Arthrose: Warum es eine große Rolle spielt, wo der Schmerz sitzt
Lilli ist eine sehr charmante und bildhübsche Cocker Spanieldame. Stets fröhlich und mit einem liebevollen Frauchen gesegnet, bilden die beiden ein echtes Dream-Team und sie hängen sehr aneinander. Als Lilli mit ihrem Frauchen Iris in meiner Praxis erscheint, ist diese sehr besorgt und erzählt mir mit zitternder Stimme die ganze Geschichte.
„Immer wenn Lilli sich nach ihrem Vormittagsschläfchen aufsteht und sich streckt, beginnt sie zu humpeln. Sie steigt über den Rand des Körbchens und die Beinchen scheinen sie nicht zu halten. Das zerreißt mir das Herz. Nach einer halben Stunde ist davon dann aber fast nichts mehr zu sehen.“ Aber das Gleiche passiert auch nachmittags. Ich schaue mir das genauer an. Erst sieht es so aus, als würde die Pfote gar nicht vollständig abgesetzt werden und wenn einige Zeit vergangen ist, sieht man fast gar nichts mehr davon. Sie läuft sich also ein. Dennoch scheinen die Schmerzen nicht vollständig vorbei zu sein. Denn auf dem Spaziergang zeigt Lilli deutlich, dass sie Probleme hat. Rennen andere Hunde draußen begeistert auf sie zu und wollen mit ihr spielen, hebt sie ihre rechte Vorderpfote und humpelt leidend und auf drei Beinen zurück zu Iris.
Gewissheit bringt in einem solchen Fall nur ein Röntgenbild.
Beim Tierarzt wird das gesamte Bein geröntgt und schnell ist klar: Lilli hat Arthrose in den Zehengelenken. Meistens betrifft eine Arthrose im Zeh das Zehengrundgelenk. So schlimm sieht es erstmal gar nicht aus. Doch gerade in diesem Bereich habe ich in meiner Praxis die Erfahrung gemacht, dass es für die Vierbeiner schon zu Beginn der Arthrose sehr schmerzhaft zu sein scheint. Die Position, also welche Gelenke betroffen sind, spielen eine Rolle. Je nach Gelenk entstehen unterschiedliche Belastungen im Stand sowie im Lauf und manche Schmerzpunkte werden nur in gewissen Bewegungen ausgelöst. Neueren Daten zufolge kommt Arthrose im Fuß genauso häufig vor, wie Arthrose im Knie, im Ellenbogen oder in der Hüfte, sie ist also weit verbreitet. Trotzdem ist dieser Bereich verhältnismäßig schlecht untersucht.
Es kommt zu Schmerzen, die sich vor allem beim Auftreten oder Abrollen bemerkbar machen. Langfristig verändert sich durch die Erkrankung das Gangbild, da das Gewicht immer mehr auf die Außenkante des Fußes verlagert wird. Äußerlich können ein geschwollenes und gerötetes Areal auf eine Arthrose im Zehengelenk hinweisen. Die Erkrankung kann an allen vier Pfoten auftreten und die Hunde vermeiden es, sich dort anfassen zu lassen.
Bei Arthrosen an den Füßen können Injektionen mit Hyaluron helfen.
Hyaluronsäure wirkt entzündungshemmend so können die Knorpelzellen unterstützt werden. Cortison ist ebenfalls möglich, da es Schmerzen und Entzündungen lindert. Gleichzeitig aber schädigt es die Zellen und kann auch Knorpelzellen langfristig zerstören. Deshalb ist eine Injektion mit Hyaluron nach dem heutigen Stand vorzuziehen. Stoßwellentherapie ist ebenfalls eine Möglichkeit, die bei Arthrosen in den Zehen oder am Fuß erfolgreich eingesetzt wird, oft in Kombination mit Injektionen und Physiotherapie.
Die Lage des betroffenen Gelenkes ist wichtig für den richtigen Umgang mit Arthrose.
Lilli ist in der Phase 2. Typisch für diese Phase sind Steifheit nach langem Liegen, „Einlaufen“ bis die Lahmheit verschwunden ist und Phasen, in denen das Gelenk geschwollen und erwärmt ist. Hunde, die an Pfotenarthrosen leiden, profitieren von ausgewogener und vielseitiger Bewegung. Ruhig gestellte Gelenke verschleißen, die Pfotenmuskulatur verkümmert und so wird das gesamte Gewebe unflexibel. Die Faszien versteifen und der Knorpel wird nicht mehr ausreichend versorgt und baut sich ab. Risikofaktoren sind alle Arten von Sprüngen, sowie das übermäßige Laufen auf Asphalt. Man kann die Pfoten mit gezielten Dehn- und Kräftigungsübungen wieder aufbauen. Dazu sollte der Hund gezielt über unterschiedliche Arten von Untergründen laufen. In der Physiotherapie gibt es dafür spezielle Sensorik-Puzzle-Matten aus Kunststoff. Der Hund balanciert darüber und muss mit die gesamte Pfote abrollen. Das macht alles wieder schön geschmeidig.
Tipp: Selbermachen
Man kann so etwas aber auch ausgezeichnet selber bauen: Geeignet sind: Kisten mit Mulch, Sand, weichem Kies, umgedrehte Eierkartons. Ich arbeite gerne mit der Oberfläche des Fit-Bones. Er hat den Vorteil, auf jeder Seite unterschiedlich starke Noppen zu haben, so dass man die Pfote vielseitig stimulieren kann. Auf diese Weise kräftig man die Pfotenmuskulatur. Die Vekürzungen in Muskulatur und den Faszien wird reduziert, so lindert man den Druck auf die Gelenke und der Knorpel kann sich wieder regenerieren. Die Dehnung baut eine Gegenspannung auf, so dass die Muskulatur wieder erstarkt.
Zeichen für eine Pfotenarthrose:
- Plattfüße
- Watschelnder Gang
- Anlaufschmerzen
- Belastungsschmerzen beim Abrollen
- Ausweichen auf die Innen- oder Außenkante der Pfote
- Tastbare Knochenauswüchse
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