„Der hätte es bei mir doch so schön…“ | Im Interview mit Uli Köppel
Wenn der Hund aus dem Tierschutz endlich da ist, dann fangen die Probleme oft erst an. Denn jeder Hund hat eine Geschichte – und die kann zur großen Last für seine Menschen werden, weiß Hundetrainer Uli Köppel.
Wo liegen die Probleme?
Uli Köppel: Seit 10 Jahren kommen immer mehr Hunde aus dem Ausland nach Deutschland. Da ist ein großes Chaos entstanden. Die Ursache liegt nicht bei den Leuten, die die Hunde aufnehmen. Sondern bei den Leuten, die die Hunde vermitteln. Der Tierschutzgedanke basiert nicht mehr auf einer biologischen Grundlage, sondern auf einer reinen Vermenschlichung des Hundes, zu dessen angeblichem Wohle.
Anstatt Hunde zu kastrieren und sie dort zu belassen, wo sie geboren wurden, werden Hunde nach Deutschland gebracht. Hunde mit null Sozialisation, weil sie in den wichtigen ersten 12 Lebenswochen keine oder nur unzureichende Erfahrungen und Prägungen mit den Menschen und seiner Lebensweise, Stadt, Wohnung etc. gemacht haben. Die zudem oft Einzelgänger sind, die häufig Probleme mit anderen Hunden haben, diese werden dann vermittelt…
Ist das Vorgehen seriös?
Uli Köppel: Solche Hunde werden auf- und eingesammelt und dann über Pseudo-Tierhilfsorganisationen vermittelt. Kürzlich waren Leute bei mir, die hatten schon etliche Hundeschulen durch. Die sagten dann, sie hätten den Hund über jemanden, der das über München abgewickelt habe. Diese Hunde wurden dann eingeflogen. Der Flug allein kostete sie schon 350 Euro, dazu kamen weitere 300 Euro für den Hund und dann nochmals Geld für Impfungen, die in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden hatten.
Erwarten Menschen Dankbarkeit, wenn sie einen Hund retten?
Uli Köppel: Leider ja.
Woher stammt dieses Denken?
Uli Köppel: Die Menschen tun dies nicht altruistisch – dieses Verhalten ist in unserer Gesellschaft kaum noch vorhanden. So ist es auch im Umgang mit Hunden. Man tut etwas und dann verlangt man etwas. Die Menschen sagen daraufhin schnell: „Der hätte es doch bei mir so schön und ich tu doch alles für ihn. Ich habe ihn doch gerettet“. Und je mehr der Mensch investiert und je weniger der Hund lohnt – da kommt der Mensch schnell an einen Punkt, an dem er frustriert ist.
Engagement bedeutet, der Wille zu persönlichem Einsatz. Wer sich engagiert, wird manchmal bewundert, zahlt aber auch immer einen Preis. Welchen Preis zahlt man für einen geretteten Hund?
Uli Köppel: Einen viel zu hohen. Weil diese Menschen überfordert sind. Die kommen irgendwann an einen Punkt und suchen sich Hilfe. Und dann beginnt das Hamsterrad sich zu drehen. Es wird immer schlimmer, weil die Sachen, die vorgeschlagen werden, nicht artgerecht für Hunde sind. Solche Hunde mit Leckerei, Streicheleinheiten und „viel Liebe“ erziehen zu wollen muss scheitern.
Welche Alternative gibt es?
Uli Köppel: Wir müssen eine artgerechte Beziehung herstellen, dass der Hund in unserer Familie Geborgenheit fühlt. Nicht indem er getätschelt wird, sondern dass der Hund merkt, hier werde ich als Hund und nicht als Mensch behandelt und erzogen – hier ist alles klar. Ich hab meine klaren Grenzen wie in einer Hundefamilie, innerhalb derer kann ich mich frei entfalten und verhalten. Aber diese Grenzen sind unabdingbar! Dies ist jedoch das Fatale an unserer Gesellschaft, dass die positiven Vorbilder, das Lernen von Älteren und Erfahrenen fehlen. Nur positive Autorität gibt dem Hund die Geborgenheit, die der Hund braucht. Nur so kann ich auf diese Geschichte aufbauen. Und dann passieren auch Wunder. Nicht immer, aber sehr oft.
Vielen Dank, Herr Köppel, für das Gespräch.
Fotos: Uli Köppel/AdobeStock: FeSeven
Uli Köppel ist Hundetrainer und Begründer des Rudelkonzepts. Sein Wissen und seine jahrelange Erfahrung im Hundetraining teilt er gern.
Dieses Interview stammt aus der HundeWelt.