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Monsieur Pompadour hat einen neuen Erzfeind: Den Staubsauger-Roboter



Hier schreibt Julius Mertens, Anfang 40, Texter und Kolumnist. Gemeinsam mit seinem Partner David und dem orangefarbenen Kater Monsieur Pompadour lebt er in einer Wohnung, die früher mal ihm gehörte, heute inszeniert Pompi täglich neue Bühnenstücke zwischen Futterneid, Fensterbank-Drama und Sofakissen-Intrigen.

Es sollte eigentlich eine Verbesserung werden. Eine kleine technische Revolution für unser Zuhause. David hatte den Staubsaugerroboter gekauft – „Für mehr Ordnung”, wie er sagte, während er stolz die Bedienungsanleitung studierte, als wäre es der Bauplan für den Kölner Dom. Ich nickte zustimmend, während ich meinen dritten Kaffee des Morgens trank und dabei zusah, wie Monsieur Pompadour vom Sofa aus die Szene mit der Aufmerksamkeit eines Kriegsstrategen verfolgte.

Hätte ich gewusst, was da auf uns zukommt, hätte ich David den Roboter sofort wieder in den Karton gesteckt und zum Laden zurückgebracht. Mit Blumensträußen. Und einer Entschuldigung.

Denn Pompi – unser flauschiger Napoleon – hatte innerhalb von exakt sieben Minuten entschieden: Das Ding muss weg.

„Schau mal, wie praktisch das ist!”, rief David begeistert, als der kleine schwarze Roboter zum ersten Mal surrend durch unser Wohnzimmer kurvte. „Der macht das ganz automatisch!”

Pompi saß auf seinem Thron – äh, Kratzbaum – und musterte das surrende Ungetüm mit einer Mischung aus Verachtung und blankem Entsetzen. Als wäre gerade ein UFO gelandet. Ein sehr unhöfliches UFO, das es wagte, SEIN Territorium zu betreten. Ohne Einladung. Ohne sich vorher anzumelden.

Der erste Angriff kam präzise. Pompi sprang vom Kratzbaum, landete mit der Eleganz eines Balletttänzers direkt vor dem Roboter und starrte ihn an. Mit diesem Blick, den jeder Katzenbesitzer kennt: „Du. Stirbst. Jetzt.”

Der Roboter, ahnungslos wie David bei einem meiner subtilen Hinweise, fuhr weiter. Direkt auf Pompis gepflegte Pfötchen zu.

Was dann passierte, kann ich nur als „Die Schlacht um das Wohnzimmer” beschreiben. Pompi wich zurück – nicht etwa aus Angst, sondern um Anlauf zu nehmen. Dann sprang er. Mit allen vier Pfoten. Direkt auf den Roboter.

„Oh, wie süß!”, rief David. „Er spielt mit ihm!”

Spielt. SPIELT. Als würde man sagen, Napoleon hätte bei Waterloo „ein bisschen diskutiert”.

Der Roboter, offensichtlich nicht für Katzenangriffe programmiert, versuchte sich zu befreien. Pompi ließ sich nicht beirren. Er ritt auf dem Ding herum wie ein Cowboy auf einem störrischen Mustang, während das arme Gerät hilflos im Kreis drehte und dabei jämmerlich piepte.

„Sollte er das machen?”, fragte ich David.

„Ist bestimmt nur die Eingewöhnungsphase”, antwortete David und blätterte eifrig in der Bedienungsanleitung. „Hier steht: ‘Pet-friendly technology’. Das heißt sicher, dass Haustiere sich daran gewöhnen müssen.”

Pet-friendly. Hah. Das Einzige, was an dieser Technologie pet-friendly war, war dass sie Pompis neuen Lieblingssport erschaffen hatte: Roboter-Wrestling.

Tag zwei: Satan in Plüsch hatte eine neue Strategie entwickelt. Anstatt den Roboter direkt anzugreifen, legte er sich einfach in dessen Weg. Wie ein pelziger Straßenblock mit weißem Lätzchen. Der Roboter fuhr gegen ihn, piepte protestierend, drehte bei und fuhr in die andere Richtung. Pompi rollte sich elegant um neunzig Grad und blockierte erneut den Weg.

„Er ist so intelligent!”, seufzte David bewundernd. „Schau, wie er mit der Technologie interagiert!”

Interagiert. Als würde Gandhi „mit den Briten interagiert” haben.

Tag drei brachte die Eskalation. Das Orakel hatte entdeckt, dass der Roboter nachts in seine Ladestation zurückkehrt. Also wartete er. Stundenlang. Wie ein orangefarbener Scharfschütze. Und sobald der Roboter versuchte, am nächsten Morgen seine Runde zu starten, sprang Pompi aus seinem Hinterhalt hervor und verkeilte sich unter dem Gerät.

Das Resultat: Ein surrendes, piepsendes, verzweifelt um Hilfe rufendes Roboter-Katzenbündel, das wie ein mechanischer Käfer auf dem Rücken lag und hilflos mit den Rädchen strampelte.

„Vielleicht sollten wir den Roboter zurückbringen”, schlug ich vorsichtig vor, während wir Pompi zum dritten Mal an diesem Tag von seinem metallenen Opfer befreiten.

„Quatsch!”, sagte David. „Sie müssen sich nur aneinander gewöhnen. Das ist völlig normal.”

Normal. Wie eine Alien-Invasion normal ist.

Heute ist Tag sieben. Der Roboter hat kapituliert. Er fährt nur noch an, wenn Pompi schläft – was nicht oft vorkommt, seit er sich als Vollzeit-Wächter etabliert hat. Manchmal sehe ich ihn in der Ladestation stehen und träume davon, wie es wohl wäre, einfach mal zehn Minuten staubsaugen zu können, ohne von einem orangefarbenen Drama-Queen-Kater attackiert zu werden.

David ist immer noch überzeugt, dass sich das Problem von selbst löst. „Das wird schon”, sagt er jeden Morgen, während Satan in Plüsch strategisch günstig vor der Ladestation Position bezieht.

Ich habe aufgegeben. Wir haben jetzt den teuersten Katzenterminplaner der Welt. Jeden Morgen um acht Uhr startet Pompis Lieblingssendung: „Roboter ärgern für Anfänger”.

Und ehrlich gesagt? Ein bisschen bewundere ich ihn dafür. Während wir alle versuchen, mit der Technologie zu leben, hat das Orakel beschlossen: Die Technologie muss mit ihm leben.

Checkmate, Roboter. Checkmate.

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