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Nie mehr Langeweile

Wenn unsere Hunde könnten, würden sie sich jeden Tag neues Spielzeug kaufen.”, sagt Stanley Coren. „Und zwar bevorzugt etwas Weiches, Quietschendes.” Er hat erforscht, was für Hunde die spannendsten Dinge sind. Hier sind die neuesten Erkenntnisse und die besten Strategien gegen Eintönigkeit und Langeweile für jeden Hundehalter.

Die meisten von uns sind berufstätig. Wir verlassen täglich das Haus, oft für Stunden. Wie mag das für unseren Hund sein? Er ist permanent Zuhause und wartet. Und wartet. Und wartet….

Meine Freundin Julia wollte es kürzlich wissen. Also installierte sie eine Webcam und sah sich die Aufnahmen später mit ihrem Mann an. Ihre zierliche Aussie-Mix-Hündin sprang zunächst aufs Fensterbrett, um Frauchen nachzuschauen. Dort blieb sie, bis das Auto um die Ecke fuhr. Danach ging es husch – auf die Couch. Sonst streng verboten. Dort sprang sie munter ein paar Minuten umher, von dort auf den Couchtisch und wieder zurück. Sie verschwand vom Bildschirm, um kurze Zeit später mit einem Kissen im Mäulchen wiederzukommen. Das wurde gebissen, bekämpft und ordentlich durchgeschüttelt.

Von da an ging es in die Küche. Die Beute: ein gefährliches Geschirrtuch, das ebenfalls kräftig durchgeknurrt und abgekämpft wurde. So ging es eine ganze Zeit. Nala hatte einen erfüllten Vormittag, und war wohl auch deshalb immer recht müde, wenn Frauchen von der Arbeit heimkam. Natürlich fiel Julia auf, dass nicht alles an seinem Platz war – deshalb auch die Kamera. Zwar war es lustig, Nala bei ihrem vormittäglichen Treiben zu beobachten. Doch zeigte Nalas Verhalten, dass sie mehr Anregungen braucht, als sie bekommt.

Unterforderung kann bei Hunden langfristig sogar zu einer Depression führen und ist ähnlich schädlich, wie eine chronische Überforderung.

Sollte auch dein Hund sich tagsüber selbständig machen und eigene Spielideen entwickeln, wie Nala es tat, so ist auch dies ein deutliches Zeichen für Unterforderung. Da Hunde nun mal nicht auf eigene Faust losziehen dürfen, um sich frischen Wind um die Nase wehen zu lassen und sich Herausforderungen und Abenteuern zu stellen, sind wir Menschen gefragt. Denn Hunde wachsen nicht an Langeweile wie wir Menschen – das Gegenteil ist der Fall. Unterforderung kann bei Hunden langfristig sogar zu einer Depression führen und ist ähnlich schädlich, wie eine chronische Überforderung. 

Teste am besten selber, ob ihr betroffen seid.

Test

Leidet mein Hund unter Langeweile?

Findest du ein wenig Unordung Zuhause vor, sucht er sich wahrscheinlich schon von alleine etwas Abwechslung. 

Beantworte folgende Fragen. 

  • Zeigt dein Hund ängstliches oder rastloses Verhalten ohne Grund?
  • Zerstört er in deiner Abwesenheit Dinge, wie Teppiche oder Schuhe?
  • Bettelt er um Aufmerksamkeit, wenn du da bist? Weicht er dir nicht von der Seite, läuft zwischen deinen Füßen, fordert aktiv Aufmerksamkeit?
  • Bellt er häufig und grundlos?
  • Durchwühlt er den Mülleimer, wenn er unbeaufsichtigt ist oder buddelt er sich durch den Garten?
  • Wenn es ans Spazieren geht, dann ist er nicht nur aufgeregt, er ist RICHTIG aufgeregt. Er springt und hüpft herum und kann sich vor lauter Begeisterung kaum noch beruhigen?

Wenn du mindestens zwei Fragen mit “ja” beantworten kannst, so leidet dein Hund wahrscheinlich unter Langeweile.

Hilf ihm, indem du ihm Beschäftigungsmöglichkeiten anbietest. 

Der Psychologe Dr. Stanley Coren hat eine Reihe an Büchern zum Hundeverhalten veröffentlicht und kommt darin zu dem Schluss, dass die spannendsten Sachen für Hunde folgende Dinge sind: 

  • neue und interessante Plätze und Dinge erkunden, 
  • neue, aufregende Erfahrungen machen
  • Möglichkeiten, Dinge selbständig zu entscheiden und Probleme zu lösen
  • mit anderen Hunden und anderen Menschen umzugehen.

Neue Gassi-Routen

Die Änderung der täglichen Gassi-Route verschafft neue Sinnesreize. Nutze diese Erkenntnis und sucht euch immer wieder neue Gassirouten. Die Autofahrt dorthin kann so immer der Beginn für eine neue, spannende Erfahrung werden. 

Eine Spielzeugkiste

Spielzeug kann ebenfalls einen guten Anreiz bilden. Es macht durchaus Sinn, dem Hund eine Spielekiste zur Verfügung zu stellen, aus der er sich bedienen kann. Und dort immer wieder für Abwechslung zu sorgen, indem du verschiedene Spielzeuge zufügst, und andere für einige Zeit weglegst. Ob es eine raschelnde Decke ist, die bespielt wird, ein neues Kuscheltier oder ein Leckerli-Ball. So kann der Hund selbst entscheiden, womit er spielen will. 

Freies Formen

Wenn dein Hund selbst herausfinden soll, was von ihm erwartet wird, muss er sich geistig richtig anstrengen. So gehst du vor: Nimm ein richtig gutes Leckerli und zeige es ihm. Dann setz dich hin und mache nichts. Deine Fellnase wird versuchen, an das Leckerli zu kommen. Das darf er natürlich nicht. Warte einfach ab, irgendwann wird er alles anbieten, was er kann. Irgendwann kreiert er etwas Neues. Gib der Aktion ein Kommando, lobe ihn und gib ihm das Leckerli. Und morgen machst du das Gleiche und wartest, bis er die gestrige Aktion wiederholt. So erweiterst du sein Repertoire und gewöhnst ihn daran, selbst zu denken. Die Herausforderung hierbei besteht darin, dass su wirklich viel Geduld brauchst und warten musst, bis bei deinem Hund der Groschen fällt. 

Tricks üben

Wenn es schnell gehen soll, dann investiere 5 Minuten und bringe deinem Hund etwas Neues bei. Besonders sinnvoll: übe mit ihm, jede Pfote auf ein Podest zu stellen. Das kannst du am Anfang mit vier Büchern machen. Auch Yoga-Blöcke eignen sich gut dafür, bei kleinen Hunden gehen auch Plastikbehälter. Berührt dein Hund eine Dose mit der Pfote, wird geclickt und er bekommt ein Leckerli. Nach und nach werden mehr Bücher dazugenommen. 5 Minuten am Tag reichen aus, Gehirntraining ist nämlich anstrengend. Kann er das, kannst du von nun an spielerisches Krafttraining machen. Nur die Vorderpfoten auf den Büchern und die Hinterpfoten auf dem Boden? Das trainiert die Hintergliedmaßen. Umgekehrt wird der Oberkörper gekräftigt. 

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