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Neulich … | machte ich meinem Ärger Luft.

Bei der Abgabe hing der Himmel voller Wolken und zu guter Letzt schüttete es aus Eimern. „Das Wetter ensprach so ziemlich meiner Gefühlswelt“, sagt sie.

„Wir waren mitten in der zweiten Welle. Das Besuchen der Welpen, so wie wir es kennen, war schon nicht möglich. Die Abholung erfolgte coronagerecht. Alle relevanten Gespräche fanden vorher im Zoom statt. Für unsere Welpen-Kinder gibt es immer vor Abholung einen umfangreichen Welpenkurs und eine Welpen-Mappe. Viele meiner Züchter-Kollegen handhaben es ähnlich. Genau das macht uns Hobbyzüchter, die mit Papieren züchten, für die meisten Käufer so interessant. Wir sind da und beantworten Fragen. Wir stehen nahezu 24 Stunden zur Verfügung, um für Welpenbesitzer und Welpen da zu sein. Manchmal frage ich mich allerdings, ob sich diese Mühe lohnt. Gerade in den letzten Jahren haben viele von uns Züchtern die Erfahrung gemacht, dass vor dem Kauf das Interesse für alles sehr groß ist. Da wird gefragt, zugehört und versprochen! Und das Ende? Ich nenne das oft „beratungsresistent“.

Die ersten Berichte kamen und ich fragte mich: Wozu habe ich mir diese Mühe gemacht?

Diesen intensiven Kurs gegeben? Die Mappe zusammengestellt? Und warum kommt es in den Köpfen der Menschen nicht an? Warum hören die Menschen nicht mehr zu? Oder nur da, wo es für sie bequem ist. Was ist so schwer an: „Ein Hund gehört an der Straße an die Leine, sollte altersgerecht Gassi gehen, artgerecht erzogen oder rassetypisch behandelt werden! Nein, wir freuen uns nicht über Bilder von Wanderung in den Bergen mit Wuffi, 5 Monate alt. Oder von Alfi, durchnässt am Strand oder von Paula mit 6 Monaten, 3 Kilo schwer und eingeklemmtem Schwänzchen, inmitten einer Horde tobender Labradore. Auch: „Guck mal, ich kann mit Sophiechen ohne Leine an einer Hauptverkehrsstraße laufen“, wecken in uns keine Glücksgefühle.

Haben wir zu wenig erklärt? Müssen wir mehr anbieten?

Da sich auch Unfälle in Hundeschulen häufen, bin ich dazu übergegangen, Züchter-Spielgruppen für Welpen anzubieten. In vielen Welpengruppen spielen immer noch ungleiche Welpen zusammen. Ein Labrador-Welpe und ein Bolonka-Welpe passen einfach spielerisch schlecht zusammen. Wenn gebündelte 20 Kilo auf zwei Kilo springen, endet das nicht selten tödlich.

FAKT IST:

  1. Die Abgabe von Rassehunden an Tierheime, auch von Welpen, häuft sich.
  2. Tödliche Unfälle zuhause und auf der Straße nehmen zu.
  3. Welpen verunglücken zunehmend auch in Hunde-Spielstunden oder aber mutieren zu kleinen unkontrollierbaren Monstern.
  4. Trotz Informationen werden Welpen behandelt, als ob sie ausgewachsene Hunde wären! Da wird der Welpe über Stock und Stein geschleppt, läuft Stunden am Strand, geht ab dem 8. Lebensmonat mit Joggen.

Wie mein letzter Welpenkurs im Donnerwetter endete!

Diesen Kurs bot ich auch oben erwähnten Welpenkäufern an. Für Welpenkäufer ist es ungemein wichtig, dass ihr Welpe mit anderen Welpen spielt. Oft ist der Drang so groß, dass gern mal vergessen wird, dass die Welpen noch keinen adäquaten Impfschutz haben oder aber die Außentemperaturen dieses Spielen einfach nicht möglich machen. Unter Abwägung bot ich dann ein Treffen an. Wie es der Zufall will, hatte ich vor dem Treffen einen Unfall und kam circa eine halbe Stunde zu spät. Ich lief in Richtung des verabredeten Treffpunkts. Es regnete schon wieder. Da die Welpen sich sehr gut kennen, hatte ich gesagt, dass sie vor Kursbeginn schon kurz spielen könnten. Ich wies vorher noch einmal darauf hin, dass bitte alle Welpen ein Mäntelchen tragen müssten.

Es waren 2 Grad. Diese Rasse besitzt kein Unterfell und zudem sind es kleine Welpen, die recht schnell auskühlen. Als ich allerdings zur Wiese kam, fielen mir die Augen aus dem Kopf. Die Wiese war durchtränkt von Wasser, die Welpenbesitzer standen um die Welpen herum, lachten, machten Filme und Fotos und bestaunten die mittlerweile, völlig durchnässten kleinen Welpenkinder. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen. Die Welpen zitterten, waren völlig durchnässt. Wie oft hatten wir das Thema im Vorbereitungskurs, dass diese Rasse kein Unterfell hat? Und es für Welpen nicht angesagt ist, bei matschigen 2° bis zur völligen Durchnässung draußen zu spielen?

Ich machte meinem Ärger Luft!

Das kam natürlich nicht gut an.

Man macht sich eben keine Freunde, wenn man zu Gunsten der Hunde spricht.
Maßregelung kommt nie gut an. Und komischerweise, obwohl man vorher weltbester Züchter war, verändert sich danach das Verhältnis schlagartig. Damit kann ich in der Regel sehr gut leben, wenn es um das Wohl der Hunde geht. Hat aber bei einigen im Wurf auch leider nicht viel bewirkt. Ein halbes Jahr später fragte mich eine Welpenkäuferin aus diesem Wurf, was sie machen sollte: ihr Hund würde stark husten. Ich gab ihr ein paar Tipps, einer naturheilkundlichen Behandlungsplan und wies sie noch einmal darauf hin, dass ihr Hund ein Mäntelchen brauchen würde. In ihrem Status sah ich sie warm verpackt bei sehr kaltem und windigem Wetter. Mit Hund. Hund ohne Mäntelchen. Dieser Welpe hatte bereits kurz nach dem Auszug eine Ohrenentzündung und war empfindlich.

Ich züchte diese Rasse und ich kenne diesen Welpen, warum kommen meine Informationen nicht an? Erklären wir Züchter zu viel? Kümmern wir uns zu doll? Findet sich der Welpen-Käufer in der Flut der Informationen nicht mehr zu Recht? Warum hört unsere Kompetenz als Züchter dann auf, wenn es für den Halter anstrengend wird? Am Ende des Tages komme ich persönlich zu folgender Erkenntnis: „Ein Unvernünftiger missachtet die Erklärung, ein Kluger dagegen lässt sich korrigieren.“ Es herrscht ein egoistischer Zeitgeist, der es uns Züchtern zunehmend schwerer macht, mit Freude zu züchten.

Neulich bekam ich einen Dankeschön-Brief von einer Käuferin, ebenfalls aus oben genanntem Wurf.
Sie bedankte sich noch einmal für die entzückende Hündin, die sie bekommen hat. Sie würde ihr Leben jeden Tag verschönern. Und sie entschuldigte sich, für einige Dinge, bei denen sie am Anfang wohl nicht richtig zugehört hätte. Sie bedankte sich, dass ich immer beharrlich antworten würde. Ich war gerührt. Ich erinnerte mich daran, manchmal recht schroff geantwortet zu haben. Aber dieser Besitzerin ging es um den Hund, nicht um meinen Tonfall. Wir haben heute ein sehr herzliches Verhältnis.

Und genau diese Welpenbesitzer, geben uns Hobby-Züchtern das Gefühl, dass sich all die harte Arbeit lohnt und Aufgeben keine Option ist.“

Ihre Nathalie Lièvre-Heese

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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