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Jeder Chihuahua kann alleine bleiben | So geht´s!

Vielleicht liegt es daran, dass sie so handlich sind und ohne Probleme überall mit dabei sein können. Aber glauben Sie mir, irgendwann wird der Tag kommen, an dem auch der kleinste und niedlichste Chihuahua alleine bleiben muss. Damit er das schafft, braucht es Training. Wenn wir unseren Chi alleine zu Hause lassen, sollten drei Voraussetzungen dafür erfüllt sein. Blindenhundeausbilder Dennis Dietz verrät in der HundeWelt, welche es sind.

Nicht jeder Hund kommt mit dem Alleinsein zurecht.

Sie fühlen sich einsam, dabei kann es eine entspannte Zeit sein. Macht man es richtig, kann jeder Hund das Alleinebleiben nach Herzenslust genießen. „Die Waage kippt oft schon im Welpenalter“, sagt Hundetrainer und Blindenhundeausbilder Dennis Dietz.

Es gibt Worte, die klingen wie Peitschenhiebe. Pandemie, Lockdown, Homeoffice! Ehrlich: Wie haben Sie diesen neuen Alltag verkraftet? Auf einmal änderte sich unser ganzes Leben. Und wir spürten am eigenen Leib, wie viel Sicherheit uns gewohnte Strukturen geben und wie es sich anfühlt, wenn alles zusammenbricht. Wir Menschen freuen uns auf den Rückgang zur Normalität. Wie ist es für die Hunde, die im Lockdown aufgewachsen sind und für die das „Vorher“ unbekannt ist? Auf einmal geht der Mensch weg. Und sie bleiben zurück. Ohne Rudel. Verlassen, winselnd, heulend, außer sich vor Angst. Alle Hundetrainer wissen, dass eine wachsende Zahl an Hundehaltern Probleme hat, ihre Hunde alleine zu lassen. Der Ruf nach Lösungen für dieses Problem wird lauter. Der Leidensdruck ist hoch, zuverlässige Hilfe immer wichtiger. Schauen wir am besten einmal darauf, welche Faktoren es dem Hund ermöglichen, gerne alleine zu bleiben. Dann schaffen Sie das. Vertrauen Sie mir.

Kennen Sie die 3 Basics?

  1. Unser Hund ist ausgeglichen.
  2. Er kennt „seinen Standby – Modus“.
  3. Wir haben eine Strategie und die Bereitschaft, diese umzusetzen.

Das eigentliche Training findet erst beim letzten Punkt statt. Vorher schaffen wir die Basis dafür, dass der Hund lernbereit ist. Wussten Sie, dass einige Hunde nicht mehr in der Lage sind zu lernen? Weil die nötigen Strukturen fehlen. Wie in einem Uhrwerk greifen mehrere kleine Zahnräder ineinander und laufen entweder synchron und erfolgreich oder es hakt immer und immer wieder. Gehen wir doch jeden Punkt einmal im Einzelnen durch.

So wird mein Hund ausgeglichen

Jeder gesunde Hund ist von Natur aus ausgeglichen. Nun leben sie aber nicht mehr in der Natur, sondern in unserer menschlichen Gesellschaft. Und die läuft wie ein Uhrwerk. Organisiert, effektiv und gnadenlos. Viele Hunde haben sich an diese Unruhe angepasst oder anpassen müssen und tragen eine innere Anspannung mit sich. Die Waage zwischen geistiger Ausarbeitung und Bewegung auf der einen, sowie ausreichend Ruhephasen auf der anderen Seite, kippt oft schon im Welpenalter. Das Bedürfnis nach 18 bis 20 Stunden Ruhe beim Welpen, wird vom Bedürfnis des Halters nach schnellstmöglicher Erziehung oder der zügigen Sozialisierung in der Welpenspielstunde überschattet. Zusätzlich nimmt man vielleicht noch einmal in der Woche den „Schnüffelkurs“ mit und organisiert stolz den Ausflug zum Agility.
Die „Sucht nach Action“ im Hund wächst und wird immer größer. Erfahrungen in der Hundeschule zeigen bei den Erstanalysen, dass etwa 2/3 der Welpen und Junghunde überfordert und unausgeglichen sind.

Warum?
Die meisten Hundehalter haben es gut gemeint. Sie wollten ihren Hund vernünftig und gründlich erziehen, oder ihm das Maximum an Interaktion und Auslastung bieten. Mit rasender Geschwindigkeit entwickeln sich nun Alltagsstrukturen, die dem Vierbeiner suggerieren, dass es normal ist, täglich an der Marke der eigenen Leistungsgrenze zu kratzen. Das trägt dazu bei, dass sich das Lernen immer zäher gestaltet, weil die Freude unseres Kameraden am Training schwindet. Gleichzeitig steigt sein Stresslevel ähnlich schnell wie die Mondfähre empor. Die Folge: Der Hund ist dauernd überreizt und nervös. Als ersten Schritt müssen Herrchen und Frauchen die Strukturen im Alltag so gestalten, dass diese von ausreichend Ruhe geprägt sind. Weniger ist mehr. Und die Ruhe, die ich als Mensch in mir trage, strahle ich auch aus.

Was ist der „Stand-By-Modus“?

Der Hund ist jetzt ausgeglichen und kann Ruhe genießen. Nun machen wir Folgendes: Immer mal wieder unterbrechen wir die gemeinsame Interaktion. Warum? Der dauerhafte Zustand von gegenseitiger Aufmerksamkeit im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund führt schnell zu einer abnormalen Abhängigkeit. Ein Zustand, der es zur Bedingung macht, jederzeit und an jedem Ort für den anderen verfügbar zu sein. Das äußert sich darin, dass der Vierbeiner seinen Halter im Wohnraum auf Schritt und Tritt verfolgt und kontrolliert. Ich kenne Hunde, die es nicht schaffen, ein Nickerchen durchzuhalten. Sobald sich ihr Mensch einen Zentimeter bewegt, ist der Hund präsent. Im Kampf um den nötigen Schlaf gewinnt in diesem Konflikt häufig die Angst, etwas zu verpassen. Dieses Verhalten ist anerzogen. Tippen Sie Ihren Partner einmal eine komplette Nacht lang alle 10 Minuten so an, dass er aufwacht, und fragen ihn am nächsten Morgen, wie gut er geschlafen hat. Die gute Nachricht: Strukturen sind veränderbar. Es liegt an uns, ob wir dem manipulativen Hundeblick ab und an widerstehen. Sich rar zu machen, zahlt sich doppelt aus. 1. Unser Vierbeiner genießt Ruhe und hat seine persönliche Quality-Time. 2. Draußen werden wir für ihn spannender. Stellen Sie sich vor, ihr Hund reagiert auf ihren Rückruf, weil Sie für ihn plötzlich wichtiger sind, als die Duftmarke vom Nachbarshund? Deal?

Jetzt wird trainiert

Die Grundlagen sind vorhanden. Es geht los. Alles beginnt mit einem festen Ruheplatz, den wir geschickt wählen. Warum? Es ist seine Relaxzone. Eine persönliche Ruhe- und Komfortzone, ein Ort des Rückzugs. Er wird dort nicht bespielt und nicht gestört. Deshalb stellen wir das Hundebett an einen ruhigen, aber zentralen Ort und schicken den Kameraden dorthin. Anfangs bleiben wir in Sicht- oder Hörweite. Dann entfernen wir uns. Erst kurz, zunehmend länger. Folgt er uns, senden wir ihn konsequent zurück. Erfolge werden klar belohnt. Achtung – drehen Sie ihren Vierbeiner nicht hoch. Unser Ziel ist die Ruhe und die sollte sich auch in der Bestätigung wiederfinden.
Die Erfahrung zeigt Folgendes: Schafft der Hund es, für 1,5 Stunden an seinem Platz zu bleiben, wird die zusätzliche Zeit kein Problem mehr darstellen. Sicher ist es herausfordernd, dieses Training geduldig aufzubauen. Aber wir werden mit einer glücklichen Fellnase belohnt, die uns großzügig verzeiht, wenn wir uns zukünftig für ein paar Stündchen auf die Jagd nach der nächsten Mahlzeit machen. Und den Zeitraum für einen tiefen Schlaf nutzt. Das ist alle Mühe wert, oder? Viel Erfolg dabei!

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