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Neulich … | öffnete ich mein E-Mail Postfach.

Wir sind mitten im Lockdown und ich werde mit Geburtsanfragen überschwemmt“, sagt Nathalie Lièvre-Heese. Aber meistens wird die Hundezucht-Spezialistin viel zu spät angerufen. Höchste Zeit zu erklären, wie man es richtig macht.

„Alle Anfragen klingen in etwa so: „Unsere Hündin bekommt in einer Woche Welpen. Wir wollten Sie mal fragen, ob Sie bei der Geburt dabei sein können, oder uns erklären, was wir machen sollen!“

Solche Anfragen lehne ich in der Regel ab. Und sie ärgern mich. Warum? Ist doch gut, wenn sie sich Hilfe holen. Dann lass mich mal erklären, wie so etwas weiter geht. Ich rufe an und erkundige mich nach der Vorbereitung der Hündin. In den meisten Fällen hat man sich bis auf eine Wurfkiste, wenn überhaupt vorhanden, um nichts Weiteres gekümmert. Ist noch genügend Zeit vorhanden, die Hündin kennenzulernen und zu betreuen, sende ich eine Kostenaufstellung. 7 von 10 Menschen melden sich daraufhin nicht mehr. 3 wählen das Erstgespräch. Es kostet 25 Euro – aber es beinhaltet natürlich kein komplettes Zuchtseminar. Die Wissenslücken mancher Hundehalter sind so erschreckend, dass ich auf Bücher verweise.

ALTERNATIV

biete ich meinen persönlichen Besuch vor der Geburt an. An einem solchen Termin kann man mir alle Fragen stellen, ich bringe eine detallierte Mappe zur Geburt und Aufzucht mit, untersuche die Hündin und gehe alles durch, was für die Geburt wichtig ist. Bei großer Entfernung oder wenn man weiß, dass ich bei der Geburt nicht anwesend sein muss, funktioniert das auch via Zoom oder Telefon. Die Mappe sende ich dann mit der Post oder per E-Mail.
„Aber dann müssen wir ja schon wieder Geld bezahlen, wir dachten, ein Gespräch würde ausreichen um alles zu klären!“
Nun, das ist mein Beruf und kein Ehrenamt! Ich bringe die Hündin sicher und bestens betreut durch die Geburt. Was sind das für Menschen, die sich erst viel zu spät um die Geburt kümmern und dann kostenlos Beratung und Service erhalten möchten?

WIE IST DAS WOHL FÜR DIE HÜNDIN?

Sie muss mich zumindest einmal vor der Geburt gesehen haben. Denn es ist für sie ein großer Stressfaktor, wenn ich zur Geburt hinzustoße. Wenn wir Pech haben, bricht die Hündin die Geburt ab und das Ganze endet nicht selten mit einem Kaiserschnitt. Die meisten Hunde gebären deshalb nachts, weil es überall ruhig ist und sie die Zeit und Muße haben, ihre Welpenkinder zu werfen. Das psychische und physische Gleichgewicht der Hündin ist die wichtigste Voraussetzung für eine normale Geburt. Jede unnötige Aufregung oder Störung des Muttertiers ist daher zu vermeiden. Viele Geburtsstörungen sind allein darauf zurückzuführen, dass dieser Grundsatz nicht beachtet wird.

2 von 10 HÜNDINNEN ÜBERLEBEN DIE GEBURT NICHT?

Es ist nicht schwer, sich eingehend zu informieren, und unsere Tiere haben verdient, dass wir uns um sie sorgen. Ich finde es beschämend, wie wenig Menschen sich Gedanken machen, was auf sie und ihre Hündin zukommt. Sätze wie: „Die Hündin macht das schon…..das ist doch die natürlichste Sache der Welt……“, verblassen angesichts der Tatsache, dass 2 von 10 Hündinnen die Geburt und Aufzucht nicht überleben, jede 4. Hündin mittlerweile einen Kaiserschnitt bekommt und die Welpensterblichkeit in der ersten Woche mittlerweile auch bei im Haus lebenden Hunden bei 50% in der ersten Woche liegt.

VIELLEICHT 2 von 100,

die mir E-Mails kurz vor der Geburt senden, lassen sich darauf ein. Wenn es so läuft, dann steht einer guten Geburt und Aufzucht nichts im Wege. Wobei es natürlich noch besser wäre, sie würden sich nicht erst 2 Wochen vor der Geburt melden.
Ich habe das Gefühl, dass die meisten erst realisieren, dass ihre Hündin trächtig ist, wenn der Bauch rappeldicke voll ist und die Hündin sich sehr krass verändert. Dann wird den meisten bewusst, dass es bald ein paar Welpen gibt, die vielleicht doch nicht einfach so mit laufen, wie man sich das vorgestellt hat. Die meisten Besitzer fangen auch erst an, sich zu diesem Zeitpunkt Gedanken zu machen und schauen mal im Internet, was dazu steht. Und genau dann merken sie, so leicht wird es vielleicht doch nicht werden. Und damit haben sie auch vollkommen recht. Sobald sie realisieren, dass eine betreute Geburt Geld kostet, sind die Sorgen um die Hündin aber sofort vorbei.

DAS IST DER GRUND,

warum ich auf obige Anfragen Absagen verschicke. Der Weg zur Klärung oder Zusammenarbeit ist wie oben beschrieben holprig und mit dem Blick aufs Muttertier einfach traurig.

Jesus sagte einmal: “Wer einen Turm bauen will, sollte vorher die Kosten berechnen!“
Recht hat er. Wer seine Hündin belegt, sollte sich vor der Geburt informieren, was auf ihn zu kommt. Auch Hündinnen brauchen in der Trächtigkeit besondere Fürsorge und erst recht zur Geburt und für die Aufzucht. Sorglosigkeit ist hier fehl am Platz. Es geht um vorhandenes und neues Leben und dem zollen wir Respekt!“

Ihre Nathalie Lièvre-Heese


Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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