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Wie ein wilder Wolf beinahe vor Kummer stirbt

Die „Zähmung“ eines misstrauischen  (Wolfs-) Hundes beschreibt Jack London in „Wolfsblut“: Der Minenexperte Scott rettet den wild aufgewachsenen und später mißhandelten Wolfshund: “„Armer Kerl“, sagte Scott mitleidig. „Ich weiß, was ihm fehlt. Nichts als ein bisschen Liebe.“

Er verzeiht ihm, dass er einen seiner Schlittenhunde tötet und ihn selbst beißt. „Aber [Wolfsblut] traute dem Frieden nicht. […] Er kannte die Hände der Menschen, und wusste, dass sie Schmerzen brachten.“ In den folgenden Tagen betreibt Scott etwas, was man mit gutem Willen als „Desensibilisierung“ verstehen könnte: er setzt sich zu Wolfsblut. Anfangs mit viel Distanz. Dann immer näher. Spricht mit ihm und füttert ihn dabei. „Es klang friedlich und freundlich, irgendeine Seite in Wolsbluts Innerem wurde davon angenehm berührt. Unwillkürlich begann er zu diesem Menschen Vertrauen zu fassen, obwohl ihn sein Instinkt warnte und an seine bisher mit Menschen gemachten Erfahrungen erinnerte.” 

Bald beginnt Scott, Wolfsblut zu streicheln, und dessen ganzes Wesen verändert sich: „Die Zuneigung Wolfsbluts entwickelte sich immer schneller zu Liebe. Er fühlte sie, ohne zu wissen, was Liebe sei. Er verspürte sie als eine Leere in seiner Seele, als eine dem Hungergefühl ähnliche Sehnsucht, die befriedigt werden wollte.“ Wolfsblut wird immer anhänglicher, er rettet Scott das Leben, und als Scott einmal verreist, droht Wolfsblut vor Kummer zu sterben. Beim Wiedersehen steckt er den Kopf unter Scotts Arm, „eine Handlung, durch die er sich mit voller Absicht in eine hilflose Lage brachte. Sie war der Ausdruck völligen Vertrauens und gänzlicher Hingabe, wie wenn er damit sagen wollte: `Ich gebe mich in deine Hand, du kannst machen mit mir, was du willst.´ “

Es sind oft die misstrauischsten Kreaturen, die später zu größter Treue fähig sind. Wer von euch kennt das auch? Und wer ist noch auf dem Weg? 
Erzählt uns davon, wenn ihr mögt.

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