Was Katze alles kann
Die körperlichen Eigenschaften in Kombination mit ihren außergewöhnlichen Sinnesleistungen machen aus einer Katze ein perfektes Raubtier. Durch das Zusammenspiel ihrer phänomenalen Fähigkeiten wird einer Katze ein sechster Sinn, ein siebter oder sogar ein achter Sinn nachgesagt.
Das Raubtiergebiss
Die Katze ist ein perfekt ausgestattetes Raubtier. Sie besitzt scharfe Krallen, mit denen sie ihre Beute schlägt und festhält, und hat ein typisches Raubkatzengebiss mit den längeren Fangzähnen, die als Tötungsinstrument dienen. Neben ihren vier Eck- oder Fangzähnen hat sie 14 klingenartige Backenreißzähne, die das Fleisch gut zerkleinern können. Insgesamt hat eine erwachsene Katze 30 Zähne.
Die Beweglichkeit
Die Katze besitzt einen extrem beweglichen Körper. Ihr Rückgrat besteht aus bis zu 26 Wirbeln mehr als die menschliche Wirbelsäule. Dadurch, dass die Wirbel viel lockerer von Muskel und Bändern gehalten werden, kann die Katze ihren Rücken viel elastischer bewegen. Sie kann ihren Rücken extrem lang durchstrecken oder zu einem Katzenbuckel durchdrücken. Das macht sie so wendig, dass sie selbst im Lauf oder Sprung akrobatische Drehungen machen kann. Und tatsächlich würde sie jede Yoga-Übung ohne Probleme schaffen.
Zu welchen Höchstleistungen ist der Katzenkörper fähig?
Obwohl die Katze viel und genüsslich ruht, hat sie einen athletischen Körper mit kräftiger Muskulatur. Um in Form zu bleiben, braucht sie dafür kein stundenlanges Fitnesstraining. Sie ist zwar keine ausdauernde Langstreckenläuferin, aber auf einer kurzen Strecke ist sie eine durchaus wendige und schnelle Sprinterin. Je nach Rasse kann sie sogar über 50 km/h erreichen. Im Lauf kann sie ihr bewegliches Rückgrat so stark durchdrücken, dass sie dadurch die Schrittweite extrem verlängert und damit ihr Tempo steigert. Dabei ist ihre Sprungkraft in ihren Hinterbeinen so stark, dass eine Katze im vollen Lauf das Dreifache ihrer Körperlänge überspringen kann. Auch ein schneller Richtungswechsel ist kein Problem, da ihr Schwanz zusätzlich als Ruder dient.
Als Lauerjäger muss sie ihre Beute besonders schnell ergreifen können. Dazu hat sie durch ihre kräftigen Hinterbeine eine Sprungkraft, die sie zielsicher zu ihrem Opfer bringt. Durch ihre frontal gestellten Augen sieht sie dreidimensional und kann Entfernungen perfekt abschätzen. Für einen Satz über einen Graben oder Abgrund ist das ebenso wichtig wie für einen gezielten Sprung auf eine Mauer oder ein Beutetier.
Das Gehirn
Die Teile des Gehirns, die für die Sinneswahrnehmungen zuständig sind, sind bei einer Katze gut ausgebildet. Als erfolgreiche Jägerin muss sie Wahrnehmungen schnell umsetzen können. Die Gehirnregion für “Intelligenz” ist einfacher konstruiert wie bei einem Menschen oder den Primaten. Trotzdem ist eine Katze durchaus intelligent. Sie lernt aus den Erfahrungen, die sie in ihrem Leben macht. Die Jagd liegt ihr aber im Blut und wird über ihre Instinkte gesteuert.
Kleine Kätzchen üben spielerisch ihre Jagdtechniken und lernen dabei ihre körperlichen Fähigkeiten einzusetzen und trainieren ihre Geschicklichkeit. So wird ihr instinktives Jagdverhalten durch eigene Lernerfahrungen perfektioniert. Wer glaubt, eine Katze könnte nicht erzogen werden, der irrt. Auch hier zeigt sich, wie intelligent eine Katze ist. Verbote nimmt sie zwar zur Kenntnis, aber sie ist nicht so ergeben und unterwürfig wie ein Hund. Durch konsequentes Training kann aber auch eine Katze erzogen werden. Durch Leckerlis und Lob lernen Katzen. Wer sich viel mit einer Katze beschäftigt, kann sie durch ein Klickertraining sogar zu Kunststückchen animieren.
Gleichgewichtssinn
Der Gleichgewichtssinn lässt die Katze mit traumwandlerischer Sicherheit auf Zäunen oder Balken balancieren. Der Schwanz dient dabei als Balancierstab. Wie beim Menschen trägt das Innenohr wesentlich zum Gleichgewichtsempfinden bei. Seine Bogengänge sind mit Haarzellen (Flimmerhärchen) ausgekleidet, die die Bewegungen der enthaltenen Flüssigkeit wahrnehmen und fast wie eine Wasserwaage funktioniert. Der jeweilige Stand wird an das Gehirn weitergeleitet, das dafür sorgt, dass der Körper bei Schieflage dagegensteuert.
Da der Mensch auf zwei langen Beinen läuft, hat er auch einen ausgesprochen guten Gleichgewichtssinn. Trotzdem kommt er wegen seiner Körperproportionen nicht an die Fähigkeiten einer Katze heran. Die Katze ist ihm mit ihren vier Pfoten überlegen, weil sie damit doch standfester ist. Außerdem hat sie einen geschmeidigen Körper mit einem sehr elastischem Rückgrat, das extrem beweglich ist. Das große Kunststück, sich beim Fallen auf die Füße zu drehen, schafft eine gesunde Katze in weniger als einer halben Sekunde. Dieser Stellreflex ist angeboren. Selbst wenn eine Katze rückwärts herunterfällt, dreht sich ihr wendiger Körper aus der Rückenlage um 190 Grad reflexartig im Fallen so weit herum, bis der Gleichgewichtssinn meldet, wo wieder oben und wo unten ist. So landet sie sicher auf allen Vieren, denn ihre Beine können den Fall normalerweise gut abfedern, zumindest dann, wenn die Fallhöhe stimmt. Ist ihr Fall zu kurz, schafft sie die Drehung nicht rechtzeitig.
Die Samtpfoten mit Krallen
Die Katze ist ein Zehengänger, das heißt, sie tritt nur mit ihren Zehen auf. Ihre Ballen sind weich, haben aber trotzdem Griff. Sie fährt ihre Krallen nur dann aus, wenn es sein muss. Beim Klettern sind ihre Krallen sinnvoll oder auch auf schwierigen Untergründen setzt sie ihre Krallen wie Spikes ein. Da ihre Krallen komplett eingezogen werden können, ist sie in der Lage sich beinahe geräuschlos fortzubewegen. Hat sie eine Beute im Visier, nähert sie sich fast wie in Zeitlupe, um die richtige Distanz für einen Überraschungsangriff zu erreichen. Ihre Pfoten werden so vorsichtig gesetzt, dass sie nicht gehört wird. Aber trotzdem könnte ein trockenes Blatt durch ihr Gewicht knistern. Als geschickte Jägerin hat sie im Laufe ihres Katzenlebens gelernt, dass sie sich dann weiterbewegen kann, wenn das mögliche Opfer nicht in ihre Richtung schaut. So kann sie auch geduldig verharren, um nicht frühzeitig bemerkt zu werden.
Hat die Katze einen Zeitsinn?
Katzen wird nachgesagt, dass sie ein genaues Zeitgefühl besitzen. Sie nimmt ihre Mahlzeiten gerne pünktlich ein. Dabei hat die Katze aber auch die Gabe ihre Mitbewohner dahin gehend zu manipulieren, dass der Zeitplan für die Fütterung auch eingehalten wird. Aber auch für andere Beschäftigungen oder Gewohnheiten zieht sie feste Zeiten vor. Ihre “innere Uhr“ registriert den genauen Tagesablauf ihrer Familie. Deren Abwesenheiten, Mahl- und Schlafzeiten werden genau gespeichert. Meistens passt sich die Katze diesen Zeiten an. Sie steht mit ihren Menschen auf, ist bei Aktivitäten dabei, kuschelt beim Fernsehen und schläft sogar in der Nacht durch.
Welche übersinnlichen Fähigkeiten hat eine Katze?
Sie flüchtet vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Doch es ist kein zusätzlicher Sinn, der die Katze dazu befähigt, sondern ihre Sensibilität. Die Katzenpfoten sind hochempfindlich. Der Tastsinn der Katzenpfoten reagiert auf kleinste Erschütterungen des Bodens. Sie bemerkt Schritte oder ein nahendes Fahrzeug, bevor sie es sehen kann. Einer Katze wird nachgesagt, dass sie Erdbeben vorhersehen kann. Es wurde schon oft beobachtet, dass einige Katzen bereits 15 Minuten vor dem eigentlichen Erdbeben unruhig werden oder sogar aufschrecken. Feine Sinneskörper in den Laufballen registrieren jegliche Erschütterung des Bodens, lange bevor ein Mensch diese erfassen kann. Sie reagieren auf Veränderungen im Magnetfeld der Erde und fühlen die drastische Erhöhung der statischen Elektrizität. Dadurch kann die Katze nicht nur Erdbewegungen und Erdbeben wahrnehmen, sondern auch Wetterkapriolen “vorausahnen”. Durch ihre Schnurrhaare erfährt sie Luftdruck und Luftfeuchtigkeit, die Vorboten von Unwettern, wie Tornados oder Orkanstürmen sein können.
Katzenphänomene
Immer wieder wird berichtet, dass Katzen über Hunderte von Kilometern nach Hause zurückgefunden haben sollen. Die “innere Uhr” soll auch ihr unglaubliches Heimfindevermögen erklären, denn die Katze hört nicht nur gut, sie kann sich auch Geräusche und die Richtungen, aus denen sie kommen, sehr gut einprägen. Junge Katzen erkunden zuerst nur ihre unmittelbare Umgebung. Im Laufe ihres Lebens dehnen sie ihre Ausflüge aus. Das Revier von unkastrierten Katern kann sich über mehrere Kilometer erstrecken. Mit ihrem Orientierungssinn finden Katzen in einem Umkreis von bis zu zwanzig Kilometern immer wieder nach Hause, denn sie bildet innerhalb ihres Reviers “Hörbilder”. Das bedeutet, dass sie sich Geräusche ihrer Umgebung einprägt, wie einen Fluss, Kirchenglocken, Eisenbahn-, Industrie- oder Straßenlärm, und sich so an einer Art “akustischem Leitstrahl” orientiert. So weist ihr die Geräuschkulisse den Weg. Die Stärke des Schalls und der Einfallwinkel sagen ihr, in welche Richtung sie laufen muss.
Die Katze hat neben dem optischen Bild ihrer gewohnten Umgebung auch noch ein akustisches in ihrem Gehirn gespeichert. In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sie aufgrund bestimmter Tonzusammensetzungen auch in verdunkelten Behältnissen ihre Umgebung exakt lokalisieren kann und sich in den meisten Fällen wieder in Richtung Heimat orientiert. Ist die Katze 50 oder 100 Kilometer von ihrem Heim entfernt, stimmt der Stand der Sonne oder der Sterne nicht mehr mit ihrer inneren Uhr überein, die auf die Ortszeit zu Hause eingestellt ist, und sie läuft so lange, bis alles wieder zusammenpasst.
Die umstrittene Theorie, dass Katzen über Hunderte Kilometer nach Hause gefunden haben, ist eher ein seltenes Phänomen. Sie könnten sich an Autobahnen, Flüssen oder Eisenbahnen orientiert haben bis ein bekanntes Geräusch, z.B. die Kirchturmglocke ihrer Heimat, als Wegweiser diente. Die akustischen Wahrnehmungen durch Augen und Ohren vereinigen sich im Gehirn, in dem die Erinnerungen an Geräusche der engeren Umwelt wie in einem Computer gespeichert sind. Sobald sie in heimatliche Gefilde kommt, orientiert sie sich an bekannten Geräuschen, bis sie ihre Familie wiedergefunden hat. Spielt hierbei der Zufall eine entscheidende Rolle? Ihre außerordentliche Sensibilität, auf das Magnetfeld der Erde zu reagieren, könnte sie dazu befähigen, sich zusätzlich an den geomagnetischen Feldern zu orientieren. Dieser Heimfindemechanismus ist immer noch nicht ganz erforscht. Könnten Eisenpartikel, die normalerweise in tierischem Gewebe vorkommen, entscheidend daran beteiligt sein und einer heimwärts strebenden Katze als eingebauter biologischer Kompass dienen?
Hat eine Katze telepathische Fähigkeiten?
In vielen Fällen kann die Katze mithilfe ihrer Ohren Ereignisse “vorhersehen”. So erlauscht sie, wann ihr Halter nach Hause kommt, weil sie seine Schritte auf der Treppe von denen sämtlicher Nachbarn unterscheidet oder weil sie aus allen Motoren vor dem Haus genau das Auto ihres Menschen heraushört. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die Katze bereits hinter der Wohnungstür wartet, wenn der Halter die Türe aufschließt. Immer wieder werden der Katze übersinnliche Fähigkeiten nachgesagt und dass sie angeblich das Verhalten von Menschen vorausahnt. Sie erfasst die Stimmungen ihres Menschen und weiß die Körpersprache richtig zu deuten, ohne dass der Mensch sich seinem Verhalten bewusst ist.
Eine Katze “spürt” aber wohl eher nicht, dass ihre Familie in Urlaub fährt, sondern hat vielmehr aus Erfahrung gelernt, Reisevorbereitungen richtig zu deuten, da das Kofferpacken mit Alleinbleiben verbunden wird. Vor einem bevorstehenden Tierarztbesuch versteckt sich die Katze, sobald die ungeliebte Transportbox auftaucht. Manchmal ist die Katze sogar verschwunden, bevor die Transportbox zu sehen ist. In einem Altersheim lebt ein Kater, der sich zu den alten Menschen ins Bett legt, die bald darauf sterben. Kann der Kater den Tod riechen oder bemerkt er die körperlichen Veränderungen eines Sterbenden? So sind bei Katzen Vorahnungen bekannt, für die es keine vernünftige Erklärung gibt. Sie warnen ihren Menschen direkt vor einem drohenden Verkehrsunfall oder vor einer Explosion. Die Katze “weiß”, dass ihr Mensch am Abend nicht, wie sonst üblich, heimkommt, und bleibt ebenfalls weg.
Auch die Tatsache, dass zurückgelassene Katzen ihre Menschen nach einem Umzug in einer ihnen völlig unbekannten Umgebung gefunden haben, lässt sich nicht mit den vorhergegangenen Erläuterungen erklären. Der berühmte sechste, eigentlich achte, Sinn der Katze lässt sich kaum wegdiskutieren. Es bleibt die Frage, woher die Katze plötzlich weiß, dass sie gleich Futter bekommt und bereits reagiert. Erkennt sie einfach nur, dass sich der Körper ihres Menschen unmerklich gestrafft hat, als er auf die Idee kam, ihr Futter zu geben, und jetzt eh Zeit für Futter ist? Oder hat sie tatsächlich auf telepathischem Weg empfangen, wie der Mensch sich bildlich vorgestellt hat, aufzustehen und Futter in ihren Napf zu tun? Das Vorausahnen beruht aber in erster Linie auf der Fähigkeit, minimale Zeichen richtig zu deuten und dem Instinkt bedingungslos zu folgen sowie den komplexen Zusammenspiel ihrer phänomenalen Sinne.