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Schmerzen bei Katzen erkennen – Schmerzmimik

Schmerzen an der Mimik unserer Katze ablesen? Das ist nun dank einenm Team von Tierverhaltensspezialisten von der Nottingham Trent Universität möglich. Die Forscher*innen werteten fast 1000 Fotos von Katzengesichtern anhand einer speziellen Technik aus, die selbst kleinste Muskelbewegungen genaustens unter die Lupe nehmen.

Solche Auswertungen der Gesichtsmimik anhand von „Schmerzskalen“ sind bereits für mehrere Spezies etabliert. Im englischen werden sie „grimace scale“ genannt. Die entwickelte Skala für Katzen, die „Feline Grimace Scale (FGS)“, soll sehr genau und zuverlässig sein.

Schnappschüsse bitte!

55 Katzen verschiedener Rassen, wurden stationär aufgenommen. Sowohl gesunde, als auch unter Schmerzen leidende Katzen, welche zur „Kontrollgruppe“ gehörten. Jeder einzelne Käfig wurde mit einer Videokamera ausgestattet. Die Tiere wurden sofort nach der Ankunft,- und die kranken Katzen zuem nach der Verabreichung von Analgetika, einem schmerzlindernden Arzneistoff, fotografiert. Blickte die Katze direkt und frontal in die Kamera, löste sie von selbst einen Schnappschuss aus. Die vergleichenden Auswertungen ergaben fünf sichtbare Merkmale, die sich geändert haben:

Die “Feline Grimace Scale”: Auswertung

  • Die Stellung der Ohren (Verhältnis Spitze zu Basis sowie medialer und lateraler Winkel vom Ohr zum Schädel)
  • die Öffnung der Augen (Verhältnis Höhe zu Breite der Lidspalte)
  • die Maulspannung (Verhältnis Höhe zu Breite)
  • die Stellung der Schnurrhaare
  • die Kopfhaltung

Die Schmerzindikatoren:

Im Normalzustand sind die Ohren der Katze nach vorne gerichtet. Sie sind entspannt und verändern ihre Position nur bei Veränderung der Geräuschkulisse.

Hat die Katze jedoch leichte Schmerzen, merkt man, dass die Ohrenstellung sich verändert. Sie sind leicht zur Seite gedreht und nicht mehr gerade nach oben gerichtet. Sie sind sichtlich angespannt. Bei stärkeren Schmerzen wird die angespannte Ohrenstellung dann noch auffälliger. Sie hängen leicht nach unten und lassen die Katze nicht mehr so freundlich wirken.

Doch auch die Katzenaugen verraten uns, ob die Mieze unter Schmerzen leidet. Im Normalzustand sind sie rund und wirken freundlich. Man merkt ihr keine Anspannung an. Hat sie leichte Schmerzen, ist die Augenform verändert. Die Augen wirken schmaler, da sie nicht ganz geöffnet sind. Bei starken Schmerzen wird dieser Effekt umso auffälliger. Es wirkt fast so, als würde die Samtpfote ihre Augen vor Schmerzen zukneifen wollen.

Sogar die Schnurrhaare verändern sich, wenn die Katze Schmerzen hat. Im schmerzfreien Zustand sind die Schnurrhaare, auch Vibrissen genannt, entspannt nach vorn gerichtet. Die Mundpartie wirkt neutral, aber freundlich.

Hat sie hingegen Schmerzen, kann man erkennen, dass die Schnurrhaare leicht nach oben abstehen. Die Mund- und Wangenpartie wirken kleiner. Bei stärkeren Schmerzen bestätigt sich dieser Eindruck. Die Vibrissen stehen vom Gesicht ab, und der Abstand zwischen Wangen und Schnauze ist sichtbar verringert. Die Nase neigt sich eher in Richtung Mund und weg vom Auge.

Visualisierungen findest du unter anderem hier.

Viele dieser Signale sind jedoch so subtil, dass man sie als Katzenhalter kaum wahrnimmt. Eine gezielte Schulung soll auch in Tierkliniken helfen, Schmerzen bei Katzen schnellstmöglich zu erkennen.

Wichtiger Hinweis

Dies sind bloß abstrakte Skizzen und dienen bloß der Veranschaulichung. Sie deuten nicht in jeden Fall sofort auf Schmerzen hin – sollten jedoch beobachtet und zeitnah von einem Tierarzt, bzw. einer Tierärztin untersucht werden.

Originalpublikation:
Evangelista MC, Watanabe R, Leung VSY, Monteiro BP, O‘Toole E, Pang DSJ, Steagall PV (2019): Facial expressions of pain in cats: the development and validation of a Feline Grimace Scale. Sci Rep 9: 19128. DOI 10.1038/s41598-019-55693-8.

Titelbild: AdobeStock/Elvira

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