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Ab und an ein paar Möhren ins Futter

Warum sterben große Hunderassen eigentlich früher? Im Tierreich ist es doch sonst ganz anders.
Schwertwale werden zwischen 80 und 90 Jahre alt, afrikanische Elefanten können bis zu 70 Jahre alt werden. Im Gegensatz dazu: die Eintagsfliege. Was läuft also bei Hunden anders? Es könnte an der Wachstumsgeschwindigkeit liegen. Große Hunde wachsen so schnell, dass sie sich von dem Stress nicht mehr erholen.

Forscher suchen nach Antworten

Josh Winward und Alex Ionescu, Studenten von der Colgate University in Hamilton starteten dazu in New York ihr Forschungsprojekt. Sie baten Tierärzte um Gewebeproben von Welpen und von frisch verstorbenen, alten Hunden. Unter Anleitung ihrer Professorin Ana Jimenez untersuchten sie 80 Proben von Welpen und von ausgewachsenen Hunden. Genauer gesagt von den Vertretern sehr großer Rassen und von denen sehr kleiner Rassen. Welche Unterschiede würden sich dort feststellen lassen? Von Beginn an lag ein Schwerpunkt der Analyse auf der Untersuchung der freien Radikalen und des Stoffwechsels der Hunde.
In den Zellproben der erwachsenen Hunde war der Anteil an freien Radikalen in etwa gleich, ganz egal, welcher Größenordnung der Hund angehörte. Bei den Welpen zeichnete sich hingegen ein deutlich anderes Bild ab: Die Zellen der großrassigen Welpen wurden mit freien Radikalen geradezu geflutet. Es waren deutlich mehr freie Radikale nachweisbar, als Antioxidantien. So war der Stoffwechsel mit der Neutralisation der freien Radikalen auch eindeutig überfordert. Welpen kleiner Hunderassen hingegen hatten keinen Überschuss an freien Radikalen – hier stimmte die Balance.

Die Zellschädigungen, die durch den Überschuss der freien Radikalen entstehen, könnte die Ursache für eine verkürzte Lebenserwartung sein.


Die Wachstumsgeschwindigkeit ist entscheidend

“Die Welpen großer Rassen haben einen schnellen Stoffwechsel, wachsen schneller und benötigen mehr Energie als kleine Rassen”, sagt Winward. Da die Zellen großer Hunderassen eine enorme Wachstumsleistung in kurzer Zeit erbringen müssen, läuft der Stoffwechsel im Welpenalter auf Hochtouren. Dadurch entsteht jedoch oxidativer Stress, der die Zellen der großen Welpenrassen bereits im jungen Alter schädigt. Zellschäden in der Wachstumsphase können weitreichende Wirkung haben. Die beiden Forscher vermuten, dass die Welpen großer Rassen sich im Grunde nicht von den Anstrengungen des schnellen Wachstums erholen. “Die Resultate sind vorläufig”, sagt Winward, “und es gibt andere Theorien, warum Hunde auf diese spezifische Weise altern. Aber wenn sich die Ergebnisse bestätigen, ist es vielleicht möglich, das Leben großer Hunde zu verlängern, indem antioxidative Nahrungsergänzungsmittel für Welpen zugefüttert werden”. Denn die zusätzlichen Antioxidantien könnten die freien Radikale im Welpenalter neutralisieren, bevor diese Zellschäden anrichten.

Freie Radikale

Freie Radikale sind instabile Moleküle, weil ihnen ein Elektron fehlt. Schnellstmöglich versuchen sie, ein Elektron aus anderen Zellen zu lösen, um wieder vollständig zu werden. Entsteht ein freies Radikal, dauert es 0,00000000001 Sekunden, bis es ein anderes Molekül attackiert, um ihm ein Elektron zu rauben. Das derart beraubte Molekül wird nun ebenfalls zum freien Radikal und sucht nun seinerseits nach einem Elektron. Im Bruchteil einer Sekunde greift es nun seinerseits andere Zellen an, um an dieses zu gelangen – so wird eine gefährliche Kettenreaktion in Gang gesetzt. Die dadurch entstehenden Zellschäden können langfristig schwerwiegende Schäden verursachen.

Geheimtipp Antioxidantien

Antioxidantien sind Moleküle, die dem freien Radikal freiwillig eines ihrer Elektronen abgeben, und sie werden, selbst nach diesem Verlust, nicht zu einem freien Radikal. Das heißt, dass sie die Kettenreaktion durchbrechen können. Zu den für Hunde am wirksamsten Antioxidantien gehören Carotinoide, z. B. aus Möhren. Was lernen wir daraus? Es kann entscheidend sein, Welpen und Junghunden großwüchsiger Rassen zusätzlich täglich ein paar Löffel Möhrenraspel unters Futter zu mischen. Kurz gedünstet oder auch roh – je nachdem, wie der Hund es verträgt. Es kann buchstäblich lebensverlängernd sein.

Foto: AdobeStock/ jurra8


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