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Eine Ausbildung hat nichts mit Bindung zu tun

Radana Kuny weiß, dass die Ausbildung eines Hundes nichts mit Bindung zu tun hat. Sie erklärt, warum und zeigt uns, wie das Training am besten funktioniert.

Von wem der Hund seine Ausbildung und das Leckerli erhält, ist nicht so wichtig, hier kommt es ausschließlich auf die richtige Technik an. Auch wir sind bereit, von Lehrern und Ausbildern Wissen oder unser Gehalt anzunehmen, selbst wenn wir privat nichts mit ihnen zu tun haben wollen.

Selbstverständlich macht eine Ausbildung, ein Lernen wesentlich mehr Freude, wenn wir unsere Lehrer schätzen und uns gut mit ihnen verstehen.
Einer Führungspersönlichkeit möchten wir automatisch mehr gefallen, als jemandem, den wir nicht mögen, oder der uns egal ist. Es ist aber keine Voraussetzung für einen Lernerfolg!

Ein Beispiel dazu:

Wir erwarten von dem Hund ein „Sitz“, er legt sich stattdessen hin. Er hat ein Verhalten ausprobiert, sich jedoch für eine falsche Lösung entschieden.
In diesem Fall geben wir ihm kein Futter, sondern holen ihn aus dem „Platz“ raus und wiederholen die Übung. Diesmal trifft er die richtige Entscheidung. Er setzt sich korrekt hin und bekommt sofort ein Leckerli von uns. So lernt er, was das Wort „Sitz“ bedeutet und handelt danach.

Diese geduldige und sanfte Art der Ausbildung sorgt dafür, dass sie dem Hund gefällt und ihn nicht stresst. Er kapiert, dass es nicht dramatisch ist, Fehler zu machen, er keine Angst vor einer Strafe haben muss. Im schlimmsten Fall bekommt er kein Leckerli. Durch diese Erfahrung entspannt er sich und wird somit aufnahmefähiger, was für einen Lernerfolg das Wichtigste ist.

Je mehr der Vierbeiner seiner Natur entsprechend ausgebildet wird, umso weniger Bestätigung in Form von Futter ist mit der Zeit notwendig. Beim Training können wir das Futter mit einer Bezahlung oder einem Gehalt vergleichen. Ein gut gemachter Job wird honoriert.

Arbeit soll Spaß machen

Wenn wir einen Beruf ausüben, der uns glücklich macht, uns tief erfüllt, steht die Bezahlung immer an zweiter Stelle. Wahrscheinlich wären wir sogar bereit, umsonst zu arbeiten, wenn wir unsere Berufung ausleben können und auf das Geld nicht angewiesen wären. Wir empfinden unseren Beruf nicht als Last, sondern als reine Freude, als ein Privileg. So liebt es ein Border Collie, eine Schafsherde zu hüten. Es ist seine Berufung, seine Lebensaufgabe. Dies nicht tun zu dürfen, wäre eine Strafe für ihn.

Wenn wir dagegen eine Arbeit ausüben müssen, die uns nicht liegt, sollte zumindest die Bezahlung stimmen, damit wir halbwegs mit ihr klarkommen. Auch Hunde brauchen eine stärkere Motivation bei einer Übung, die sie nicht mögen oder die gegen ihre Natur geht. Manchmal sind ein aufrichtig gemeintes Kompliment, die Freude über unsere erbrachte Leistung und die Anerkennung unseres Ausbilders, die beste Bezahlung für uns.
Vorausgesetzt, wir achten ihn und legen Wert auf seine Meinung. Dies sollten wir nie bei der Ausbildung unserer Hunde vergessen und ihnen zeigen, wie wunderbar wir sie finden und wie stolz wir auf ihre Leistung sind. Speziell Hunde, die zu den A-Typen gehören, sehnen sich nach unserer Anerkennung und lassen sich von unserer Begeisterung anstecken.

Mental & Körperlich

Jedes Training fördert den Hund auf der mentalen und körperlichen Ebene. Er lernt, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren und seinen Körper gezielt einzusetzen. Zudem kann er seine hündischen Fähigkeiten im gesunden Maß ausleben. Kein Familienhund muss in einem „Beruf“ ein Profi werden. Es reicht vollkommen aus, wenn wir ihm kleine Trainingseinheiten aus den unterschiedlichen „Berufen“ anbieten. Abwechslung macht Spaß und sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Beim Training sollten wir auf eine gute Balance achten. Zu viel Neues kann genauso stressig sein und ihn überfordern, wie zu wenig Neues.
So könnten wir ihm am Montag eine Fährte legen. Am Mittwoch ein paar Geschicklichkeitsspiele mit ihm einüben und am Donnerstag gemeinsam mit ihm reizende Senioren im Altersheim besuchen. Samstag trainieren wir den Abruf mit der Pfeife im Hundepark und Sonntag legen wir einen faulen Couch-Tag ein.

Sie sehen, es gibt viele Trainingsmöglichkeiten in unserem Alltag. Wir bilden den Hund aus, bringen ihm ein erwünschtes Verhalten durch bewusste nonverbale und verbale Signale bei. Ich vergleiche viele Trainingsübungen mit einer Dressur, da dieser Begriff sehr gut erklärt, um was es tatsächlich geht.

Jedem Hund fällt es leicht, auf nonverbale, körperliche Signale zu reagieren, da das Deuten der Körpersprache in allen Lebewesen tief verankert ist. Das Lesen der Körpersprache ist eine angeborene Fähigkeit und Notwendigkeit für unser Überleben. Wir erkennen durch ein sichtbares Verhalten die Absicht unseres Gegenübers und können uns dadurch auch vor Angriffen schützen. Jeder Hund versteht sofort, dass er auf Abstand gehen soll, wenn ein fremder Hund sich groß macht und ihn starr anschaut.

Die Bedeutung der gesprochenen Worte muss dagegen mühselig erlernt werden. Wer von uns kennt nicht das ständige Vokabelpauken aus der Schule?

Körpersprache

Deshalb ist es sinnvoll, die Ausbildung eines Hundes zuerst auf der Körpersprache aufzubauen und nonverbale Sichtzeichen einzusetzen. Erst wenn der Hund wie erwünscht auf unser nonverbales Zeichen reagiert, ergänzen wir es mit einem verbalen Signal, dem gesprochenen Wort.
Bei uns lernt der Hund als Erstes das Zeichen für BLEIB kennen. Wir stellen uns mit ausgestreckter Handfläche (wie ein Stoppschild) vor ihn und geben ihm fast zeitgleich ein Leckerli.
Nach kurzer Zeit bewegen wir uns ein bisschen weg vom Hund und kommen dann wieder zurück und wiederholen das Zeichen. Der Hund lernt, dass dieses Handzeichen ein Warten, ein Stopp bedeutet und er sich sicher sein kann, dass wir wieder zu ihm zurückkommen. Diese Übung empfiehlt sich vom ersten Tag an, wenn ein neuer Hund bei uns einzieht. Sie ist perfekt, wenn er gerade entspannt ruht. Auch wenn wir nur für einen kurzen Moment das Zimmer verlassen, machen wir diese BLEIB-Handbewegung. Diese ständige Wiederholung vermittelt ihm nach einer gewissen Zeit das Vertrauen, dass es nicht schlimm ist, wenn wir aus seinem Blickfeld verschwinden und er uns nicht folgen soll.
Darauf bauen wir das „Alleinsein“ – Training auf.

Wenn der Hund das nonverbale BLEIB-Signal beherrscht, ergänzen wir es mit einem verbalen Signal. Ganz kurz bevor wir die Hand zum BLEIB heben, sagen wir das Wort BLEIB (in meinem Fall: Stay). Es sollte immer dasselbe Wort, in der gleichen Tonlage sein. Mit der Zeit begreift der Vierbeiner, dass das gesprochene Wort die gleiche Bedeutung wie die ausgestreckte Hand hat. Später wird er auf beide Signale gleich gut reagieren.

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Titel: AdobeStock/Milan

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