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Wiesenpflaster und Eichenrindensud

Was hilft gegen das grausige Jucken? Die Natur bietet einige Wundermittel für eine nachhaltige Heilung. Annette Dragun kennt sich aus.

Eichenrindensund für Emma

„Emma hat was!“ Frauchen Simone ist am Telefon ganz aufgelöst. „Sie leckt und knabbert die ganze Zeit an ihrer Hinterbacke. Sie lässt sich nicht davon abhalten, wir müssen unbedingt gleich zu dir kommen.“ Eine Stunde später steht sie mit ihrer dauerfröhlichen Labradorhündin in meiner Praxis. Mir fällt sofort ein feucht geschlecktes, klebriges Areal an ihrem Oberschenkel auf. „Mal wieder ein Hot Spot“, vermute ich, und Simone nickt: „Das habe ich befürchtet. Deswegen hatte ich es ja so eilig.“ Das war gut. Ein Hot Spot ist eine lokale Hautentzündung (Dermatitis), die rasend schnell aufflammt. Innerhalb weniger Stunden beginnt sie zu nässen und eitern. Zudem juckt und brennt sie. Betroffen sind vor allem Hunde mit dichtem Fell, und das überwiegend im Sommer. Auslöser kann eine kleine Hautverletzung sein, etwa ein Insektenstich oder ein Kratzer durch einen Dorn. Wärme und eine feuchte Haut begünstigen das Ausbreiten der bakteriellen Entzündung. Die Therapie sollte schnell eingeleitet werden. Je länger die Infektion besteht, desto tiefer wandern die Bakterien, unterstützt durch das Schlecken des Hundes. Der Hot Spot kann so schmerzhaft werden, dass eine Behandlung nur noch unter Betäubung möglich ist.

Beim Tierarzt wird fast immer ein Antibiotikum gegeben.

Gerne in Kombination mit Kortison gegen den Juckreiz. In den meisten Fällen, besonders bei frühem lokalem Eingreifen, ist das nicht notwendig. Mit den richtigen Helfern aus der Natur können wir die Entzündung stoppen und die Haut zur Heilung bringen, ganz ohne das Risiko von Antibiotika-Nebenwirkungen. Während Simone ihrer Hündin beruhigend den Kopf streichelt, kürze ich mit einem Scherapparat und einer Schere vorsichtig das Fell an der betroffenen Stelle. „In manchen Büchern steht, dass man rasieren soll“, erkläre ich Simone, „aber diese Hot Spots können so schmerzhaft sein, das wollen wir Emma nicht antun. Ein paar Stoppeln stören uns nicht, Hauptsache, es kommt Luft ran.“ Zudem wollen wir verhindern, dass umstehende Haare mit den Entzündungsexsudaten verkleben. Mit neuer Frisur kann ich den Schaden begutachten. An Emmas Hüfte blüht ein typischer oberflächlicher Hot Spot, eine ovale, rote, nässende Fläche, knapp handtellergroß, mit einem gelblichen, haarlosen Zentrum.

Das entzündete Gewebe ist deutlich abgegrenzt zur benachbarten gesunden Haut.

Vom eitrigen Wundsekret strömt ein unangenehmer Geruch aus. Ich tränke Baumwolltupfer mit stark verdünnter Ringelblumentinktur und wasche damit vorsichtig das Ekzem ab. Zum Glück findet Emma die Besuchermatte in meiner Praxis bequem und hält während der Prozedur vorbildlich still. Nach dem Säubern lasse ich für einige Minuten einen getränkten Tupfer auf der Entzündung liegen. Feuchte Umschläge mit verdünnter Ringelblumentinktur oder -tee wirken antibakteriell und granulationsfördernd. „Zu Hause machst du einen Eichenrindensud und wendest den zweimal täglich verdünnt an. Damit trocknet die Dermatitis noch schneller aus“, erkläre ich Simone. „Wenn du das Gefühl hast, dass es Emma stark juckt, wäre ein Sud aus Walnussblättern noch besser. Und sobald die Wunde nicht mehr nässt, solltest du die Heilung äußerlich mit Salbeitee unterstützen.“ Ganz wichtig sei es, Emma vom Lecken abzuhalten. „Und es muss Luft an die Stelle. Also kein Verband und kein Pflaster drauf.“ Auch Cremes, Pasten oder Puder verschließen die Oberfläche und begünstigen damit eine weitere Vermehrung der anaeroben Bakterien. Normalerweise heilt der Hot Spot mit dieser Hilfe innerhalb weniger Tage ab. Wenn aber der Hund zu solchen lokalen Hautentzündungen neigt, muss man tiefer denken. Es kann zum Beispiel eine Allergie dahinterstecken. Emmas Futterallergien haben wir mit der richtigen Ernährung zwar gut im Griff. Ich empfehle Simone dennoch, für die weitere Immunregulierung eine Entgiftung und Darmsanierung zu wiederholen.

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Titel: AdobeStock/Christian Müller

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Die Themen dieser Ausgabe:

Das stählerne ICH! Was charakterstarke Hunde brauchen, um auf ihren Menschen zu hören | Mit diesen 7 Regeln kommt jeder Hund gesund und fit durch den Herbst! | Trainingsplan: Angst vor der Autofahrt überwinden | Wiesenpflaster + Eichenrindensud: Die natürliche Lösung für Hautprobleme | Brauchen Rüden eine andere Erziehung als Hündinnen? | Tschüss Stereotype! u.v.m.

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