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„Ein Leben ohne Mops ist für mich unvorstellbar“ | Im Gespräch mit Martina Richter

Martina Richter schreibt Kriminalromane. Ihr vierbeiniger Held ist der Mopsdetektiv Holmes. An der Seite des Komissars Johannes Waterson ermittelt er mit unkonventionellen Methoden. Wie kommt sie nur auf diese Ideen?

Liebe Frau Richter – wie ist die Idee zu Holmes und Waterson entstanden? Ein tierischer Ermittler ist ja zunächst einmal eher ungewöhnlich.

Martina Richter: Ganz einfach – Sie sind plötzlich da. Davor habe ich ein anderes Buch geschrieben. Das war eher ernst. Dann saß ich hier Zuhause auf dem Sofa, meine Hündin hatte gerade Babys und da kam mir der erste Satz des ersten Bandes in den Sinn. „Vom Licht der Welt erblicken, kann man als Hund nicht wirklich sprechen“. Natürlich sind meine eigenen Hunde und auch die anderen Tiere, die in meinen Büchern eine Rolle spielen meine Inspirationsquelle.

Wie sind Sie auf den Mops gekommen?

Martina Richter: Ich habe sie und ich liebe sie. Ich glaube, Loriot ist schuld. Meinen ersten Mops hatte ich 2001 – und es blieb nicht bei dem einen. Inzwischen habe ich Nummer fünf und Nummer sechs. Gezüchtet habe ich auch. Aber nicht professionell, nur als Hobby. Insgesamt vier Würfe waren es – rein aus Spaß an der Freude. Alle Welpen waren gesund, die Geburten unkompliziert. Ich habe ja Möpse mit Schnauze – nicht ganz lang, damit der Mops erkennbar bleibt, aber die kriegen sehr gut Luft. Wir nehmen die Hunde mit zum Joggen und zum Wandern, die sind also richtig fit.

Ich hatte schon andere Hunderassen davor. Ich habe sie alle geliebt, aber zu keiner habe ich diese besondere Bindung aufbauen können.

Mein Mops Watson zum Beispiel frisst sehr gerne, aber ich achte sehr auf seine Figur. Jetzt hat er Spielzeuge, so kleine Stoffhunde. Da hat er sich doch zwei kleine Stoffhunde geholt und hat vor jeden Futternapf einen Stoffhund gesetzt. Dann hat er mich geholt und mir das gezeigt, als wolle er sagen: „Mach da mal Futter rein, die haben auch Hunger“.

Meine Schwester hat zwei große Hunde. Die bleiben liegen, wenn sie im Haus unterwegs ist. Ich aber kann keinen Schritt machen, ohne dass meine beiden Möpse hinter mir herlaufen. Die Spülmaschine leermachen, staubsaugen – ich bin nie alleine. Nachdem der erste Mops, meine Kimberly, gestorben war, habe ich die Ruhe nicht ertragen.

Wie kam Watson zu ihnen?

Martina Richter: Da war er ein Jahr alt. Seine Ohren waren so vereitert, dass ich ihn erst einmal operieren lassen musste. Nun hört er nicht mehr so gut – dafür schaut er mich immer an. Auf weite Entfernung reagiert er auf Handzeichen. Als Watson zu mir kam, hatte er noch nicht einmal einen Namen und er konnte rein gar nichts. Da habe ich angefangen, mit ihm zu arbeiten, unter anderem „Sitz“ und „Bleib“ und er musste warten.

Meine ältere Mopsdame „Nelli“ hat sich das angesehen und hat das dann auch gemacht. Sie wollte auch mitspielen, merkte aber schnell – sie war älter und Watson war schneller. Da entwickelte Nelli eine Idee: Sie sitzt gemeinsam mit Watson. Und wenn ich mich umdrehe, ist sie schon zehn Meter weiter vorne. Sie sitzt aber immer, wenn ich gucke. Und wenn sie abgerufen wird, hat sie die Hälfte schon geschafft und dann sind sie beide gleichzeitig da. Die Möpse denken einfach so viel, und das Tolle ist: Ich hatte kleine Kinder im Haus, aber ich hatte niemals Angst, dass etwas passieren könnte.

Wie ist es mit dem Mops draußen?

Martina Richter: Völlig unkompliziert. Die jagen ja auch nicht. Mein Mops Marquez ist mal mit einem Reh zusammengestoßen. Das Reh hatte sich versteckt und schreckte hoch. Den Hund hat`s umgeschmissen. Das Reh ist weg und der Hund hat sich geschüttelt, ist weitergelaufen und hat nicht mal geguckt. Ich hatte nie Stress – die Möpse laufen nicht weg, die streunen nicht, die jagen nicht und trotzdem sind es noch Hunde, die viel rausgehen. Sie sind einfach anders, als andere Hunde. Wir haben ja auch drei Katzen. Und die Katzen und die Hunde foppen sich manchmal richtig – aber wenn es drauf ankommt, sind es die besten Kumpel.

Haben Sie schnell einen Verlag für Ihr Buch gefunden?

Martina Richter: Ja. Ich habe nur etwa zwanzig Verlage angeschrieben und die Wahl fiel dann sofort auf den Midnight-Verlag.

Wie kommen Ihnen die Ideen für Ihre Kriminalromane?

Martina Richter: Das sauge ich so aus meiner Umgebung auf. Der letzte Band war „Mopsball“ – da ging es in der Presse damals viel um Doping. Und ich habe mich gefragt: Wo fängt das an? Nur im Profisport? Nein, auch schon in der Kreisliga. Das habe ich mir das rausgepickt. Zu „Mopshöhle“ inspirierte mich ein Urlaub im französischen Ardeche, dort gibt es eindrucksvolle Höhlen, die ich auch besucht habe. „Mopsfluch“ spielt auch in Frankreich, meine Schwester hatte da ein Hotel. Wissen Sie, das ist immer ganz schwierig zu erklären. Denn ich werde immer gefragt, wie ich auf die Idee komme. Das ist so, als ob ich einen Film mitschreibe, der in meinem Kopf läuft. Ich setzte mich hin und schreibe mit so schnell ich kann. Ich weiß tatsächlich manchmal nicht, was als nächstes passieren wird.

Was machen Sie im „wahren“ Leben – welchem Beruf gehen Sie nach?

Martina Richter: Ich arbeite als Küchenplanerin. Genau das Gegenteil zu der Art, wie ich schreibe.

Und wie kamen Sie zum Schreiben?

Martina Richter: Das hatte den eher traurigen Hintergrund, dass ich einen Sohn hatte. Der starb im Alter von sieben Monaten am plötzlichen Kindstod. Danach brauchte ich lange, um mein Leben zu sortieren. Die Erfahrungen habe ich in meinem ersten Buch „Die Schimmelreiterin“ verarbeitet. An dem Buch habe ich sehr lange gearbeitet. Fast 15 Jahre, bis ich mich ausdrücken konnte. Danach habe ich weitergeschrieben. Das Schreiben macht mir einfach viel Spaß. Und „Die Schimmelreiterin“ hat mir das nötige Selbstbewusstsein gegeben, weil es der erste Verlag direkt genommen hat. Dazu kommt, dass ich ein ausgesprochener Sherlock-Holmes-Fan bin. Ich habe die Bücher alle gelesen und das nicht nur einmal. Die Namensgebung ging dann deswegen immer in die Richtung.

Wie läuft der Schreibprozess bei Ihnen ab? Michael Ende hat einmal in einem Interview gesagt, dass er beim Schreiben der „Unendlichen Geschichte“ irgendwann selbst ganz verzweifelt war, weil er nicht wusste, wie er alles zu einem guten Ende bringen konnte. Er ließ sich beim Schreiben treiben. Wie gehen Sie vor?

Martina Richter: Es ist tatsächlich so, dass ich, wenn ich in den Arbeiten stecke, die Geschichte entwickle. Ich habe immer ein Notizbuch dabei. Oft stehe ich nachts auf, weil ich eine Idee habe, und schreibe das dann sofort auf. Ich weiß, dass viele Krimiautoren sagen, sie fangen von hinten an. Also sie haben erst die Auflösung und schreiben dann die Mitte und dann den Anfang – so was kann ich nicht. Das Schreiben macht mir vielleicht genau deshalb so viel Spaß, weil ich selber nicht weiß, was passiert. Gerade bei Mopsball habe ich dreimal einen anderen Täter im Visier gehabt. Ich überrasche mich selbst immer wieder.

Wie lange brauchen Sie für ein Buch?

Martina Richter: Das kommt ganz drauf an, wie ich beruflich eingespannt bin. Wenn ich durchschreiben kann, ungefähr drei Monate.

Und haben Sie auch einen Tipp für angehende Schreiber?

Martina Richter: Ich kriege auch Texte von anderen Autoren zugeschickt und ich sage immer dasselbe: Schreibt auf, was euch am Herzen liegt, geht einen Schritt zurück und lest es nochmal, ob das auch Sinn macht. Und macht euch eine Zeittafel und einen Stammbaum für die Charaktere, damit ihr nie vergesst, wer wann wo war.

Die Mops-Reihe um Holmes und Waterson umfasst mittlerweile sieben Bände. Wird es weitere Abenteuer von den beiden geben?

Martina Richter: Ja, ich kann nicht aufhören.

Vielen Dank, liebe Frau Richter, für das ausführliche Gespräch.

Unser Tipp zum Weiterlesen:

Martina Richter

Mops Himmel: Holmes und Waterson ermitteln

ISBN-13: 9783958190481

Fotos: Martina Richter/AdobeStock: Evrymmnt


Martina Richter ist Kriminalautorin mit Herz für Hunde. Vor allem der Mops hat es ihr angetan. Ganz nach dem Spruch von Loriot: “Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos”.

Dieses Interview stammt aus der HundeWelt.

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