> KatzenFreizeitOutdoorTraining

Straßentraining – geht das?

Als Katzenhalter ist man hin- und hergerissen. Man möchte für seine Mieze nur das Beste

Sie soll alles haben, was sie braucht und ihr natürliches Verhalten ausleben dürfen. Dazu gehört dann aber auch das Streifen durch die Natur. Leider werden aber viele Stubentiger Opfer von Verkehrsunfällen. Die Angst geht also bei jedem Freigang mit.

Wann ist Freigang Tabu?

Wenn man an einer Hauptverkehrsstraße wohnt, sollte man das Risiko nicht eingehen, die Samtpfote hinauszulassen. Taube oder blinde Katzen müssen auch auf ungeschützten Freigang verzichten. Katzen sind nicht in der Lage, Entfernung und Geschwindigkeit von Fahrzeugen einzuschätzen. Und man kann ihnen auch leider nicht erklären, dass sie vor der Überquerung einer Straße nach rechts oder links schauen sollen.

Training

Aber man kann ihnen stark befahrene Straßen ein wenig vermiesen. So könnte man Freunde fragen, mit ihrem Auto vorsichtig an der Samtpfote vorbeizufahren und sie mit einer Wasserpistole zu besprühen oder zu hupen. Die Katze erschreckt sich und wird schnell nach Hause laufen. Das muss einige Male wiederholt werden. Eine hundertprozentige Garantie gibt es aber nicht, dass sich die Samtpfote nicht doch an stark befahrene Straßen herantraut. Man kann aber auch den Freigang einschränken. So macht es Sinn, die Samtpfote nur tagsüber nach draußen zu lassen. Nachts wird sie schnell übersehen und die Gefahr, dass sie angefahren ist größer.

Rückruf

Hört die Katze auf ihren Namen und lässt sie sich zuverlässig zurückrufen, dann gibt das dem Katzenhalter ein wenig Sicherheit. Wir haben hierzu mit Jana Ebinger von der Tierakademie Scheuerhof gesprochen.

Frau Ebinger, Sie haben einen Trainingsplan zum Rückruf von Katzen erstellt. Warum ist das Rückrufsignal so wichtig?

Jana Ebinger: Wohnt man beispielsweise an einer Straße und möchte seine Katze nachts gerne im Haus und in Sicherheit wissen, dann ist es toll, wenn man ein gut trainiertes Rückrufsignal hat und die Katze damit abends bequem reinrufen kann. Oder natürlich, wenn ein Tierarzttermin ansteht oder die Katze gar mehrmals täglich Medikamente benötigt. Aber auch, wenn man seinen Freigänger auch tagsüber ab und zu zwischendurch zu Gesicht bekommen und ihn nicht nur zufällig mal am Futternapf treffen möchte.

Kann das jede Katze lernen?

Jana Ebinger: Ja, das kann jede Katze lernen, außer vielleicht sie ist taub. Das Prinzip ist ja auch denkbar einfach. Die Katze muss lediglich lernen, dass das Rückrufsignal eine Belohnung verspricht, für die es sich lohnt, nach Hause zu kommen. Wie gut es klappt hängt hauptsächlich von folgenden Faktoren ab:

Wie stark sind die konkurrierenden Verstärker draußen? Sitzt ihr kleiner Jäger gerade vorm Mauseloch oder genehmigt sich eine leckere Vorspeise bei der Nachbarin, dann müssen Sie schon ganz schön was auffahren, wenn Sie möchten, dass Ihre Katze trotzdem kommt. Das ist zugegebenermaßen nicht immer einfach, aber auch nicht unmöglich.

Wie sieht die Belohnungsgeschichte aus? Generell müssen Sie sich das gewünschte Verhalten Ihrer Katze durchaus etwas kosten lassen, denn glauben Sie mir, Ihre Katze führt Buch über die „Einnahmen“ (z. B. leckere Maus, Spielen mit Frauchen, dösen im Bett) und „Ausgaben“ (beispielsweise ein langer Weg nach Hause, sich vom Mauseloch entfernen etc.). Und wenn Sie bislang reichlich aufs „Rückrufkonto“ eingezahlt haben, dann stehen die Chancen gut, dass die Katze auch dann kommt, wenn sie gerade gemütlich unter einem Busch in einem weiter entfernten Garten geschlafen hat. Die gute Nachricht: Manchmal gibt es auch Kredit. Haben Sie Ihre Katze also seither auch dann fürstlich entlohnt, wenn sie nur vom Wohnzimmer in die Küche getrabt kam, wenn der Pfiff ertönte, dann stehen die Chancen gut, dass sie den Pfiff so positiv abgespeichert hat, dass sie sogar dann kommt, wenn sie zum Beispiel gerade auf der Jagd ist.

Was muss man beim Training beachten?

Jana Ebinger: Katzen sind sehr intelligent und auch sehr wählerisch. Die Futterqualität muss in der Regel sehr gut sein. Seien Sie kreativ und probieren Sie aus, was Ihre Samtpfote am liebsten mag. Fisch, Innereien (Leber essen viele Katzen gerne) oder doch lieber Malzpaste? Seien Sie in Sachen Belohnung nicht geizig. Denken Sie immer daran, dass Sie die Katze motivieren möchten zu etwas, das aus Katzensicht zunächst einmal nicht besonders sinnvoll erscheint, nämlich auch dann nach Hause zu laufen, wenn es woanders gerade sehr spannend ist. Was das Rückrufsignal angeht ist es sinnvoll, eine Pfeife oder Glocke zu nutzen, die recht weit zu hören ist, da viele Katzen einen großen Radius haben. Zuletzt noch ein sehr wichtiger Punkt: Üben Sie häufig und lassen Sie die Katze nachdem sie nach Hause kam auch möglichst häufig wieder raus, wenn sie möchte.

Gesicherter Garten oder Balkon

Wer trotzdem Angst hat, seine Mieze nach draußen zu lassen, ihr aber ein wenig Freiheit bieten möchte, kann den Balkon oder den Garten katzensicher einzäunen. Dies muss bei Mietobjekten aber mit dem Vermieter vorher abgesprochen werden. Wer diese Möglichkeit nicht hat, der kann versuchen, mit seiner Katze Ausflüge an der Leine zu unternehmen. Das setzt natürlich auch ein gutes Training und vor allem ein sehr gutes Katzengeschirr voraus. Für alle anderen Katzenhalter gilt es, die Wohnung für ihre Samtpfote so attraktiv wie möglich zu gestalten und ganz viel Zeit zum Spielen einzuplanen, damit die Katze ausgelastet ist.


… Sie wissen ja, nur eine glückliche Katze ist eine zufriedene Katze.” Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Ebinger.


Jana Ebinger ist zertifizierte TOP Trainerin der Tierakademie Scheuerhof. Auf ihrem Blog www.trainingsglueck.de eröffentlicht sie regelmäßig Artikel rund ums Thema Tiertraining.

Dieses Interview stammt aus dem Magazin Our Cats

Teilen