Die innere Uhr der Katze
“Ich werde zum Opfer meiner Katze“, raunt Sylvia und zeigt mir ihre dunklen Ringe unter den Augen. „Jede Nacht, um genau 3:33. Dann verfangen sich ihre Krallen in meinem Fuß. Als gäbe es eine Hexe, die mich verflucht hat …“ Das kennt sicher jeder Katzenhalter.
Es braucht nur eine klitzekleine, kaum merkbare Bewegung im Schlaf … und schon schnappt die Mieze zu.
Dabei sollte sie doch eigentlich um diese Uhrzeit auch tief und fest schlafen! Außerdem können unsere Stubentiger nicht die Uhr lesen. Wie kann es also sein, dass sie so einen exakten Rhythmus einbehalten? Eine mögliche Antwort darauf bietet die traditionelle chinesische Medizin. Schon vor hunderten von Jahren fand man heraus, dass der Körper einen Energiekreislauf hat. Es heißt, der Körper zeige täglich um die gleiche Uhrzeit eine besondere Aktivität von bestimmten Organen. So entstand die sogenannte Organuhr. Im Zwei-Stunden-Takt ist je ein Organ besonders aktiv, während andere in ihrer Leistung abfallen. Das Konzept soll dabei helfen, Gesundheitsprobleme besser zu identifizieren. So sollen zum Beispiel Beschwerden, die immer wieder zur selben Zeit aufkommen, auf ein Problem mit einem bestimmten Organ hindeuten. Auch Störungen im Rhythmus der Organuhr sollen Hinweis auf ein Krankheitsbild sein.
Die Uhr in uns
Medizinisch nachgewiesen sind tatsächlich einige zyklische, also zeitlich in einem bestimmten Ablauf vorkommende, Veränderungen im Körper. Dazu gehört zum Beispiel die Kortisolkonzentration. Kortisol ist bekannt als Stresshormon, das bestimmte Vorgänge unseres Stoffwechsels aktiviert. Gleichzeitig hat es eine abschwächende Wirkung auf das Immunsystem. Das Hormon wird in Schüben ausgeschüttet, wodurch ein einheitlicher Rhythmus entsteht. Früh morgens ist die Kortisolmenge in unserem Körper am höchsten und schwankt dann über den Tag hinweg. Es stimmt also tatsächlich, dass unser Körper eine „innere Uhr“ hat und von mehreren Zyklen beeinflusst wird.
Körperrhythmus
Viele Menschen wachen nachts regelmäßig zwischen 3 und 4 Uhr nachts auf. Das raubt wichtigen Schlaf und stellt zugleich auch die Frage: Warum? Hat ein lautes Geräusch uns aus dem Schlaf gerissen? Oder war es ein schlechter Traum? Natürlich kann all das die Ursache sein, allerdings reißt es uns auch ohne äußere Einflüsse häufig um diese Uhrzeit aus dem Schlaf. Auch hier hängt es mit dem Hormonspiegel zusammen. Der Melatoninspiegel (Schlafhormon) ist erhöht, während „Wohlfühlhormon“ Serotonin- und Kortisollevel eher niedrig sind. Der Hormonspiegel ist aus der Balance geraten und so fällt es schwer, wieder einzuschlafen. Möglicherweise ist das bei der Katze ähnlich, weshalb sie uns genau um diese Uhrzeit aus dem Schlaf reißt. Schließlich macht es keinen Spaß, allein wach zu sein!
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Die Themen dieser Ausgabe:
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