Zahnpflege – mit System ans Ziel
Zweimal täglich Zähne putzen, so haben wir es von klein auf gelernt. Dass wir nun aber auch die Zähne unseres Stubentigers putzen sollen, ist vielen neu und suspekt. Kaum einem ist aber bewusst, zu welch dramatischen Folgen Zahnprobleme auch bei Katzen führen können.
Beläge und Zahnstein werden oft als rein kosmetisches Problem wahrgenommen. Gelbe Zähne sehen einfach unschön aus – egal ob bei Mensch oder Katze. Doch gelbe Zähne als rein optisches Problem zu verharmlosen, das alleine die Ästhetik betrifft, ist ein grober Fehler. Denn was der Laie als gelbe Zähne sieht, entpuppt sich unter dem Mikroskop als wahres Sammelsurium an verschiedensten Stoffen, die aber eines gemeinsam haben: Sie schädigen den Zahn!
Die fatale Entwicklung
So weiß dann auch der Tierarzt, dass nahezu jedes Zahnproblem seinen Ursprung in gelben Zähnen hat. Der Tierarzt spricht von gelblichen, gelartigen Plaques, die sich auf der Zahnoberfläche ansammeln. Dies ist der erste Schritt. Im zweiten Schritt härtet diese Plaques durch Einlagerung von Salzen aus dem Speichel aus und werden zu hartem Zahnstein. Die poröse Struktur dieser harten Plaque ermöglicht wiederum die Einlagerung von Futterresten und Bakterien. Insbesondere die Ausscheidungen der Bakterien führen zu einer Entzündung des Zahnfleischsaums, was der Tierarzt Gingivitis nennt.
Beim Fortschreiten einer solchen Entzündung werden Zahnfleischtaschen gebildet, in denen sich Milliarden von Keimen ansiedeln können. Doch damit nicht genug: Bedingt durch die Entzündungsprozesse wird sich der Knochen zurückbilden, der den Zahn hält. In den so entstehenden Freiräumen können sich noch mehr Futterreste sammeln, die wiederum eine schlagartige Vermehrung an Keimen nach sich zieht. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis der Zahn schließlich ausfällt. Dabei kann der Zahn an sich völlig gesund sein!
Dieser Prozess ist als Parodontitis bekannt. Die besondere Gefahr der Parodontitis besteht darin, dass nicht nur Kiefer, Zahnfleisch und Zahn Schaden nehmen, sondern dass es im schlimmsten Fall zu einem Durchbruch der Keime in die Blutbahn der Katze kommt. So können sich die Keime an anderen Stellen im Körper einnisten. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus weitreichende andere Krankheiten bilden, ist groß. Vor allem besteht immer die Gefahr, dass sich die Keime in Organen ansiedeln und es dann zu einem Organversagen kommt.
Die besondere Gefahr der Parodontitis besteht darin, dass nicht nur Kiefer, Zahnfleisch und Zahn Schaden nehmen, sondern dass es im schlimmsten Fall zu einem Durchbruch der Keime in die Blutbahn der Katze kommt.
Gibt es Risikofaktoren?
Niemand möchte seine Samtpfote auf Grund einer nicht behandelten Zahnerkrankung verlieren. Besorgte Halter fragen sich, ob jede Katze gleich stark betroffen ist oder ob es Risikofaktoren gibt, die eine Plaques- oder Zahnsteinbildung begünstigen. Insbesondere Katzenrassen mit sehr kurzer Schnauze oder Rassen, die zu Zahnfehlstellungen neigen, neigen zu einer Plaques- oder Zahnsteinbildung mit den daraus resultierenden Folgen. Dies liegt darin begründet, dass die Selbstreinigungsmechanismen des Katzengebisses bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen nicht mehr richtig greifen. Ferner haben Untersuchungen gezeigt, dass die Fütterung der Katzen mit klebrigem oder anhaftendem Futter eher zur Bildung von Plaque und Zahnstein führt.
Wie erkennt man Zahnerkrankungen?
Auch als Laie kann man erkennen, wie Zustand der Zähne seiner Katze ist. Folgende Punkte gelten als Indiz dafür, dass bei der Zahngesundheit der Katze Handlungsbedarf besteht:
- gelblich-bräunliche Ablagerungen auf den Zähnen
- leuchtend roter Zahnfleischsaum
- Mundgeruch
- Zahnfleischblutungen
- Schmerzen beim Fressen und Kauen
- Veränderungen beim Fress- und Kauverhalten, z.B., dass hartes Futter ignoriert wird
- Verlust von Zähnen ohne ersichtlichen Grund
- unnatürlich ruhiges Verhalten
Wenn man sich vor Augen führt, dass diese so harmlos aussehenden gelben Zahnbeläge im schlimmsten Fall durch Organversagen sogar zum Tod der Katze führen können, ist rasches und effektives Handeln angesagt, wenn eines dieser Symptome auftritt. Besser ist es jedoch noch, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen.
Vorbeugen gegen weiche Plaques ist besser als später den harten Zahnstein entfernen zu lassen“, empfehlen erfahrene Tierärzte.
Was tun gegen die Zahnbeläge?
Zahn- und Zahnbetterkrankungen lassen sich zum Glück sehr gut durch prophylaktische Maßnahmen kontrollieren – oft sogar schon, noch bevor sie entstehen oder zum gesundheitlichen Problem werden. Zwar kann auch bei einer optimalen prophylaktischen Zahnpflege irgendwann einmal eine Zahnsanierung von Nöten sein, doch je früher man mit der Zahnpflege beginnt, umso besser kann man Zahnerkrankungen bei der Katze vermeiden.
Der klassische Weg, die Zähne von Plaque zu befreien, funktioniert mit Hilfe von speziellen Zahncremes und Zahnbürsten für Katzen. Sie haben einen flacher gestalteten Bürstenkopf und lassen sich leichter auch an die Backenzähne der Katze heranführen. Alternativ können auch spezielle Zahnputzfingerlinge genutzt werden. Wird spezielle Zahncreme für Katzen verwendet, ist es auch nicht schlimm, wenn etwas Zahncreme verschluckt wird, denn sie ist ungiftig! Vor dem ersten Zähneputzen sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen. Es ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt.
Junge Katzen lassen sich beispielsweise leicht an das tägliche Zähneputzen gewöhnen. Bei älteren Tieren gelingt das nicht immer und braucht Geduld. Daher gilt: Je früher mit dem Zähneputzen begonnen wird, desto besser. Am besten klappt das Zähneputzen, wenn man zu Beginn nur mit dem Finger die Zähne der Katze berührt. Klappt das gut, wird anschließend gestreichelt und gelobt. Wenn die Katze das Berühren des Gebisses gut toleriert, kann man erste Reinigungsversuche an den großen, vorne stehenden Fangzähnen vornehmen. Dafür können die bereits zuvor angesprochenen Hilfsmittel wie spezielle Zahnbürsten für Katzen, die Fingerlinge oder einfach der mit einem Tuch umwickelte Finger genutzt werden.