Körpersprache verstehen für mehr Harmonie
„Ich werde aus dir nicht schlau, Molly. Was ist denn los mit dir?“ Leon nahm seine Britisch Kurzhaarkatze auf den Schoß und schon hatte er wieder ihre Krallen im Arm. „Du warst doch gerade noch so ruhig. Und jetzt greifst du mich an? Da kann etwas nicht stimmen.“ Seitdem sie ein kleines Kitten war, lebt Leons Katze bei ihm. Doch in letzter Zeit scheint sich ihr Verhalten verändert zu haben. „Das ist auch kein Liebesbiss mehr, wenn sie zubeißt. Zwar habe ich davon keine Wunden, aber es tut schon ziemlich weh.“
Leon ist verzweifelt, denn er und seine Freundin erwarten ein Baby.
„Wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, dann mache ich mir wirklich Sorgen. Ich kann doch ein so unberechenbares Tier nicht zu meinem Kind lassen. So hätte ich mir das nicht gewünscht …“ Molly ist eine der Katzen, die man gern als „launisch“ bezeichnet. Im einen Moment scheint sie völlig zufrieden, liegt in ihrer Schlafhöhle und schnurrt sogar. Wird sie dann aber gestreichelt oder auf den Arm genommen, wird sie zur Furie und niemand ist vor ihr sicher. „Molly ist topfit“, meinte der Tierarzt. Wie kann das sein? Und was kann Leon tun, um seine Bindung zu Molly wieder zu reparieren?
Fälle wie diese sind alles andere als selten.
Nicht ohne Grund gelten Katzen bei vielen Menschen als unbeliebter als z.B. der Hund, da sie „unberechenbar“ seien. Ob dem wirklich so ist, ist erst einmal schwierig zu beurteilen. Katzen werden häufig vorschnell für ihr Verhalten verurteilt – da wir uns zu selten die Zeit nehmen, sie wirklich zu verstehen. Wir Menschen gehen schnell davon aus, dass wir anderen Tieren ähnlich sind. Und das sind wir auch. Aber eben nicht bei allem. Auch Leon musste das erst verstehen, denn Molly war nicht launisch. Und sie hat auch nicht ohne Vorwarnung angegriffen. Sie ist sogar sehr geduldig mit ihrem Dosenöffner gewesen und hat ihm das ein oder andere Zeichen gegeben, dass sie weder gestreichelt, noch hochgehoben werden möchte.
Es ist leicht, die Signale, die uns ein Tier gibt, misszuverstehen.
Oder zumindest etwas daraus zu interpretieren, das gar nicht da ist. Ein Forscherteam an der University of Lincoln im Vereinigten Königreich fand heraus, dass Katzenhalter glaubten, bis zu 22 verschiedene Emotionen aus dem Verhalten ihrer Tiere erkennen zu können. Die am häufigsten vorkommenden Emotionen laut der Halter waren Neugier, Zuneigung, Freude, Angst und Wut. Ein interessantes Ergebnis, das zeigt, dass wir dazu neigen, unsere Haustiere zu vermenschlichen. Denn ob die Katzen diese Emotionen tatsächlich fühlten, ist bisher noch nicht belegbar. Allerdings spricht dagegen, dass Katzen kaum Muskeln im Gesicht haben, mit denen sie ihre Mimik verändern können. Somit kann zumindest der Gesichtsausdruck unserer Katzen uns wenig Auskunft über ihren Gemütszustand geben. Deswegen setzen wir auf Körpersprache.
Schauen wir uns die doch einmal genauer an. Es gibt nämlich ein paar Anzeichen, die mehrere Dinge bedeuten können oder die leicht misszuverstehen sind. Zunächst einmal ist da das Schnurren. Es gilt als das Zufriedenheitszeichen schlechthin. Das ist allerdings total falsch. Ja, manchmal schnurrt die Mieze, schließt langsam ihre Augen, kuschelt sich an uns … Doch in anderen Situationen schnurren Katzen, obwohl sie sich in einer Stresssituation befinden. Das kenne ich von meiner eigenen Katze zu gut: Selbst beim Tierarzt fängt sie an, laut zu schnurren. Da ich sie gut kenne und gut lesen kann, weiß ich, dass das absolut nicht bedeutet, dass sie sich gerade wohlfühlt. Diese Katze kann den Tierarzt überhaupt nicht leiden – es gibt für sie kaum etwas Schlimmeres. Trotzdem schnurrt sie, da das ihr Schutzmechanismus ist. Sie versucht, sich selbst zu beruhigen. Bestimmt hast du schon einmal davon gehört, dass das Schnurren von Katzen eine heilende Wirkung hat. Und die wirkt nicht nur auf uns Menschen, auch die Mieze selbst kann dadurch ihren Stresslevel senken. Oder es zumindest versuchen. Achte deswegen immer auf die Situation und ob sie gerade versucht, sich selbst zu beruhigen. Zusätzliche Anzeichen von Stress oder Angst sind ein aufgeplustertes Fell, Schwanzwedeln oder eine geduckte Körperhaltung.
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