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Warum du deinen Welpen nicht mit anderen vergleichen solltest

Was kann mein Kleiner nicht, was andere in seinem Alter schon können? Das ist die tödlichste aller Fragen. Vier Gründe, warum du deinen Welpen nicht mit anderen vergleichen solltest.

Als frischgebackene Hunde-Eltern kommt man nicht drum herum, seinen Welpen mit anderen Welpen zu vergleichen. In der Hundeschule und beim Welpenspiel gibt es schließlich eine Menge anderer kleiner Hunde, die sich unterschiedlich präsentieren.

Es liegt in den Genen

Im Laufe der Evolution brachte die Zucht zahlreiche unterschiedliche Hunderassen hervor, die sich im Aussehen und Verhalten stark unterscheiden. Einige Hunderassen wurden für spezielle Arbeiten gezüchtet. So entstanden Herdenschutzhunde, mit der Aufgabe, die Viehherde von Hirten und Bauern vor Angriffen durch Wildtiere zu beschützen. Solche Hunde sind deshalb von Natur aus selbstbewusst, wachsam und eigenständig. Sie sind dazu gezüchtet worden, Bedrohungen durch Fremde zu entdecken und sich sodann dem Eindringling in den Weg zu stellen und diesen in die Flucht zu schlagen. Anders sieht es bei den Hütehunden aus. Schäfer wünschten sich einen Hund, der eng mit ihnen zusammenarbeiten sollte, intelligent war und auf Distanz kontrollierbar, damit er dabei half, die Herde gemeinsam über die Weiden zu treiben. Kein Wunder also, dass Hütehunde eng auf den Menschen fixiert sind und nach Anweisungen geradezu streben. Einige Rassen haben ein eher stoisches Temperament. Die meisten Molosser lernen langsam – aber wenn es denn einmal sitzt, dann sitzt es unerschütterlich. Es liegt in ihren Genen. Aus einem Dackel wird keine Dogge – und umgekehrt auch nicht. Dein Hund ist so, wie er ist.

Der Welpen-Wettkampf

„Der Hasso kann schon apportieren und Siegfried geht immer noch nicht bei Fuß!“ Siegfried ist ein Deutscher Boxer, Hasso ein Border Collie. Beide Hunde sind von ihrer genetischen Ausstattung her vollkommen unterschiedlich. Auf der einen Seite Siegfried, der zu einem starken, robusten und wehrhaften Hund heranwächst. Er ist jetzt, als Welpe, noch unendlich verspielt, etwas albern und findet alles großartig. Das ist typisch und wichtig für ihn. Der Boxer ist gedacht als mutiger und wehrhafter Hund – er hat von klein auf keine Angst und geht immer nach vorne raus. Das „Fuß“-gehen lernt er auch, keine Frage, er braucht aber länger, denn die kindliche Begeisterung geht mit ihm durch. Sein verspieltes Temperament wird reifen, ihn aber bis an sein Lebensende auszeichnen. Und wenn Hasso im Alter ernst und aufmerksam wird und immer wieder Neues lernen will, um ausgeglichen zu sein, bleibt Siegfried heiter und unbeschwert. Wechselt man die Hunderasse, dann ist man gleich in einer anderen Welt. Vergleiche machen einfach keinen Sinn.

Hasso lernt als Border Collie rasend schnell.  

Es ist schon so, dass manche Hunde schlauer sind als andere. Die Hunde tragen ihre Instinkte dennoch in sich und zeigen ihre Intelligenz in unterschiedlichen Bereichen. Jeder Hund kann etwas dazu lernen, wenn auch die Lerngeschwindigkeit von Hund zu Hund sehr stark variieren kann. Hunde, deren Arbeitsintelligenz vom Menschen gefördert wurde, wie zum Beispiel beim Border Collie oder Labrador Retriever, lernen generell schneller, auf Signale des Menschen zu achten und diese mit einem Verhalten zu verknüpfen, als solche, die eher eigenständig handeln und nicht vom Menschen trainiert wurden, wie zum Beispiel der Husky, oder der Windhund.

Warum soll unser Welpe der Beste sein?

Warum tun wir uns das an? Warum vergleichen wir unseren Welpen so stark? Es ist wohl eine Mischung aus der Sorge, der Welpe könne hinterherhinken, und man selbst würde als Erzieher des Hundes versagen, was im späteren Zusammenleben einen Nachteil verschafft. Aber das ist in den seltensten Fällen der Fall.

Jeder Welpe ist anders

In Wirklichkeit entwickelt sich jeder Welpe so, wie es der Bauplan seines Wesens genetisch vorgegeben hat. Im Idealfall haben wir uns über seine Rasse informiert und wir suchen uns einen Trainer, der überprüfbare Erfahrung mit unserer Rasse hat. Es ist ein Riesenunterschied, ob du einen Deutschen Schäferhund ausbildest, oder ein Kooikerhondje. Unter Umständen macht es Sinn, eine Spezialhundeschule oder einen Verein zu besuchen, in dem nur unsere Rasse trainiert wird. Dann kann man sicher sein, dass der eigene Welpe auch wirklich von Grund auf verstanden wird. Und es nimmt den Druck.

Hier kommen vier Gründe, warum wir unseren Welpen nicht mit anderen vergleichen sollten:

  1. Jeder Welpe ist individuell. Das liegt sowohl an seinen Genen, als auch in seiner Persönlichkeit und er verdient es so geliebt und akzeptiert zu werden, wie er ist.
  2. Vergleichen wir unseren Welpen mit denen anderer Rassen, handeln wir vollkommen unsinnig. Es ist, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Die genetische Ausstattung ist so verschieden, dass ein Vergleich unmöglich wird.
  3. Ein Vergleich setzt uns unter Druck. Wir zweifeln an uns, und das nimmt unser Welpe wahr. Er braucht aber einen in sich ruhenden und sicheren Menschen, der ihm zeigt, wie er in der Welt zurecht kommt.
  4. Jeder Welpe braucht sein Lerntempo. Es gibt Hunderassen, die lernen langsamer. Dafür überzeugen sie später durch ihr stoisches und ausgeglichenes Wesen. Nimmt man ihnen das, erzeugt die Überforderung beim Hund Nervosität und Rastlosigkeit.

Foto: AdobeStock/Bryce


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