“Tiere sind einfach super sympathisch”
Der Alltag der Tierfotografin Natalie Eckelt ist turbulent. Aber auch lustig! Davon erzählt Natalie Eckelt, die Tiere seit zehn Jahren in besonders niedlichen Posen fotografiert.
Frau Eckelt, Sie sind Tierfotografin. Was fasziniert Sie besonders daran, Tierbabys zu fotografieren?
Natalie Eckelt: Es ist einfach schön, Zeit mit Tieren zu verbringen. Tierbabys sind natürlich ganz besonders süß. Die Mimik von Tierkindern ist unglaublich ausdrucksstark, wenn ein Kätzchen zum Beispiel vorwurfsvoll die Augenbrauen zusammenzieht. Tierbabys haben noch nicht so viele Ängste, sind ganz unbedarft und freuen sich darauf, die Welt zu entdecken. Sie lassen sich auch noch leichter begeistern, für Spielsachen oder ein Körbchen oder eine Kiste, die man erkunden kann. Deshalb lassen sie sich auch leichter fotografieren. Erwachsene Tiere sind skeptischer und erst einmal misstrauisch, was die Frau da mit ihrer Kamera von ihnen will. Tierbabys haben auch einen festen Rhythmus, sodass sie vom einen Moment auf den nächsten einschlafen. Da interessiert sie nichts mehr um sie herum. Dabei entstehen dann besonders niedliche Bilder. Schlafende Tierkinder strahlen so viel Ruhe und Geborgenheit aus. Da geht einem das Herz auf. Es macht einfach Spaß, die Tiere so nah zu erleben und sie kennenzulernen. Das ist jedes Mal ein tolles Erlebnis.
Worauf muss man bei Fotoshootings mit Katzen achten?
Natalie Eckelt: Es ist sehr schwer, schöne Bilder von erwachsenen Katzen zu machen, weil die Studio-Situation für sie unnatürlich ist. Sie lieben ihre gewohnte Umgebung. Dort entspannen sie sich und zeigen sich auch in gemütlichen Posen. Das ist im Studio fast nicht machbar, weshalb ich erwachsene Katzen gerne in ihrem Zuhause fotografiere. In einem Gespräch mit dem Katzenhalter erfährt man dann, was die Katze besonders mag. Die eine liebt Malzpaste, die nächste Sahne und wieder eine andere Papierschnipsel zum Spielen. Damit kann man dann arbeiten. Manche Katzen reagieren ganz stark auf Katzenminze, andere überhaupt nicht. Ein Kätzchen, das für ein Foto eine Milchflasche ablecken sollte, bekam ich in diese Pose, indem ich einen Klecks Malzpaste auf die Flasche schmierte. Da konnte sie dann nicht widerstehen. Bei Katzen braucht man besonders viel Geduld, weil sie im Gegensatz zu Hunden nicht auf Kommandos hören. Man muss sie soweit bekommen, dass sie freiwillig das tun wollen, was sie sollen. Umso mehr freut man sich dann, wenn ein schönes Foto gelingt.
Sie sind selbst Katzenhalterin, wie sind Sie zu Ihrer Minou gekommen?
Natalie Eckelt: Eine Verwandte hat Minous Mama, eine ganz süße Langhaarkatze, aus schlechter Haltung bei sich aufgenommen. Mit dabei war ein Katzenbaby, die kleine Minou. Weil sie nicht beide behalten konnte, haben wir das Katzenmädchen bekommen. Minou hatte damals über 50 Flöhe und so hatten wir die ersten Tage viel zu tun. Alle Flöhe absammeln und sämtliche Textilien heiß waschen. Minou war ein Einzelkind. Ihr einziges Geschwisterchen ist wohl tot zur Welt gekommen. Vielleicht ist sie deshalb manchmal etwas eigen, weil sie keine Geschwisterchen hatte, um ihre Grenzen auszutesten. Sie hat sich aber schnell bei uns eingelebt. Durch sie bin ich zur Tierfotografie gekommen, weil es mit ihr so viele lustige Situationen gab, die ich mit der Kamera festgehalten habe: Wie sie die Klorolle auseinander nimmt, im Schrank auf einem Berg T-Shirts schläft oder auf dem gedeckten Tisch herumturnt. Sie war mein erstes Kätzchen. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, ohne Katze zu leben.
Haben Sie noch mehr Tiere?
Natalie Eckelt: Ja, wir haben nach drei Monaten noch ein weiteres Katzenkind dazu genommen, die kleine Amelie. Damit Minou nicht alleine ist, wenn wir nicht zu Hause sind. Amelie stammt von einem Bauernhof aus dem Ort. Nach ein bis zwei Wochen hat sich Minou an sie gewöhnt, bis sie sogar miteinander gekuschelt haben. Das war ein schönes Bild. Das ist jetzt schon 10 Jahre her. Als erwachsene Katzen sind sie zwar immer noch gern in der Nähe der anderen, aber berühren möchten sie sich lieber nicht. Außerdem haben wir noch zwei Kaninchen, Pepe und Lotte, die im Garten ein Kaninchen-Haus und ein großes Gehege haben, sowie zur Zeit zwei Igel-Pflegekinder. Die beiden Igel waren zu klein für den Winterschlaf und müssen deshalb noch ein bisschen aufgepäppelt werden.
Wenn Minou ein Mensch wäre, mit welcher berühmten Persönlichkeit hätte sie Ähnlichkeit?
Natalie Eckelt: Sie wäre ganz sicher Audrey Hepburn in ihrer Rolle als Holly Golightley in „Frühstück bei Tiffany“. Sie ist wunderschön aber auch unnahbar. Nähe ist ihr nicht Geheuer. Aber trotzdem ist sie sympathisch und auf ihre Weise anhänglich.
Was mag Ihre Minou am liebsten und was kann sie überhaupt nicht leiden?
Natalie Eckelt: Minou liebt Haargummis. Sie sieht ein Haargummi aus weiter Entfernung und muss dann sofort hin. Sie nimmt es mit ihrer Pfote hoch, lässt es wieder fallen, hebt es wieder auf und das viele Male. Besonders freut sie sich, wenn man das Haargummi knapp über dem Boden durch den Raum wirft und sie hinterherjagen kann. Und das immer und immer wieder. Minou ist, was uns Menschen angeht, wie ein kleiner Schatten. Sie ist gerne bei mir, aber immer mit einem Meter Abstand. Sie mag nicht zu viel Nähe. Wenn sie ganz entspannt auf dem Sofa liegt, darf man sie am Kopf und am Nacken kraulen. Aber nirgendwo sonst. Sonst fährt sie die Krallen aus und kann auch mal beißen. Wenn man aber ihre Regeln befolgt, ist sie das liebste Kätzchen der Welt. Sie ist auch sehr treu. Wenn ich einmal krank bin, weicht sie nicht von meiner Seite, geht mit auf die Toilette und wieder zurück ins Bett. Nachts schläft sie immer bei mir auf der Decke in Kniehöhe. Dann ist sie im Glück und schnurrt.
Wer kümmert sich um Ihre Tiere, wenn Sie im Urlaub sind?
Natalie Eckelt: Meine Eltern sind toll. Wenn mein Mann und ich in den Urlaub fahren, kommen sie zu uns und machen „Urlaub“ in unserem Haus. Sie verpflegen alle Tiere und kümmern sich ganz liebevoll. So können wir immer entspannt in den Urlaub fahren und bekommen dazu in regelmäßigen Abständen Bilder von den Katzen daheim aufs Handy.
Sind Minou und Amelie Freigänger?
Natalie Eckelt: Die ersten Jahre ihres Lebens waren Minou und Amelie Wohnungskatzen. Vor vier Jahren haben wir uns dann ein Haus mit einem großen Garten gekauft und seither dürfen beide raus. Jetzt können wir uns gar nicht mehr vorstellen, wie sie es die Jahre in der Wohnung ohne Garten ausgehalten haben. Damals hatte man nicht den Eindruck, dass ihnen etwas fehlt, aber wenn sie jetzt um mich herumhüpfen, wenn ich im Garten arbeite, wenn sie auf unsere Apfelbäume klettern oder im hohen Gras liegen und die Abendsonne genießen, dann freue ich mich immer mit ihnen.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Eckelt.
Natalie Eckelt ist seit zehn Jahren Tierfotografin und zeigt seitdem Tiere von ihrer besten Seite. Privat haben ihr die zwei Katzen Minou und Amelie den Kopf verdreht.
Dieses Interview stammt aus dem Magazin Our Cats