal beschnuppern können!“ Ach… schon mal was von Mantrailing gehört? Von Rettungshunden? Oder von Drogenspürhunden? Was glaubst du eigentlich, wie gut Hunde riechen können? Und du glaubst tatsächlich, ein Hund müsste dem anderen wortwörtlich „die Nase in den Hintern rammen“, damit er ihn als Weibchen oder Rüden erkennt? Vielleicht an dieser Stelle ein paar Fakten: (Und der Tipp: Kopiere diesen Artikel und gib ihn den nächsten Leinenrampler inkl. Abovorschlag dieser Zeitschrift, mit.) Forscher haben heraus gefunden, dass Hunde mit ihrem Geruchssinn das Alter, das Geschlecht und die Stimmung anderer Hunde wahrnehmen können. Hunde „lesen“ mit ihrer Nase.

Die Hundenase liest die Stimmung anderer Hunde schon von weitem

Der Geruchssinn eines Hundes ist um einige tausend Male empfindlicher als der eines Menschen. Laut dem U.S. National Institute of Standards and Technology ist ein Hund

in der Lage, ein Molekül unter einer Billion anderer Moleküle zu erkennen. Diese großartige Leistung entspräche der Fähigkeit, einen viertel Teelöffel Zucker – aufgelöst in einem olympischen Schwimmbecken – schmecken zu können.“

Dieser Geruchsinn ist darauf zurückzuführen, dass Hunde durch ihre feuchte Nase Geruchspartikel besser aufnehmen können. Die Riechschleimhaut eines Hundes kann eine Größe von 130 Quadratzentimetern oder mehr haben. Bei einem Menschen sind es lediglich 5 Quadratzentimeter und Hunde bis zu 50 Mal mehr Geruchsrezeptoren als wir. Hunde haben also durch ihren Schöpfer ausgezeichnete Fähigkeiten mit in die Wiege gelegt bekommen. Der biblische König David stellte einmal fest, dass der menschliche Körper:“ auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht worden ist“ (Psalm 139:14) Ebenso bin ich von den Fähigkeiten des Hundes beeindruckt. An der Leine können diese durch den begrenzten Radius nicht voll zum Tragen kommen.

Eine kleine Katastrophe

findet aber jedes Mal statt, wenn der Einzelhund ungefiltert in mein angeleintes Rudel hineinläuft. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn dieser an der Leine ist. Auf die Bitte, dass wir keinen Hundekontakt an der Leine wollen, kommt dann oft die Aussage: „Ach, die müssen sich doch mal beschnuppern“ Ich könnte an dieser Stelle erklären, warum Hunde eigentlich sehr gute Nasen haben und dies nicht in einem Direktkontakt machen müssen, aber meistens lasse ich es und gehe nach einer Leinenentwirrung meine Wege.

Darum sollten wir keinen Leinenkontakt zulassen

Kein Leinenkontakt, das ist ein wichtiges Thema, welches ich schon mit neuen Welpenbesitzern im Welpenkurs bespreche. Immer wieder erreichen mich Anrufe von Beißereien, die eben genauso stattgefunden haben: Zwischen zwei Hunden an der Leine. Es ist eine ganz einfache Regel: Hunde an der Leine haben an anderen Hunden nichts zu suchen, schon gar nicht, wenn der andere Hund ebenfalls an der Leine ist. Und schon gar nicht, ohne zu fragen oder wenn sich die Hunde noch gar nicht kennen.

Damit er nicht dahin kann, wo er hin will, sondern um ihn dahin führen, wo wir hin möchten. Die Leine ist quasi unser verlängerter, schützender Arm. Soweit so gut. Der Hund befindet sich also in einem kleinen Radius, in dem er sich frei bewegen kann. Er darf aus diesem Bereich nicht ausbrechen und im Gegenzug soll auch niemand in seinen privaten Bereich, seine „Schutzzone“ eindringen. Es ist aber plötzlich keine Schutzzone mehr, sobald Hunde andauernd in dieser Zone von anderen belästigt werden. Und dann? Empfindet der Hund die Leine nicht mehr als Schutz und letztlich seinen Menschen nicht mehr als vertrauenswürdig.

Warum Leinenkontakt scheitert

Ich frage mich auch oft, wie soll es denn jetzt weiter gehen, sollen die jetzt angeleint ein bisschen spielen? Leinenverheddern ist vorprogrammiert und sollten sich die Hunde wieder Erwartens dann doch nicht so gut riechen können, blöd. Schon mal zwei sich beißenden Hunde von sich verhedderten Leinen getrennt? Gar nicht schön. Durch (spielerische) Sprünge ins Halsband drohen Verletzungen und ganz ungünstig wird es, wenn der eine Hund deutlich mehr wiegt. Wem jemals ein 40kg-Hund vollmotiviert in die Leine gesprungen ist, der weiß, wovon die Rede ist: Fühlt sich ein Hund beim ersten Kontakt mit dem fremden Hund bedrängt, kann er zudem an der Leine nicht ausweichen. Wäre er freilaufend, würde er sich entfernen. Da dies nicht möglich ist, geht der Hund häufig zu drohendem Verhalten über. Er zeigt dem fremden Hund, durch Knurren, Beißen oder Bellen, dass er das nicht möchte. Aber dann ist das Geschrei wieder groß, weil der Hund ja „nur mal eben hallo sagen wollte“.

MEIN FAZIT

Da es ohne Leine nun einmal nicht geht, lautet das Fazit: An der Leine keine Sozialkontakte. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, warum man einen angeleinten Hund an einen anderen ranlassen sollte.

Ihre Nathalie Lièvre-Heese

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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