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Mein Hund ist aggressiv zu anderen | Was tun?

Man kennt das … während des Spazierganges begegnet einem ein anderes Hundeteam und einer der beiden Hunde zieht und zerrt an der Leine, bellt wie verrückt und regt sich fürchterlich auf. Wenn es ganz wunderbar läuft, steigt der zweite Vierbeiner mit ein und man hat seine liebe Mühe einfach weiter zu gehen. Zuerst einmal ist das kein gänzlich ungewöhnliches Verhalten. Nicht jeder Hund ist „Everybody´s Darling“ und das muss er auch gar nicht sein. Ignorieren reicht zum entspanntem Leben völlig aus. Die Frage, bevor man an der Symptomatik arbeitet, ist jedoch:

Wie hat sich diese Verhaltensweise aufgebaut?

Der ein oder andere Hund hat viel- leicht eine unangenehme Erfahrung mit anderen gemacht und dabei gelernt, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Der nächste Kandidat ist insgesamt eher unsicher und kompensiert diese Verunsicherung durch gesteigerte Aggression, zumal er genau weiß, dass der Zweibeiner an der Leine hintendran die Verstärkung ist. Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Fast immer aber wird ein solches Gebaren durch den Hundebesitzer nicht zwingend verursacht, aber doch gesteigert. Anfänglich wurde das beginnende Anbellen oder Zerren an der Leine geduldet, da es noch erträglich war. Im zweiten Schritt folgte dann das vermeintliche „Beruhigen“ des Hundes durch nette Worte oder Taten in Form von Ablenkungsversuchen.
Leider wird dies regelmäßig von unseren Vierbeinern falsch, nämlich als Bestätigung des momentanen Verhaltens gewertet, und die Bemühungen, es „richtig“ zu machen steigern sich.

Was tun?

Eine Möglichkeit des Gegenkonditionierens wäre die Arbeit mit dem Clicker. Ich suche mir in gewohnter Umgebung ein ruhiges Plätzchen und beginne, den Hund nach Augenkontakt mit mir durch den Clicker zu bestätigen. Nachdem hier die Anfänge gemacht sind - der Hund schaut mich unverwandt an und wartet auf
den Click – belege ich das ganze mit einem Hörzeichen ( „Schau“…oder was mir gerade einfällt). Erst wenn diese Übung sicher verstanden und ausgeführt wird, begebe ich mich in Areale mit leichter Ablenkung OHNE anderen Hundekontakt. Wenn es dort auch gut klappt, steigere ich das Ablenkungspotential immer weiter, bis ich endlich den Kontakt mit anderen Hunden suche. Fällt die Leistung zwischendurch ab, bitte unbedingt wieder einen Schritt zurück.

Wichtig ist aber auch die Selbstkontrolle

Sehr oft ist nämlich schlicht der Hundeführer der Auslöser. Ich durfte Hunde erleben, die mit mir an der Leine Entspannung pur zeigten, mit dem Besitzer jedoch in der gleichen Situation Stress bis in die Haarspitzen.
Das liegt einfach an der eigenen Ausstrahlung. Wenn ich als Gassigänger den entgegen kommenden Hund sehe und mein Herzschlag beschleunigt sich, verändere ich auch meinen Geruch. Stresshormone werden freigesetzt, die der Kollege natürlich wahrnimmt.
Weiter fasse ich vermutlich auch die Leine kürzer, verändere meinen Schritt, atme schneller und gebe damit unbewusst meinen Hund das Startsignal zur Attacke. Bin ich hingegen entspannt, weil ich davon ausgehe, die Situation unter Kontrolle zu haben, ist es mein Vierbeiner in der Regel auch.

Martin Weitkamp hat in seinem Leben schon unzählige Hunde ausgebildet: und zwar zu Minensuchhunden, Sprengstoffspürhunden und Schutzhunden. Sowohl bei der Polizei als auch bei der Bundeswehr konnte er eine Vielzahl von Diensthundprüfungen erfolgreich ablegen. Exklusiv in der HundeWelt und hier lässt er uns an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Er ist ebenfalls Autor des Buchs “Im Schatten der Gefahr“.

Titelbild: AdobeStock eldadcarin

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