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So wird die Wohnung zum Hunde-Fitnessraum | Indoortraining

Wer kennt das nicht: Das Wetter im Winter ist eher trübe, der Hundesportplatz wegen der Witterung verwaist oder gar abgeschlossen, aber unsere Fellnase ist quietschfidel und wartet nur darauf, dass sie sich endlich wieder sportlich austoben darf – so, wie sie es sonst auch gewohnt ist. Was also tun? Das Zauberwort heißt “Indoortraining”. Hier kommt die Lösung: Mit wenigen Handgriffen ist ein spannender Indoortrainingsplatz für trübe Wintertage aufgebaut.

Alles, was wir für das perfekte Indoortraining brauchen, ist meist in der Wohnung oder im Haus vorhanden. Aus Stühlen, Bänken, Tischen, Regalen und Kissen lässt sich in jedem Zimmer ein prima Parcours errichten, der den Hund so richtig auslastet. Die Vorbereitungen sind schnell erledigt. Wichtigste Grundregel ist es, darauf zu achten, dass im Trainingsbereich keine losen oder gar scharfkantigen Sachen mehr stehen. Blumenvasen beispielsweise sollte man entfernen. Danach Möbel, die nicht benötigt werden, ein wenig zur Seite schieben, schon kann es losgehen.

Schnell aufgebaut, großer Spaß

Die Übung, die sich am schnellsten realisieren lässt, ist die Wippe. Habt ihr noch ein Brett über? Insbesondere ein Regalbrett ist unglaublich vielseitig verwendbar. So lässt sich daraus auch eine Wippenkonstruktion machen. Hierzu legt man das Regalbrett mittig beispielsweise auf ein Sofakissen. Fertig ist die Wippe, die dem Hund sicher viel Freude bereitet. Ist im Haushalt noch eine Wanneneinlage übrig? Mit zwei Stuhlkissen wird diese zu einem gelungenen Wackelparcours. Und eine gewöhnliche Mülltüte wird als unbekannte Trittfläche zur knisternden Mutprobe für den unausgelasteten Hund. Ebenfalls schnell realisiert ist ein kleiner Hindernisparcours mit Hilfe eines Regalbrettes. So kann das Regalbrett, das zwischen zwei Stühle gelegt wird, eine echte Herausforderung für einen vierbeinigen Hindernisläufer sein.

Der Tunnel-Ersatz

Auch ein Blick ins Kinder- oder Schlafzimmer kann sich lohnen. Vielleicht liegt dort noch ein Kriechtunnel aus Kindertagen herum oder ein langgezogenes Aufbewahrungsnetz? Wenn ja, so habt ihr eine schnelle Möglichkeit, eurem Hund ein bisschen Abwechslung zu bieten. Ist kein fertiger Kriechtunnel vorhanden, ist das auch kein Problem, denn mit etwas Phantasie könnt ihr einen perfekten Tunnel auch im Wohnzimmer mit den dort vorhandenen Materialien bauen. Die Vorgehensweise ist ganz einfach: Stellt vier oder sechs Stühle dicht aneinander in Reihe. Danach eine große Decke oder mehrere kleine über die Stühle legen – fertig ist der Tunnel. Der Hund läuft unter den Stühlen durch. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass die Stuhlbeine nicht zu kurz sind. Der Hund sollte erhobenen Kopfes durch den selbstgemachten Tunnel laufen können. Sind die Stühle dafür zu niedrig oder der Hund zu groß, ist das auch kein Grund, das Training ausfallen zu lassen. Dann könnt ihr wie folgt einen Tunnel basteln: Jeweils zwei Stühle werden Lehne an Lehne gegenübergestellt. In der Mitte zwischen den Stühlen einen Gang freilassen, so dass euer Hund gut durch passt. Insgesamt könnte ihr vier oder sechs Stuhlpaare so in Reihe stellen. Danach über die Lehnen der Stühle Decken legen. Fertig ist der XXL-Tunnel.

Balancieren gegen Winterlangeweile

Manche Hunde lieben auch Balance-Akte. Ein stabiles Brett dazu auf zwei Getränkekisten legen und den Hund drüber laufen lassen. Jedoch darauf achten, dass das Brett gut auf den Kisten aufliegt. Vorsichtshalber das Brett mit straff angezogenen Kordeln auf den Kisten sichern. Wer seinem Hund ein ganz besonderes Balancier-Erlebnis verschaffen möchte, der stellt verschieden breite – aber immer ausreichend starke – Bretter bereit. Da der Hund erhöht über die Bretter läuft, ist auch hier unbedingt auf die Stabilität der selbstgebauten Balancier-Anlage zu achten!

Hula-Hoop – die Zweite

Erinnert Ihr euch auch noch an die bunten Hula-Hoop-Reifen, die immer mal wieder „in“ sind? Bestimmt steht so etwas auch irgendwo bei euch im Keller. Doch dafür sind die Reifen viel zu schade, denn mit ihnen lässt sich wunderbar spielen. Damit der Hund irgendwann einmal grazil dadurch springt, fängt man mit kleinen Schritten an. Dazu den Reifen am Boden zwischen vier Stühlen – rechts zwei, links zwei – festklemmen, sodass er nicht umfallen kann. Das hat den Vorteil, dass der Hund mit Leckerchen oder Spielzeug durch den Reifen gelockt werden kann. So lernt der Hund dann recht schnell, was er machen soll: nämlich durch den Reifen laufen. Später kann man das Spiel dann noch verfeinern, indem man beispielsweise den Reifen etwas anhebt. Auch können die Stühle, die als Stütze für den Anfang dienen, später weggenommen werden und man kann den Reifen in die Hand nehmen. Ist kein Hula-Hoop-Reifen im Haus, ist eine Alternative auch schnell gefunden: Ein alter Fahrradmantel lässt sich bestens für klein- und mittelgroße Hunde verwenden.

Neue Beweglichkeit dank PET

PET, damit ist diesmal nicht das englische Wort für „Tier“ gemeint, sondern die inzwischen in jedem Haushalt vorkommende PET-Flasche. Diese sammeln sich oft leer im Dutzend im Keller, bevor sie dann wieder eingetauscht werden. Einfach einige dieser Flaschen mit Wasser füllen, gut verschließen und als Parcours zum Durchlaufen im Wohnzimmer aufstellen. Das Wasser in den Flaschen sorgt für die nötige Stabilität, damit die Flaschen nicht bei jeder Gelegenheit umfallen. Wer experimentieren möchte, nimmt im Laufe der Zeit immer weniger Wasser, so dass die Flaschen leichter fallen. Wer schafft den Parcours mit null Fehlern in der besten Zeit? Hierzu noch eine Anmerkung: Manche Hunde neigen dazu, an PET-Flaschen zu kauen. Sollte euer Hund das machen, dann die Flaschen lieber mit Sand oder Vergleichbarem füllen, dann ist die Überschwemmungsgefahr im Wohnzimmer gebannt.

Eine gute Mischung aus Bewegung und Köpfchen ist das Training zur hündischen Haushaltshilfe.

Hündische Haushaltshilfe

So sehr der Hund das reine Bewegungsangebot im Wohnzimmer auch schätzt, Bewegung alleine reicht nicht, damit der Hund gut ausgelastet durch den Winter kommt. Wer seinem Hund etwas bieten will, der bietet ihm auch Spiele an, die seinen Kopf fordern. Eine gute Mischung aus Bewegung und Köpfchen ist das Training zur hündischen Haushaltshilfe. Zum Erlernen des Spiels wird ein großer, aber nicht zu hoher Karton (gibt es kostenlos in jedem Supermarkt) als Spielzeugkiste hergerichtet. Diese wird dann beispielsweise am Rande des Raumes aufgestellt. Legt dann das Lieblingsspielzeug eures Hundes mitten in den Raum. Ziel der Übung wird es sein, dass der Hund sein Spielzeug aufhebt und in den Karton legt. Damit das klappt, stellt ihr euch hinter die Spielzeugbox, eure Hand über der Box. Der Hund soll euch das Spielzeug in die Hand geben – falls er das Spielzeug nicht loslassen möchte, tauscht ihr das Spielzeug gegen ein Leckerli. Wenn ihr das Spielzeug in der Hand habt, lasst es in die Kiste fallen – bei den nächsten Spielzeug-Bringspielen zieht ihr die Hand immer mehr zurück, sodass euer Hund das Spielzeug selbst in die Kiste fallen lassen kann. Hat euer Hund gelernt, sein Lieblingsspielzeug „wegzuräumen“, könnt ihr weitere Sachen folgen lassen, die er wegräumen soll. Eine Steigerung des Ganzen ist noch, wenn ihr jedem Spielzeug einen bestimmten Namen gebt. Euer Hund wird lernen, welcher Name welches Spielzeug bezeichnet. So ist Langeweile an grauen Wintertagen kein Thema mehr.

Körper und Geist

Wenn ihr feststellt, dass euer Hund an geistreichen Spielen genau so viel Spaß hat wie an Bewegungsspielen, warum bietet ihr ihm dann nicht mehr Spiele mit Köpfchen an? Vieles lässt sich leicht mit Mittel aus dem Haushalt realisieren. Sicher finden sich in jedem Haushalt leere Müsli-Schachteln, Joghurtbecher oder Kartons. Hieraus lassen sich mit wenigen Schritten tolle Hundespielzeuge für graue Wintertage basteln. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Leckerli, das in einer leeren Schachtel versteckt wird? Anschließend wird die Schachtel wieder leicht verschlossen. Der Hund muss nun eine Strategie entwickeln, mit der er an das herrlich duftende Leckerli herankommt. Was wird er sich einfallen lassen? Wird er die Schachtel in kleine Stücke reißen oder die elegante Variante wählen, indem er das begehrte Leckerli vorsichtig mit der Pfote an der leicht verschlossenen Öffnung herausfischt?

Wichtigste Grundregel ist es, darauf zu achten, dass im Trainingsbereich keine losen oder gar scharfkantigen Sachen mehr stehen.

Egal, was er tun wird, er wird ausgelastet und als Halter wird man Spaß daran haben zu sehen, welcher Lösungsweg dem Hund einfällt. Diese Anfängerübung kann man natürlich noch im Schwierigkeitsgrad steigern. Sind rein zufällig noch drei leere Joghurtbecher im Haus? Einfach auswaschen und schon kann es losgehen. Das Spiel erinnert an den menschlichen Hütchenspielertrick. Drei Becher werden in einer Reihe aufgestellt. Unter einem der Becher wird das Leckerli versteckt. Der Hund sollte seinen Halter dabei beobachten können. Rund 50 Zentimeter Abstand sind ideal. Gerne können Becher nach Einlegen des Leckerlis noch einmal vertauscht werden. Die Denksportaufgabe für den Hund ist es nun, den richtigen Becher zu finden und das Leckerli aus dem Becher zu befreien. Stoppen Sie einmal die Zeit! Auch beim Hund gilt: Training macht den Meister! Natürlich lässt sich diese Übung noch steigern, indem man beispielsweise fünf oder zehn Becher in Reihe stellt.

Die Phantasie kennt keine Grenzen

Schon die bisherigen Beispiele zeigen: Lässt man der Phantasie freien Lauf, ist Spaß für Hund und Halter garantiert. Wichtig sind nur zwei Dinge:

  • Den Hund niemals zu einer Übung zwingen; ihn stattdessen lieber mit Lob und Leckerlis zum Mitspielen animieren.
  • Bei selbstgebauten Geräten in der Spielweise „Wohnzimmer“ immer kontrollieren, dass diese stabil und sicher aufgebaut sind, damit sich der Hund nicht verletzen kann. Auch auf Sicherheitsabstand zu anderen Möbeln und Dingen achten. Bei empfindlichen Böden ist es sinnvoll, eine oder mehrere große Decken als Unterlage zu nehmen.

Foto: AdobeStock/Katja

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