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Sind schnarchende Hunde dümmer?

Die Wissenschaft wirft ein faszinierendes Licht auf das Schlafverhalten unserer Vierbeiner. Schnarchende Hunde träumen nicht. Und das hat Folgen.

Yuna schläft. Auf einmal fängt sie an zu winseln.

Ihre Öhrchen zucken, und die Pfötchen rudern in der Luft. Yuna träumt. Das Gehirn unserer Hunde kann das Denken nämlich nicht lassen. Auch nicht während des Schlafens. Es ist wie eine unaufhörliche Gedankenfabrik, die niemals zur Ruhe kommt.

Tagsüber wird das Gehirn des Hundes mit Eindrücken bombardiert.

Und dabei werden Verbindungen zwischen einzelnen Ereignissen angelegt. Das sind nichts anderes als Handlungsketten, die der Hund beobachtet hat. Also zum Beispiel: Herrchen kratzt sich am linken Ohr, gleich steht er auf, nimmt die Leine und wir gehen eine Runde raus. Manche Verknüpfungen wollen wir als Trainer beim Hund anlegen, andere sind störend. Tagsüber wird der Verstand also von einem ständigen Strom von Eindrücken überflutet und im Traum nimmt er sich die Zeit, alles zu analysieren und zu bewerten.

Es ist im Grunde genommen so ähnlich wie bei Aschenbrödel und ihren Linsen: Die guten kommen ins Köpfchen, die schlechten ins Mülltöpfchen. Der Reim mag vielleicht nicht so gut sein, aber er bringt es auf den Punkt. Wichtige Dinge gelangen in den Langzeitspeicher des Gedächtnisses, unwichtige Dinge werden gelöscht. Deshalb sind Träume wichtig. Sie räumen auf im Chaos und machen das Denken klar. Der Hund nutzt sie, um aus seinen Erfahrungen zu lernen.

Die Hirnforschenden Giulio Tononi und Chiara Chirelli konnten außerdem zeigen, dass im Schlaf synaptische Verknüpfungen abgebaut werden, die im Wachzustand zwar angelegt wurden, die aber vergleichsweise zu wenig stark waren. Der Hund festigt und generalisiert sein Verhalten also erst im Traum.

Nur: Schnarchen und Träumen schließen sich gegenseitig aus.

Schnarchen entsteht meist durch eine Entspannung der Kehlkopfmuskulatur, was zu einer teilweisen Blockierung der Atemwege führt – und auch zu einer Traumblockade. Ein Hund, der selig schnarchend neben uns liegt, schwebt nicht in Traumwelten, in denen er Knochen über endlose Regenbogenbrücken jagt. Er schläft tief und traumlos. Und das ist für den Hund ein echtes Handicap.

Er hat einen ganzen Tag voller Spiele, Schnüffeln und Herumtollen erlebt, ein paar Lektionen in der Hundeschule verstanden und nun gelangen diese Informationen einfach nicht in sein Langzeitgedächtnis, weil das Schnarchen das Gehirn am Sortieren hindert. Mist! Und schon hechelt unser kleiner Schnarcher in der nächsten Woche in der Hundeschule schon wieder hinter all diesen superklugen und superintelligenten anderen Hunden hinterher. Nicht etwas, weil er schlechter lernt als andere. Sondern weil er etwas von der nächtlichen Magie verpasst, die Lernen erst möglich macht.

Aber was soll man machen? Ihn beim Schnarchen aufwecken? Auf keinen Fall. Wird der Schlaf immer unterbrochen, verändert sich die DNA des Hundes. Sie altert. Die Natur hat eine andere Lösung: Hunde tagträumen und haben die Möglichkeit, auch in diesen Phasen Informationen zu sortieren. Nur nicht so gut. Und deshalb braucht ein Schnarcher Ruhe und Verständnis.

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