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Neulich … | bekam ich einen Anruf.

Unter Tränen erzählte die frischgebackene Welpenbesitzerin: „Ich bin völlig am Ende!“ Welpen sind süß und niedlich? Ja, aber auch anstrengend und fordernd. Was hilft gegen Versagensängste? Hundehebamme Nathalie Lièvre-Heese verrät uns Ihren 6 – Punkte-Plan.

Sie habe das Gefühl, der Welpe würde sie hassen. Sie würde versuchen, alles richtig zu machen, doch ihre Hände wären zerbissen, von Stubenreinheit könne man gar nicht sprechen. Der Hund wäre nur am Bellen und würde so gut wie gar nicht zur Ruhe kommen und irgendwie habe sie keine Sekunde mehr für sich.

NUN HEIßT ES: DURCHATMEN!

Natürlich hat man seinen kleinen gut aufgezogen und behüteten Welpen vor Augen, dem es anscheinend momentan nicht wirklich gut geht. Und trotzdem heißt es erstmal ruhigbleiben. Erfahrene Züchter, die einen guten Austausch zu ihren Welpenbesitzern pflegen, machen immer wieder die Erfahrung, dass frischgebackene Hundebesitzer mit der neuen Situation völlig überfordert sind, sie meinen alles verkehrt zu machen und dem Hund nicht gerecht zu werden. Ich erlebe das fast in jedem Wurf. Nun heißt es, durch feinfühlige Fragen herauszufinden, ob es sich um die normalen Anfangsprobleme handelt, oder aber es besser wäre, den Welpen zurückzunehmen. Letzteres ist in den meisten Fällen nicht nötig.

WAS UM ALLES IN DER WELT HABE ICH GETAN?

Ohne Zweifel hat jeder neue Welpenbesitzer schon einmal den Punkt erreicht, an dem er das gedacht hat. Vielleicht meint man sogar, das alles sei ein Riesenfehler. Viele haben das Gefühl, komplett zu versagen. Das Wort Stubenreinheit kommt einem vor, wie ein schönes Märchen. Der Welpe? Ein hungriges Monster, ausschließlich geboren, um Chaos zu hinterlassen. Der Schlafmangel tut sein Übriges und man denkt, man habe sich zu viel zugetraut. Diese negativen Gefühle sind normal und nicht das Aus! Ich habe es mir zur Regel gemacht, den Welpenbesitzern erst einmal zuzuhören und ermutige sie, all ihren Frust einmal heraus zu lassen. Ich erkläre Ihnen dann, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Nahezu jeder fühlt sich so und tatsächlich ist es auch ein gutes Zeichen: es bedeutet, dass der Welpenbesitzer die Verantwortung der Welpenhaltung ernst nimmt und dass er womöglich alles daran setzt, um sicherzustellen, dass der Hund den allerbesten Start ins Leben bekommt. Psychologen denken sogar, dass die neuen Hundebesitzer durch eine ähnliche Phase wie frischgebackene Eltern gehen und nennen diese Phase den Welpen-Blues.

EIN TRAUM ZERBRICHT

In der Regel hat der Welpenbesitzer ein ganz bestimmtes Bild in seinem Kopf, welchem er zu 100 % gerecht werden möchte. Leider entspricht die Realität nicht immer der Traumvorstellung und plötzlich sind Sie zu 100 Prozent für dieses unerwartete anspruchsvolle Familienmitglied allein verantwortlich, das Sie 24 Stunden am Tag ohne Pause beansprucht. Das schlaucht natürlich extrem. Es wird schnell alles zu viel und es ist deutlich anstrengender, als man sich das alles vorgestellt hat. Durch die Überforderung sehnt man sich sogar an die welpenfreie Zeit zurück. Das alles sollte für uns Züchter verständlich sein. Der weise König Salomon hat einmal im Buch der Sprüche aufschreiben lassen, dass man mit Geduld einen Befehlshaber für sich gewinnen könne und eine sanfte Zunge einen Knochen zerbräche (Sprüche 25:15). Jetzt ist also Geduld und Verständnis erforderlich. Sowohl vom Züchter für den Welpenbesitzer als auch vom Welpenbesitzer für den Welpen. Nachdem der Welpenbesitzer sein Leid geklagt hat, wird er in der Regel feststellen, dass es ihm schon viel besser geht. In meinen Welpenvorbereitungskursen erwähne ich den Welpen-Blues. Natürlich wird dies immer mild belächelt, aber genau diesen Punkt hole ich dann in diesem Gespräch raus. In Ruhe gehe ich dann einen 6 Punkte Plan durch.

MEIN 6 SCHRITTE PLAN BEIM WELPEN-BLUES:

  1. Die Welpenzeit ist toll und geht schnell vorüber.
    Deshalb ist das oberste Gebot: Die recht kurze Zeit einfach genießen. Alles hat ein Ende, der Welpe wird ruhiger werden. Und bisher ist jeder Hund stubenrein geworden. Der eine früher, der andere später.
  2. Angst ist völlig in Ordnung. Jeder hat Angst. Die Situation ist neu und ungewohnt,
    also sind diese Gefühle völlig natürlich.
  3. Hol dir Hilfe.
    Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt. Sorgen Sie sich um sein Verhalten? Dann suchen Sie sich einen qualifizierten Verhaltenstrainer, mit dem Sie sich alles weitere erarbeiten. Und sprechen Sie über Ihre Gefühle mit Freunden, die es verstehen, dass der ganze Frust auch einfach nur mal raus muss.
  4. Nehme dir Aus- Zeiten.
    Ihr Welpe wird nicht sterben, wenn er eine Zeit lang von jemand anderem beaufsichtigt wird.
  5. Vergiss nicht, dass ihr Welpe ein Baby ist.
    Er ist weder ungezogen, oder schwierig, noch möchte dich ärgern. Der Kleine versucht, in sein neues Leben hineinzuwachsen, und braucht viel Zeit, um das zu lernen. Er ist auf deine Geduld und deine Liebe angewiesen. Er kommt nicht perfekt erzogen vom Züchter und ist auch noch nicht stubenrein.
  6. Du musst viel Zeit investieren, um eine gemeinsame Beziehung aufzubauen.
    Diese Arbeit, Zeit und Energie bilden die Basis für ein harmonisches und glückliches Leben. Die Welpenzeit ist toll und geht sehr, sehr schnell vorüber. Halt dir dies immer wieder vor Augen und genieße die Zeit.

Ihre Nathalie Lièvre-Heese

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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