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Mord ist ihr Hobby

Sie war die erste Autorin, die dem Allgäu ein patentes Ermittlerinnen-Duo geschenkt hat: Nicola Förg lässt in ihren Alpen-Krimis die Kommissarinnen Kathi Reindl und Irmi Mangold ermitteln. Die Allgäuerin lebt auf einem Hof in Prem am Lech, den sie sich – natürlich – mit einigen vierbeinigen Mitbewohnern wie Pferden und Katzen teilt.

Frau Förg, Sie haben den neuen Alpen-Krimi Wütende Wölfe auf den Markt gebracht. Worum geht es in diesen Krimi? 

Nicola Förg: Irmi Mangold hatte in Rabenschwarze Beute einen harten Fall zu knacken. Sie möchte eine Art Sabbatical machen, geht dafür auf eine Alm, die Bäckenalm, die oberhalb von Schloss Linderhof liegt. Die Frage nach der Zukunft unserer Almen treibt mich um. Beweidung ist extrem wichtig für artenreiche Wiesen, für unsere alpine Kulturlandschaft!

Im Buch arbeitet Irmi auf einer fiktiven Projektalm, wo eine aufgelassene Alm wieder bewirtschaftet wird, begleitet von wissenschaftlichen Studien – inklusive der Frage, ob Kühe Hörner brauchen. An sich schon genug zu tun, aber in der ersten Nacht geraten die Tiere in Panik, und am nächsten Morgen finden sich seltsame Pfotenabdrücke. Wenig später wird eine Frau, die einen Hund dabei hatte von den Kühen überrannt und lebensgefährlich verletzt. Das Gerücht, ein Wolf hätte die Herde erschreckt, macht die Runde. Und spätestens als noch zwei Tote gefunden werden, ist es vorbei mit der Auszeit….

Sie leben auf einem Hof im Allgäu. Wie wichtig sind Tiere für Sie?

Nicola Förg: Tiere sind ein Teil unseres Lebens. Wir haben 10 Katzen, 2 Hunde, 4 Pferde, 2 Karnickel, Bienen, Goldfische und einen handaufgezogenen Rehbock. Und natürlich geht es mir auch darum, Haustieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, natürlich haben wir halbverreckte Katzen und Pferde mit tragischer Vorgeschichte wieder aufgepäppelt, aber Tierschutz ist auch Wildtierschutz. Uns Menschen sollte endlich bewusst werden, dass wir alle nur diese eine Welt haben – und zwar zusammen mit all unseren Mitgeschöpfen!

Sie sind sehr engagiert im Tierschutz. Findet man das auch in Ihrer Arbeit als Autorin?

Nicola Förg: Wir wohnen vor den Bergen, wir leben inmitten von Landwirtschaft und machen auch selber unser Heu. Die Tal-Landwirtschaft hat sich massiv verändert, Rinder leben nur noch in Laufställen, werden kaum noch ausgetrieben. Ich bin weit entfernt von der Schelte für die Landwirte. Die Politik muss endlich weg von der Höher-Schneller-Weiter-Subventionierung. Sie muss die belohnen, die klein bleiben, die artgerecht wirtschaften und Ressourcen schonen. Und ja, natürlich fließt das in die Bücher ein!

Ich freue mich, dass ich auf der Tierseite im Münchner Merkur, die ich seit vielen Jahren einmal wöchentlich gestalten darf, und in meinen Büchern kritische Umwelt- und Naturschutzthemen aufgreifen kann und den Leser so zum Nachdenken anrege. Es geht in Scharfe Hunde um die Welpen-Mafia und diese unsägliche Geiz-ist-Geil Mentalität, die auch vor dem „Tiershopping“ nicht Halt macht. Es geht in Mordsviecher um Animal Hoarding. Im Stillen Gift um den Einsatz von Glyphosat und den Irrsinn, nur noch Energiepflanzen für Biogasanlagen anzubauen.

Frau Mümmelmeier.

Katzen gehören auch zu Ihrer Familie. Was fasziniert Sie an ihnen?

Nicola Förg: Aktuell haben wir 10 Katzen, acht davon sind halbtot in ihr Leben gestartet, 2 Kater sind uns zugelaufen und waren in erbärmlichem Zustand. 5 unserer aktuellen Katzen stammen aus Montenegro. Der letzte, Erdi von Erdmann-Delubo, war zweimal so krank, dass wir dachten, wir kriegen ihn niemals durch. Aber wir haben eine großartige Tierärztin und es sind die Katzen selbst, die niemals aufgeben. Fredfred war bei Ankunft 320 Gramm leicht, 2 Wochen alt. Gisela W. hatte 400 Gramm und war etwa 4 Wochen alt. Halbtot ist noch untertrieben, aber sie wollten leben!

Gisela W. mit schwarzer Bankräubermaske, Fredfred ganz schneeweiß mit himmelblauen Augen waren schneller als der Schall. Sie sind nun schon fünf Jahre alt – und ja – sie sind etwas fett geworden. Katzen können auch mit der schlechtesten Startchancen Diven und Könige werden. Ich muss mich selber zitieren, aus dem Buch Scharfe Hunde: „Was taten Menschen, die ohne Katzen lebten? Wie überlebten sie ohne diese hoch telepathischen Wesen, die im richtigen Zeitpunkt da waren? Die das Lachen aus düsteren Seelen hervorkitzelten? Ohne Katzen wurde man sicher depressiv oder psychotisch – oder beides zusammen!“ Oder sehr frei nach Loriot: Ein Leben ohne Katzen ist unmöglich und sinnlos!   

Gab oder gibt es eine ganz besondere Samtpfote in Ihrem Leben?

Nicola Förg: Jede unserer Katzen ist ganz speziell, aber Frau Mümmelmeier von Atzenhuber war der hellste Stern an unserem Himmel. Frau Mümmelmeier war eine Edle, eine Gräfin, eine Diva und eine Philosophin. Sie war nicht einfach „nur eine Katze“, sie konnte in die Seele aller schauen. Frau Mümmelmeier hat Generationen anderer Katzen erzogen, Umzüge toleriert – mit Noblesse, immer bestens gekleidet, immer auch in grenzenloser Hingabe an das Selbst. Trotz Langhaar war sie keine einzige Sekunde verfilzt. Sie hat nie eine einzige Maus gefangen, das war ihr zu proletarisch. Von Frau Mümmelmeier konnten wir alle lernen und sie bleibt jeden Tag in unseren Herzen.

Welches Erlebnis mit ihr bleibt Ihnen ganz besonders in Erinnerung?

Nicola Förg: Das sind sehr viele und weil das so ist, gibt es das wunderbare Buch „Frau Mümmelmeier von Atzenhuber erzählt“ (Emons Verlag). Geschrieben von der Gräfin höchstselbst. Und das kann ich jedem Katzenliebhaber nur empfehlen!

Inspirieren Ihre Katzen Sie auch zum Schreiben?

Nicola Förg: Katzen sind eine Passion, sie sind wahrhaftig, manipulieren dich nicht, sind anrührend, klug und unvergleichlich witzig. Und dann hat man natürlich immer auch tierische Anekdoten im Kopf. Drum hat die Kommissarin Irmi Mangold auch zwei Kater und freut sich immer tierisch, wenn sie schlaftrunken in eine tote Maus oder Katzenkotze tappt. Alles wie im wirklichen Leben (lacht).

Und wie ich gerade Ihr Interview beantworte, liegt Gisela W. so fett auf meinem Schreibtisch, dass ich die Notizen sicher nicht lesen kann. Gaby schläft in einem Korb, der nur halb so groß ist wie sie und Hagen vom Brückengestade (genannt der Kati) schnurrt auf einem Kratzbaum rhythmisch zum Klappern der Tastatur. Sie sind immer dabei…mal drei aus zehn, mal ein paar mehr.

Dürfen wir auf weitere Krimis hoffen?

Nicola Förg: Das ist mein Beruf und ich bin sehr demütig und dankbar dafür, dass es so gekommen ist. Ich sehe es als Privileg, von den Büchern und hier in dieser Gegend leben zu dürfen. Letztlich steckt viel Arbeit, ein gewisser eigener Sinn, Durchhaltevermögen, Pragmatik dahinter – und die Tatsache, dass ich mich gar nicht wichtig für den Weltenlauf erachte. Und so lange man mich lesen will, werde ich weitermachen.

Im Herbst erscheint übrigens mein Weihnachtsbuch Das Winterwunder von Dublin, wo es auch um Pferde geht. Im nächsten Irmi-Krimi Wispernde Wälder geht es ums Waldbaden. Früher ging man auf Waldwegen spazieren. Heute muss man angeleitet von einem Waldbademeister durchs Dickicht, um sich dort selbst zu finden. Dass dabei Tiere aufgeschreckt und junge Bäume zertrampelt werden, kümmert diese Selbstsucher nicht. Tja, in der Szene kann man doch trefflich morden…

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Nicola Förg: Ich wünsche allen, ihr Leben wieder analog zu führen und mit realen Menschen zu verbringen! Diese Internetgläubigkeit ist furchtbar. Man hüte sich davor, alles zu glauben, nur weil es in einer schönen Verpackung daher kommt. Die Menschheit verblödet galoppierend. Das beste Beispiel ist es doch, dass man sich zuhause eine Alexa hinstellt, die einem das Schuppenshampoo und das Katzenfutter bestellt. Warum verzichten die Menschen auf eigenes Denken? Warum exponieren sie sich in sozialen Netzwerken, machen sich zum Affen und beklagen sich dann über Reaktionen? Es gibt offensichtlich keine Diskussionskultur mehr. Jeder poltert einfach los. Vielleicht ist das auch die Folge der sozialen Medien, in denen alle spontan ihre Meinung loswerden, ohne vorher nachzudenken. Meine Mutter hat immer gesagt: Bevor du den Mund aufmachst, solltest du vielleicht noch mal eine Nacht darüber schlafen. Guter Tipp! 

Und wenn ich mir persönlich etwas wünschen darf: Der alte Omaspruch „Hauptsach´ gesund!“ wird bedeutender, wenn man mal lange Zeit eben nicht gesund ist. Ich hatte vor einem Jahr einen Unfall und konnte ewig nicht mehr laufen. Das zehrt und rückt manches in ein neues Licht. Man ist eben nicht unverwundbar. Insofern wünsche ich mir Gesundheit, und dass das Hirn noch lange mitmacht und dass wenige, wirklich wichtige Menschen auch noch eine Weile durchhalten und all die felligen Freunde so lange wie irgend möglich!


Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Förg.


Nicola Förg lässt in ihren Alpen-Krimis die Kommissarinnen Kathi Reindl und Irmi Mangold ermitteln. Die Allgäuerin lebt auf einem Hof in Prem am Lech, den sie sich – natürlich – mit einigen vierbeinigen Mitbewohnern wie Pferden und Katzen teilt. Auch privat spielen Katzen bei ihr eine große Rolle.

Dieses Interview stammt aus dem Magazin Our Cats

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