So trainierst du Kontrolle auf Distanz
Es gibt Situationen im Alltag, in denen es wünschenswert ist, dass wir unseren Hund auf Distanz kontrollieren können, bspw. ins Sitz oder Platz zu bringen, ohne dass er uns näher kommt.
Im Hundesport, genauer im Obedience, wird diese Übung besonders exakt gefordert und nennt sich dort Distanzkontrolle. Dabei muss der Hund die Positionen „Sitz“, „Platz“ und „Steh“ im Wechsel einnehmen, ohne sich dabei von der Stelle zu bewegen. Das so exakt zu trainieren, bedarf Geduld und Planung.
Hinten fest oder vorne fest?
Generell kann unser Hund die Wechsel auf der Stelle machen, indem er entweder die Hinterbeine fest am Boden lässt oder die Vorderbeine. Die Bewegungsabläufe, die unser Hund dazu lernen muss, sind unterschiedlich.
Vorlieben und Anatomie beachten
Wenn du perfekte Wechsel auf der Stelle haben möchtest, solltest du die Vorlieben und die Anatomie deines Hundes berücksichtigen. Ein schwerer, großer und langer Hund, muss, wenn er vorne fest bleibt, beim Wechsel vom „Sitz“ ins „Platz“ sein ganzes Körpergewicht nach hinten schieben. Für kleinere aber extrem lange Hunde, wie den Dackel, ist es in der Regel besonders schwer, wenn sie hinten fest bleiben, weil sie dann beim Wechsel vom „Platz“ ins „Sitz“ ihren Vorderkörper extrem hochhieven müssen.
Beides kostet viel Kraft und ist in etwa mit einem Liegestütz für uns Menschen vergleichbar. Gerade wenn der Hund älter wird, oder mangels körperlicher Fitness oder Trainings zu wenig oder nicht die geeigneten Muskeln hat, ist dies sehr schwer und anstrengend.
Am besten beobachtest du deinen Hund im Alltag und guckst, wie er sich da hinlegt, hinsetzt oder aufsteht und versuchst dann, diese Bewegungsabläufe in der Distanzkontrolle mit entsprechendem Kommando zu verknüpfen. Bewegungsabläufe, die dein Hund von selbst macht, kann er auch auf Kommando flüssig und mit größtmöglicher Effizienz ausführen.
Wege zum Ziel
Wenn du das Glück hast, dass dein Hund schon von Anfang an von sich aus alle Wechsel richtig macht, das heißt immer hinten oder immer vorne fest, hast du Glück und musst eigentlich nur noch die Kommandos auf den vom Hund angebotenen Bewegungsablauf setzen. Das ist aber nur selten der Fall. Meist musst du zumindest einen Wechsel korrigieren, damit dieser zu den anderen passt.
Am einfachsten geht das, indem du dich vor den Hund stellst, und zwar in einem Abstand, der dem Hund ausreichend Platz nach vorne lässt, um überhaupt alle Wechsel korrekt machen zu können. Gleichzeitig musst du dicht genug am Hund stehen, um ihn mit Leckerchen in der Hand in die entsprechende Position zu führen.
Im ersten Schritt sorgst du nun dafür, dass dein Hund den richtigen Bewegungsablauf macht, um die Position einzunehmen. Am besten übst du immer nur zwei Wechsel gleichzeitig. Also bspw. Sitz-Platz im Wechsel und in einer getrennten Übungseinheit Platz-Steh oder Sitz-Steh. Wenn dein Hund regelmäßig den korrekten Bewegungsablauf zeigt, gibst du das Kommando für den Wechsel, während der Hund ihn macht.
Tipp: Neue Kommandos
Kennt dein Hund schon Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ und „Steh“, die er im Alltag befolgt, nur hast du bisher nicht darauf geachtet, wie er sich hinsetzt, ob er gerade liegt oder sich auf die Seite legt? Dann macht es Sinn, für die Distanzkontrolle neue Kommandos zu verwenden, bei denen du dann auf präzise Ausführung bestehst. Die Nutzung der alten Kommandos führt häufig dazu, dass der Hund deutlich länger braucht, dass „Platz“ jetzt eine bestimmte Form von „Hinlegen“ bedeutet und nicht ein „irgendwie“-Hinlegen ist.
Hat dein Hund das raus, auf Kommando und ohne die Handhilfe auf kurzer Distanz den korrekten Wechsel zu machen, geht es darum, dass du mehr Abstand zum Hund schaffst. Gehe dazu einfach in kleinen Schritten immer weiter vom Hund weg. Bei vielen Hunden klappt das dann auch auf größere Entfernung. Wenn nicht, gibt es Hilfsmittel.
Hilfsmittel für korrekte Wechsel bei größerer Distanz
Es gibt einige Hunde, die Probleme damit haben, die Wechsel noch auf der Stelle zu machen, wenn die Distanz zum Hundeführer größer wird. Sie neigen dazu, auf dich zuzukommen, denn bei dir gibt es die Belohnung oder der Abstand zu dir ist schon das Problem für den Hund. Solchen Hunden musst du klar machen, dass es nicht nur auf den korrekten Wechsel und die richtige Position ankommt, sondern auch darauf, sich nicht von der Stelle zu bewegen.
Dazu gibt es zwei Hilfsmittel, die häufig funktionieren.
- Ein Target, auf dem der Hund die Wechsel machen muss
- Eine Stange, die du entsprechend positionierst und die der Hund nicht überschreiten darf.
Was ist ein Target?
Als Target wird ein für den Hund sichtbares Element bezeichnet, das für ihn ein Ziel (engl. Target) darstellt. Es kann eine kleine Scheibe, ein Stück Teppich aber auch größere Sachen sein, die du auf den Boden legst. Dann ist es ein sogenanntes Bodentarget. Aber es gibt auch bspw. das Handtarget, bei dem der Hund lernt, auf Kommando deine Handfläche zu berühren. Dann ist deine Hand das Target. Abhängig von seinem Einsatz kann es ganz flach oder auch ein paar Zentimeter hoch sein, groß oder klein sein, rund oder eckig. Wichtig ist, dass du dem Hund ein Kommando beibringst, das ihm sagt, dass er sich auf das Target stellen soll.
Möchtest du ein Target nutzen, benötigst du für die Distanzkontrolle eines, das ein paar Zentimeter hoch ist. Der Hund soll wahrnehmen, dass er darauf steht und somit auch erkennen können, wenn er bei den Wechseln das Target verlässt. Ziel ist, dem Hund bewusst zu machen, wann er die Pfoten bewegt. Ein Sandsack ist zum Beispiel eine gute Wahl. Im ersten Schritt bringst du ihm bei, dass er mit den betreffenden Pfoten auf das Target steigen soll, indem du ihn mit Leckerchen darauf führst und bestätigst, wenn beide Pfoten auf dem Target stehen. Macht der Hund das recht zügig und hat scheinbar verstanden, gibst du ein Kommando, wenn er die zweite Pfote drauf setzt. Das trainierst du, bis der Hund irgendwann auf das Hörzeichen mit den Pfoten auf das Target steigt.
Und jetzt?
Nun musst du ihm klar machen, dass er dort bleiben soll und versuchen, ihn vorsichtig am Halsband runter zu ziehen oder zu locken. Korrigiere ihn, wenn er das Target verlässt und bestätige ihn, wenn er dort bleibt. Hat er das verstanden, kannst du zur Distanzkontrolle zurückkehren. Du stellst ihn auf das Target und forderst einen Wechsel. Bleibt er dabei auf dem Target, lobst du ihn, falls nicht, stellst du ihn wieder auf das Target bis er begriffen hat, dass auch bei den Wechseln das Target nicht verlassen werden darf. Klappt das auf dem Target, kannst du es ab und an mal ohne Target versuchen, bis es zuverlässig auch ohne klappt.
Die Alternative, die auch immer gut funktioniert, sind Stangen. Soll dein Hund hinten fest bleiben, legst du die Stange vor die Hinterpfoten, soll er vorne festbleiben, kommt sie vor die Vorderpfoten. Auch bei der Stange gilt, dass sie möglichst nicht verrutschen sollte. Entweder fixierst du sie am Boden oder sie sollten etwas schwerer sein.
Immer dann, wenn dein Hund nun bei den Wechseln die Stangen berührt oder drüber steigt, brichst du ab, korrigierst ihn und lobst ihn, wenn er den Wechsel ohne Berührung der Stange gemacht hat, bis der Hund verstanden hat, dass er die Pfoten, die festbleiben sollen, nicht bewegen darf. Die Stangen kannst du abbauen, indem du zwischendrin mal statt einer Stange nur eine dünne Leine auf den Boden legst oder eine Linie aufmalst. Letzteres ist mehr eine Kontrolle für dich, um eine eventuelle Bewegung besser beurteilen zu können.
Klappen die Wechsel nach Abbau der Hilfe weiter gut und korrekt, kannst du die Distanz zum Hund weiter ausbauen.
Helma Spona