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Nicht für jeden Hund ist eine HuTa das Beste

Nemo wurde während der Corona-Zeit adoptiert. Nun geht alles wieder seinen „normalen“ Weg und Frauchen muss ins Büro. Da Mitnehmen leider keine Option ist, bleibt hier nur eine Tagesstätte für Hunde als Lösung. Aber was ist, wenn das nicht funktioniert?


Insa H. schreibt uns: „Ich habe lange im Homeoffice gearbeitet und jetzt geht das nicht mehr. Ich muss 2 Tage die Woche ins Büro. Jetzt habe ich während der Corona-Zeit einen Hund adoptiert. Das ist jetzt ein Problem. Denn ich kann Nemo nicht mit ins Büro nehmen, aber ich kann ihn natürlich auch nicht die ganze Zeit zu Hause lassen. Also habe ich eine Hundetagesstätte ausprobiert. Dort werden die Hunde in Gruppen gehalten und ich dachte, das wäre eine gute Idee, weil die Tagesstätte auch gleichzeitig eine Hundeschule ist. Die Frau machte auch einen guten Eindruck und ich vereinbarte einen Probetag. Als ich Nemo abholte, war es merkwürdig. Die Frau war nicht da, obwohl wir eine Zeit vereinbart hatten. Sie kam mir sogar mit ihrem Auto entgegen und ich hatte fast das Gefühl, sie würde vor mir weglaufen. Ein Mitarbeiter übergab mir meinen Hund. Nemo hat mich gesehen und ist sofort zum Auto gelaufen. Später fand ich getrocknetes Blut an seiner Lefze. Seitdem habe ich kein Vertrauen mehr in solche Leute und Nemo ist sehr nervös in der Nähe von anderen Hunden. Ich möchte das Beste für ihn und suche eine zuverlässige Lösung, was könnt ihr mir raten?“

Liebe Insa,

das ist wirklich eine starke Geschichte. Und es ist natürlich verständlich, dass du dir jetzt große Sorgen machst. Irgendwas muss dort passiert sein. Du schreibst nicht, ob sich dein Nemo verletzt hat. Aber das ist auch egal. Irgendwie ist Blut geflossen – und das ist schlecht. So etwas darf in einer Hundetagesstätte nicht passieren. Man bringt nur Hunde zusammen, die sich vertragen. Und wenn trotz aller Vorsicht etwas passiert, muss man den Besitzer informieren. Leider haben sich sehr viele Leute während der Corona-Zeit einen Hund angeschafft und gehen jetzt wieder ins Büro. Mit diesem Problem bist du also nicht allein. Und das ist wohl auch der Grund, warum die Hundetagesstätten wie Pilze aus dem Boden schießen. Und wie so oft gibt es gute und schlechte. Aber das sieht man ihnen nicht an. Die Internetseite sieht gut aus, die Leute verkaufen sich auch gut – niemand schreibt: Ich sperre die Hunde zusammen und gehe dann Kaffee trinken und kümmere mich nicht weiter darum.

Grundsätzlich ist die Idee von HuTas eine gute Sache, weil sie es Menschen ermöglichen, einen Hund zu halten, die das sonst nicht gut könnten. Weil sie single sind, Vollzeit arbeiten oder viel unterwegs sind. Früher gab es so etwas nicht. Wer keine Zeit hatte, hatte keinen Hund. Also grundsätzlich finden wir HuTas gut. Aber wie findet man eine gute? Und ist das wirklich immer noch eine gute Idee für Nemo? Wenn ein Hund in einer solchen Einrichtung eine beängstigende Begegnung hatte, kann ihn eine ähnliche Situation nervös und sehr unglücklich machen. Viele glauben, dass sich der Hund mit der Zeit daran gewöhnt, wenn man ihn so lange in eine HuTa bringt, bis er sich wohl fühlt. Das funktioniert nicht. Ihn immer wieder in die angstauslösende Situation zu bringen, macht ihn nur noch empfindlicher, und das wird er unserer Erfahrung nach auch zeigen. Entweder durch Aggression oder durch verstärkte Angstreaktionen wie Zittern oder Verstecken. Was ist nun zu tun? Wir würden dir raten, einen Gassigänger zu engagieren.

Es gibt professionelle Dogwalker, die morgens kommen und mit Nemo in einer verträglichen Gruppe Gassi gehen. Das bedeutet, dass Nemo nicht ohne Leine mit anderen Hunden in einem Zwinger ist, sondern mit zwei oder drei anderen Hunden draußen spazieren gehen kann. Durch die Leine ist er geschützt und kann so nach und nach seine Angst vor anderen Hunden abbauen. Ein guter Gassigeher besucht dich vorher zu Hause, geht mit dir und Nemo spazieren und zeigt dir auch, welche Hunde er zu Nemo dazu nimmt.

Er kann dir auch zwischendurch Handyfotos von Nemo schicken, damit du auch ein bisschen Kontrolle hast. So merkst du auch, ob es Nemo gut geht und er sich auf seinen Dog-Walker freut oder ob er in ein Vermeidungsverhalten verfällt. Wenn Nemo tagsüber zwei bis drei Stunden unterwegs ist, kann er den Rest der Zeit müde und entspannt auf dich warten.

Eine andere Möglichkeit wäre ein guter Nachbar. Eine Person, die sich schon immer einen Hund gewünscht hat, aber selbst keinen halten kann. Vielleicht wäre diese Person bereit, während deiner Abwesenheit bei sich zu Hause auf deinen Hund aufzupassen. Und was Nemo betrifft: Wenn er anderen Hunden aus dem Weg geht, solltest du ihn darauf trainieren. Das geht am besten mit einem erfahrenen und souveränen älteren Hund. Such dir eine Hundeschule, die das anbietet. Denn Nemo braucht wie alle Hunde Auslauf. Und am besten findet ein Teil dieser Bewegung ohne Leine statt, damit er so schnell rennen kann, wie er will, und das kann viel schneller sein, als du es kannst. Dann hat er auch ein bisschen Selbstbestimmung beim Spielen, er kann schnüffeln oder buddeln oder was immer ihm gerade Spaß macht. Auch das macht Hunde glücklich.

Auf jeden Fall solltest du Nemo weiter trainieren. Je mehr Handlungsketten dein Hund kennt (z.B. „Sitz“ – Leckerli, Leine, los), desto mehr Kontrolle hat er. Routine macht ihn ruhiger und stärkt die Bindung und das Vertrauen ins Leben und in dich. Und was dich angeht: Leider hast du eine schlechte Erfahrung gemacht. Überleg dir, woran du es vorher hättest merken können, zieh deine Lehren daraus und dann geht voller neuer Vertrauen wieder in die Welt hinaus. Nemo zuliebe. Denn er spürt dein verloren gegangenes Vertrauen und das tut ihm nicht gut.

Tu also, was du musst, um das Vertrauen in dich zurück zu gewinnen. Und dazu gehört es auch, dir deinen Fehler zu verzeihen. Wir sind schließlich alle nur Menschen, und Fehler gehören dazu. Sie sind auch nicht schlimm, wenn man aus ihnen lernt. Dann dürfen sie in die Vergangenheit wandern und machen uns weiser und klüger. Kopf hoch, liebe Insa, du schaffst das schon!

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