Im Einsatz gegen die Hundemafia | EXKLUSIV
Ein Einsatzbericht zum Thema “Illegaler Welpenhandel” von Jana Hoger / PETA Deutschland e.V.
Schlüssel, Geldbeutel, versteckte Kamera – wie jeden Morgen machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. An diesem Tag fuhr ich aber nicht ins Büro, sondern in ein Wohngebiet im Stuttgarter Zentrum. Mein Ziel war die Adresse eines rumänischen Pärchens, das über eine bekannte Onlineplattform zwei Malteserwelpen abzugeben hatte. An der Ecke zu ihrem Haus standen bereits zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei. Es konnte losgehen…
Illegaler Handel mit viel zu kleinen Hundebabys
Die Türe ging auf, vor mir stand eine rothaarige Frau, die die beiden Hunde auf dem Arm hielt. Es war schon der zweite Fall von mafiösem Welpenhandel in der baden-württembergischen Landeshauptstadt innerhalb einer Woche. Laut Aussage der Verkäuferin sollte es sich bei den Hunden um vier Monate alte Malteser handeln, welche legal mit EU-Pass und entsprechenden Impfungen sowie Mikrochips verkauft werden sollten. Doch schon auf den ersten Blick erschienen die Hunde viel jünger und zudem sehr geschwächt.
Bei genauer Betrachtung konnte ich sehen, dass die Welpen erst fünf bis sechs Wochen alt waren. Die Milchzähne waren noch nicht vollständig durchgebrochen. Sie waren also nicht einmal halb so alt wie angegeben und hätten noch nicht von ihrer Mutter getrennt werden dürfen. Für jeweils 950 Euro könne ich sie direkt mitnehmen. Doch anstatt nach dem Geld zu greifen, sicherte ich alle Beweise und gab der Polizei das besprochene Zeichen.
Die Polizei schreitet ein
Die Polizei beschlagnahmte die Hundekinder auf mein Signal hin. Sie wurden umgehend ins Stuttgarter Tierheim gebracht, wo sie medizinisch versorgt und für zwei Monate in Quarantäne untergebracht wurden. Über 1.500 Kilometer Transportweg mussten die beiden Welpen aus dem rumänischen Sibiu bis nach Stuttgart über sich ergehen lassen. Die angeblich legalen Dokumente wurden von einem rumänischen Tierarzt gefälscht und die Mikrochips hatte die Mutter der Verkäuferin selbst unter die Haut der Tierkinder gesetzt.
Der versuchte Verkauf der beiden Malteserwelpen war damit nicht nur ein Verstoß gegen das Tierschutz- und Tierseuchengesetz, sondern stellte aufgrund der Urkundenfälschung vermutlich eine Straftat dar. Für mich war die Arbeit hier aber getan – vorerst. Auf dem Weg zum Auto erhielt ich einen Anruf: eine weitere verdächtige Internetanzeige wurde entdeckt, diesmal handelte es um eine junge Katze. Also ging es für mich zurück an den Schreibtisch.
Welpenhandel ist kein Einzelfall
Der illegale Handel mit Tierbabys floriert. Insgesamt werden derzeit über 40.000 Hunde allein auf den größten Internetportalen angeboten, während in deutschen Tierheimen über 380.000 Hunde, Katzen und viele andere Lebewesen sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten. Viele Tierheime mussten bereits einen Aufnahmestopp verhängen, da sie auch aufgrund der Corona-Abgabewelle aus allen Nähten platzen. Während einige Tiere also nicht einmal mehr vom Tierheim aufgenommen werden können, produzieren Welpenhändlerinnen und Welpenhändler immer neue Hunde und Katzen, um sie wie die beiden Malteserwelpen im Internet für schnelles Geld zu verkaufen.
Nicht selten stammen Welpen, die im Internet zum Verkauf angeboten werden, aus kriminellen Geschäften, bei denen einzig und allein der Profit zählt. Oft kommen die Hundekinder wie die beiden Malteserwelpen aus Osteuropa. Dort sind die Muttertiere auf Welpenfarmen gezwungen, oftmals ohne Tageslicht in engen, verdreckten Käfigen auszuharren. In ihrem kurzen Leben erfüllen sie nur einen Zweck: dauerhaft Welpen zu gebären. Sind sie für die Züchterinnen und Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt.
Ihre im Internet angebotenen Kinder sind oft schwer krank, verwurmt, ohne Impfschutz und voller Parasiten. Die Transporte aus fernen Ländern nach Deutschland schwächen die Welpen zusätzlich. Damit binnen kürzester Zeit möglichst viele Welpen produziert und verkauft werden können und da sich kleine Hundekinder oftmals noch besser verkaufen lassen, werden sie der Mutter viel zu früh weggenommen. Dadurch fehlen ihnen wichtige Entwicklungsschritte in der sogenannten Sozialisierungsphase, die sie idealerweise mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter durchleben. Stattdessen entwickeln die Hunde oft massive Verhaltensstörungen, die nicht selten ihr ganzes Leben lang anhalten.
Eine Adoption rettet zwei Leben!
Die grausamen Geschäfte mit dem besten Freund des Menschen werden so lange bestehen, wie es Interessentinnen und Interessenten gibt, die diese Tiere abnehmen und Geld für sie bezahlen. Wer das enorme Tierleid unterbinden will, sollte dubiose Anzeigen auf Onlineplattformen nicht nur meiden, sondern auch melden (zum Beispiel über das Whistleblower-Formular bei PETA). Wer Tierheimbewohnern ein Zuhause gibt, rettet sogar zwei Leben: das des Vierbeiners, der ein Zuhause findet, und das des Vierbeiners, der den freigewordenen Platz im Tierheim geschenkt bekommt.
Jana Hoger arbeitet seit 5 Jahren für PETA Deutschland. Als Fachreferentin für tierische Mitbewohner durchforstet sie Onlineverkaufsportale nach verdächtigen Angeboten mit Hunde- und Katzenwelpen sowie exotischen Tieren und führt investigative Recherchen durch. Bei der Kontaktaufnahme mit den Händlerinnen und Händlern gibt sie sich oftmals als Kaufinteressentin aus. Dass sie vor ihrer Arbeit bei PETA viele Jahre als Tierarzthelferin gearbeitet hat und Alter und Gesundheitszustand von sogenannten Haustieren fachkundig einschätzen kann, wissen die meist kriminellen Verkäuferinnen und Verkäufer natürlich nicht. Kommt es zu einem Übergabetermin, sammelt Jana Hoger Beweise in Form von Fotos, Videos und Gedächtnisprotokollen und verständigt die Polizei sowie das zuständige Veterinäramt, die die Tiere dann beschlagnahmen und in Sicherheit bringen. Gemeinsam mit den Behörden schafft es Jana, kriminellen Händlerinnen und Händlern das Handwerk zu legen.
Fotos: PETA Deutschland e.V.
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