> KatzenInterviewMensch & Tier

“Ich liebe ihre Sturheit”

Mit »Saukatz« startete Kaspar Panizza die erfolgreiche Katzenkrimi-Reihe um „Frau Merkel“, die gemeinsam mit Kommissar Steinböck in München auf Verbrecherjagd geht. Nach vier Fällen folgt nun der fünfte Streich des ungewöhnlichen Ermittlerduos. In »Grantlkatz« sorgt ein Mord in der Münchner Schickeria für reichlich Aufsehen.

Worum geht es in Ihren Krimis?

Kaspar Panizza: Um in München endlich eine bezahlbare Mietwohnung zu bekommen, sieht sich Kommissar Steinböck genötigt, die Katze des ermordeten Vormieters mit zu übernehmen. Ziemlich schnell stellt er fest, dass die Katze mit ihm redet. Da nur er sie hören kann, beginnt er an seinem Verstand zu zweifeln. Ein Dreamteam ist geboren. Meine Bücher sind nicht blutrünstig. Keine irren Massenmörder, und auch keine Gerichtsmediziner, die verzweifelt versuchen, zerstückelte Leichen wieder zusammenzusetzen. Aber es wird viel zu lachen geben.

Gibt es ein Vorbild für die Katze Frau Merkel?

Kaspar Panizza: Ja, ich hatte diese verrückte Katze. Wir nannten sie Lola. Eine arrogante, störrische und äußerst zähe mallorquinische Wildkatze. Das ist natürlich politisch nicht korrekt, wie jeder Katzen-Halter weiß. Nicht ich hielt mir eine Katze, sondern unsere Katze hielt sich Personal. Meine Frau und mich. Wir fanden sie damals auf Mallorca nach einem furchtbaren Unwetter. Ein Häufchen Elend, nahezu nackt, blind und fünf cm Nabelschnur hinter sich herziehend. Ehe ich mich versah, saßen wir zwei Straßen weiter beim Tierarzt im Wartezimmer. Eigentlich gab er der Katze keine Überlebenschance, aber er witterte ein gutes Geschäft und verkaufte uns ein kleines Fläschchen und 200 Gramm eines sündhaft teuren Milchpulvers, das wir der Katze alle zwei Stunden geben sollten.

Seit diesem Tag weiß ich, was Überlebenswille heißt. 80 Gramm pure Energie und schon damals stur ohne Ende. Die Kinder waren aus dem Haus und jetzt fing dieselbe Chose wieder an. Alle zwei Stunden eine Flasche, anfänglich genauso schwer wie die Katze selbst. Stellt euch vor, 80 Gramm Katze säuft 80 Gramm Milch. Um es kurz zu machen, sie überlebte und beherrschte innerhalb kürzester Zeit den Hund, meine Frau und auch mich. Die Katze war ein Biest.

Überlebenskämpferin Lola als Kitten

Wie entstand die Idee zu Ihrem Buch?

Kaspar Panizza: Oft wenn ich am Schreiben war, wurde ich durch etwas abgelenkt. Ich blickte mich um und da saß meine Katze und sah mich mit durchbohrenden Blicken an. Ich wusste immer sofort, was sie wollte: „Ich habe Hunger! Es ist kalt, kannst du endlich einheizen! Musst du dauernd schreiben, ich möchte beschäftigt werden. Der blöde Hund liegt schon wieder in meinem Körbchen. Schmeiß ihn raus, oder ich tue es!“ Irgendwann kam mir die Idee, über sie zu schreiben. Ich wollte die Katze im Buch als mein Alter Ego darstellen. Also jemand, der all meine unausgegorenen Gedanken von sich geben sollte, meckern, von einer Meinung zur anderen springen, das alles, ohne dafür einstehen zu müssen, und in ständigem Disput mit einem genervten Kommissar.

Haben Sie ein bestimmtes Ritual beim Schreiben oder wie kommen die Ideen zu Ihren Krimis?

Kaspar Panizza: Immer mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich kritisch mit ihr auseinandersetzen. Dazu ein paar böse Buben und ein paar liebenswerte Kleinganoven und die restlichen Ideen sprudeln dann von selbst hervor. Und nicht zu vergessen, die Katze.

Was fasziniert Sie an Katzen besonders?

Kaspar Panizza: Ihre Sturheit, ihre Selbstständigkeit, ihre Anschmiegsamkeit.

Wohlgemerkt, ich hatte es bisher nur mit Freigängern zu tun. Wohnungskatzen sollen ja oft ganz anders sein.

Wie geht es weiter? Können sich die Leser auf weitere Krimis freuen?

Kaspar Panizza: Der sechste Teil meiner Frau Merkel Steinböck – Reihe, mit dem Titel Gourmetkatz ist bereits in Arbeit und soll im September 2021 erscheinen. Die Idee für den siebten Teil nimmt bereits Formen an.


Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Panizza.


Kaspar Panizza ist Autor der Kriminalroman-Reihe “Grantlkatz”. Auch privat hat er schon viele verrückte Katzen kennengelernt, allen voran seine Katze Lola.

Dieses Interview stammt aus dem Magazin Our Cats

Teilen