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Neulich … | schickte mir eine Bekannte eine Anzeige von einem Bolonka-Zwetna-Welpen. Preis: 5000 Euro VB.

Voller Entrüstung wetterte sie, dass einige die Corona-Krise schamlos ausnutzen würden und sie hoffe, dass keiner diesen Wucherpreis bezahlen würde.

Ich wurde nach meiner Meinung gefragt. Schwieriges Thema. Grundsätzlich muss man natürlich sagen, dass Welpen mit Papieren immer teurer sind, als Welpen ohne Papiere. Rassehunde sollten niemals ohne Papiere gekauft werden. Nur bei Welpen mit Papieren ist gewährleistet, dass die Elterntiere alle relevanten rassetypischen tierärztlichen Untersuchungen durchlaufen mussten und Vereine mit Zuchtrichtern entschieden haben, ob diese Hunde sich mit allen Merkmalen zur Zucht eignen. Wer also einen gesunden Rassehund erwerben möchte, kauft niemals Welpen ohne Papiere.

Auch im Hinblick

auf die stetig wachsende Hundemafia ist es ratsam, Welpen mit Ahnentafeln zu erwerben. Warum? Ein Anruf bei dem Verein reicht, um zu wissen, ob der Züchter dort tatsächlich Mitglied ist. Ohne Papiere ist niemand sicher, woher der Welpe wirklich stammt. Auch wenn die Verkäuferin noch so liebevoll im heimischen Wohnzimmer empfängt. Früher erkannte man einen Rassehundewelpen am Preis: Er war einfach teurer. Heute ist das nicht mehr möglich. Hunde aus mafiösen Zuchten, aber auch aus privaten Haushalten, die mal einen Wurf haben möchten, kosten mittlerweile genauso viel, wie Hunde aus gemeldeten Zuchten, bei denen alle Tiere geprüft, untersucht und zur Zucht zugelassen sind. Züchter beobachten dieses Preisgeschehen und versuchen natürlich, ihre Preise anzupassen. Es ist verständlich, dass Züchter sich preislich von Laienzüchtern und Hundevermehrern abheben möchten.

Sind Züchter schlechte Menschen

… oder gar skrupellos, wenn sie sich der momentanen Preispolitik anpassen? Viele sind der Meinung: Ja. Züchter sollen sich dem Rasseerhalt verpflichten und in erster Linie Menschen suchen, die sich dann vorbildlich um ihre Hunde kümmern. Deshalb sollte der Preis moderat sein, Rassehunde mit Papieren sollen für alle Menschen erschwinglich sein. Ich persönlich finde diesen Grundgedanken grundsätzlich richtig und löblich, aber nur bedingt umsetzbar.

Warum?

Wenn man ordentlich gemeldet züchtet, hat man Ausgaben. Man begleitet die Hündin 2 Monate durch die Trächtigkeit, und hat 8 Wochen weiter keine ruhige Minute während der Aufzucht der Welpen. Bei Handaufzucht heißt das 24 Stunden wochenlang zur Verfügung stehen. Sollte ein Welpe dann 5.000 Euro kosten? Dann kommt man hier immer noch auf einen Stundenlohn, der unter 5 Euro liegt. Zum anderen gibt es nun einmal eine Preiserhöhung auf allen Ebenen.

Der Blick auf Tiere hat sich geändert. Wir haben uns verändert. Unser Leben ebenfalls.

Früher hast du einen Welpen vom Bauern bekommen, der froh war, die Welpen nicht ertränken zu müssen. Früher waren die Städte nicht voll von Menschen, die ein Tier halten wollten.
Ob die Welt früher besser war, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.

Fakt ist:

es gibt auf allen Ebenen Veränderungen. Und die Nachfrage regelt nun einmal das Angebot und eben auch den Preis. Wer sich wie und wo diesen Dingen entziehen möchte, das muss jeder selbst entscheiden.
Ich denke, es wird sich alles wieder relativieren, aber momentan finde ich es völlig in Ordnung, wenn offizielle Züchter auch einmal für ihre Arbeit gut bezahlt werden.

Ich habe meinen letzten Wurf

auch zu Corona Zeiten nicht teurer verkauft. Würde ich das noch einmal machen? Ein ganz klares: Nein! Die Welpenkäufer sind nicht besser oder schlechter dadurch, dass sie Geld haben oder nicht. Und die Welpenkäufer schätzen den Züchter dadurch nicht mehr, dass er die Welpen unterpreislich verkauft.

Neulich,

als ich also diese Anzeige und die gepostete Beschwerde der Dame las, die hoffte, dass keiner diese Wucherpreise zahlen würde, dachte ich: „Eigentlich komisch. Für ein Auto, Güter oder aber für Urlaub, da geben die Leute das Geld aus. Weder das Auto noch die Güter oder aber der Urlaub bleiben für 8 bis 15 Jahre und schenken dauerhaft schöne Momente, aber wenn Rassehundepreise nach oben gehen, dann ist das Wucher?“
Im Prediger 3:22 schrieb der weise König Salomo: „Ich habe gesehen, dass es nichts Besseres für einen Menschen gibt, als sich an seiner Arbeit zu freuen, weil das seine Belohnung ist.
Also werde ich mich über meinen nächsten Wurf und die damit verbundene Arbeit freuen und auch die damit verbundene Belohnung annehmen. Ich werde gute Welpenbesitzer suchen und wer dann was zahlt, zahlen kann oder muss, das werden wir dann sehen.

In diesem Sinne: die Warteliste ist eröffnet.

Ihre Nathalie Lièvre-Heese

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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