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Urlaub mit Hund | Auf vier Pfötchen durchs Tessin

Ballermann? Kreuzfahrt? Safari? Wer auch im Urlaub auf seinen Liebling nicht verzichten möchte, sollte sich ein Reiseziel aussuchen, das Hunden keinen unnötigen Stress aufbürdet. Podenco-Mix Lana probierte mit ihrer Menschenfamilie das Tessin aus. Ein Erlebnisbericht von Marco Wehr.

Zwei Drittel nehmen den Vierbeiner mit in den Urlaub

Bei einer repräsentativen Umfrage eines Marktforschungsinstituts gaben 2019 rund 67 Prozent der befragten Tierhalter an, ihren Hund bereits mit in den Urlaub genommen zu haben. Zu diesen zwei Dritteln gehören auch meine Frau und ich. Und wenn es um die Reiseplanung geht, stehen Lanas Bedürfnisse ganz oben auf der Agenda. Schließlich möchten wir die Gegenwart der mittlerweile sechsjährigen Hundedame nicht missen, ihr aber dabei auch auf Reisen gerecht werden. So steuern wir mit ihr nur Ziele an, die mit dem Auto in maximal acht Stunden Fahrtzeit erreichbar sind.
Nachdem Lana schon Dänemark, Südtirol oder Luxemburg mit uns kennenlernen durfte, fiel diesmal die Wahl auf das Nachbarland Schweiz. Genauer: das südliche Tessin am Luganersee. Ein ebenso wichtiges Kriterium war die Reisezeit. Im Frühsommer sind die Temperaturen für Mensch und Tier im Tessin noch erträglich und es besteht immer die Möglichkeit, schnell in höhere Lagen auszuweichen, wo es merklich kühler ist.

Als Basislager für unsere Woche hatten wir uns für ein hundefreundliches Hotel in Serpiano entschieden, hoch und ruhig über dem Südufer des Luganersees gelegen. Hier trafen wir auch auf andere Hunde mit ihren Menschen und eine entspannte Atmosphäre, wo es auch nichts ausmachte, wenn einmal ein Bellen durch den Speisesaal hallte oder zwei Rüden sich auf der Terrasse anbläfften. Von hier aus gelangten wir zu Fuß und mit der Seilbahn innerhalb weniger Minuten hinab an den See oder mit dem Auto entspannt an viele Ziele in der Umgebung. So zum Beispiel in das nahe Valle di Muggio.

Gassigehen zwischen den Erdzeitaltern

Sehr empfehlenswert für Vier- und Zweipfoter ist hier eine Wanderung durch den Geo-Park Parco Gole della Breggia. Der rund 65 Hektar große Geopark ist ein Fenster zur erdgeschichtlichen Vergangenheit des Alpenraumes. Hier hat die Breggia im Zeitraum von rund 200 Millionen Jahren eine tiefe Schlucht ins Gestein geschliffen und dabei geologische Schichten aus der Zeit freigelegt, als weite Teile Europas noch vom Meer bedeckt waren. Die gut ausgebauten Wege sind mit vielen Infotafeln ausgeschildert und führen immer wieder durch schattige Waldabschnitte und an flache Badestellen am Fluss. Einer der Höhepunkte auf dem weitläufigen Gelände ist jedoch vergleichsweise jung und eine Kuriosität zugleich. Wie eine moderne Nachahmung eines römischen Tempels wirken die Ruinen des früheren Zementwerkes Sabeca. Der riesige Komplex aus den 1960er Jahren wurde 2003 stillgelegt und zunächst sich selbst überlassen. Einige Jahre später entschloss man sich jedoch, das Werk als Industriedenkmal zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Am entgegengesetzten Ende des abgeschiedenen Muggiotals ragt der Monte Generoso in den Tessiner Himmel. Der über 1.700 Meter hohe Berg mit dem Panoramarestaurant Fiore di Pietra ist eine der schönsten Aussichtspunkte im Tessin und zu Fuß über verschiedene Wanderrouten gut zu erreichen. Wir wählten als Startpunkt für unseren Aufstieg Bellavista, eine Haltestation der Zahnradbahn „Ferrovia de Monte Generoso”, und benötigten mit Lana gut anderthalb Stunden bis zum Gipfel. Unbedingt beachten: Wasser mitführen und immer wieder dem Tier anbieten! Nachdem man auf der Aussichtsplattform ausgiebig das Alpenpanorama und den Blick über die italienische Po-Ebene genossen hat, belohnt die Rückfahrt mit der Zahnradbahn. Auch hier ist die Mitnahme von Hunden kein Problem. Dabei ist die Fahrt als solche schon eine eigene Attraktion für sich.

Alpensee unter Palmen

Es geht in nur 40 Minuten im gemächlichen Tempo hinunter nach Capolago am Südufer des Luganersees. Der Kontrast zwischen Startpunkt und Endstation könnte nicht viel größer sein. Auf neun Kilometern durchquert die „Ferrovia” de Monte Generoso eine abwechslungsreiche Bilderbuchbergwelt mit Wildpferden, Gämsen, Almen und dichten Wäldern, bevor sie an diesem schönen Alpengewässer unter Palmen haltmacht. Hier bietet sich natürlich die Gelegenheit für eine kleine Abkühlung für den Hund, allerdings nicht im Seebad vor Ort, denn dort sind Tiere nicht gestattet. Allerdings finden sich abseits des offiziellen Badeabschnitts immer wieder frei zugängliche flache Stellen, die für eine kleine Fellkühlung geeignet sind. Da unsere Lana wasserscheu ist, machte sie jedoch von diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch.

Gleich gegenüber von unserer Unterkunft auf der Halbinsel Ceresio liegt Morcote, das für viele eines der schönsten Dörfer der Schweiz ist. Natürlich wollten wir uns dieses Highlight nicht entgehen lassen und sind zunächst mit der Seilbahn zum Ufer auf unserer Seeseite heruntergefahren und haben dann mit dem Schiff die kurze Überfahrt von Brusino hinüber nach Morcote auf dem spiegelglatten See genossen. Und tatsächlich, Morcote ist ein gepflegtes Tessiner Dorf mit einem geschmackvoll-authentischen Ortsbild, einer schönen, sehr italienisch anmutenden Seepromenade, und mit leichtem Zugang zum Wasser. Unter dem Arkadengang entlang der Piazza Granda finden sich kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants. Ein echter Höhepunkt nach exakt 404 Treppen Aufstieg ist die schöne barocke Pfarrkirche Santa Maria del Sasso. Von hier oben aus eröffnet sich ein fantastischer Blick auf die Dächer von Morcote und den Luganersee.

Fazit:

Lana und uns hat es im Tessin sehr gefallen. Die Region ist landschaftlich abwechslungsreich und sehr entspannt gegenüber Reisenden mit Hund. In allen Restaurants waren wir zusammen willkommen und konnten jedes Verkehrsmittel nutzen. Unsere Unterkunft war sogar ein ausgewiesenes Hundehotel. Auch das Wetter war, besonders in den höheren Lagen, gut verträglich. Aber auch hier sollten Aktivitäten nicht unbedingt auf die Mittagszeit gelegt werden, da die Sonneneinstrahlung auch Ende Mai/Anfang Juni schon sehr stark ist. Wir gehen davon aus, dass Lana sich im Hochsommer nicht mehr wohlgefühlt hätte. Sehr viele schöne Wanderrouten und dabei immer wieder Möglichkeiten, aus kühlen Alpenbächen zu trinken oder sich die Pfoten abzukühlen, waren große Pluspunkte.

Organisatorisches: Für die Einreise in die Schweiz genügt ein EU-Heimtierausweis, eine Mikrochip-Kennzeichnung und eine gültige Tollwutimpfung, die mindestens 21 Tage alt ist.

Gesundheitsprophylaxe: Die Faustregel, dass man mit Hunden nichts falsch macht, wenn man nur nicht ans Mittelmeer reist, gilt längst nicht mehr. Durch den Klimawandel breiten sich „südliche” Krankheiten leider bereits auch nördlich der Alpen und damit auch in der Schweiz aus. Dazu gehören die Babesiose und Ehrlichiose (von Zecken übertragen) sowie Leishmaniose und der Herzwurm (Stechmücken). Gegen Babesiose und Leishmaniose ist eine Impfprophylaxe möglich. Zeckenabwehr-Präparate und den Hund in der Dämmerung in einem geschlossenen Raum lassen, um Mückenstichen aus dem Weg zu gehen, machen es den Quälgeistern zwar etwas schwerer, ein Restrisiko besteht trotzdem.

Ein Reisebericht von Marco Wehr

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