Die sichere Bindung im Alltag
Eine sichere Bindung ist das Ergebnis einer bewussten Erziehung und einer verantwortungsvollen Führung. Einen Hund sicher durchs Leben zu führen, ist einfacher, als es auf den ersten Blick scheint. Radana Kuny weiß, wie es geht.
Diese Veränderungen können jedoch nur stattfinden, wenn wir die Führung übernehmen und unsere Hunde verstehen.
Um unseren Hund sprichwörtlich lesen zu können, ist es wichtig, ihn und sein Verhalten bewusst wahrzunehmen. Am Anfang sollten wir den Hund, bzw. sein Verhalten neutral beobachten und es nicht gleich bewerten.
Wenn wir zum Beispiel unsere Kunden fragen, wie sie ihr Hund begrüßt, wenn sie nach Hause kommen, schildern sie fast nie sein tatsächliches Verhalten, sondern seine vermeintlichen Gefühle. „Er freut sich riesig“ oder „er ist beleidigt, weil er allein zuhause sein musste“ sind häufige Antworten.
Sie interpretieren Gefühle in sein Verhalten hinein. Das kann jedoch zu gravierenden Missverständnissen führen. Nicht jeder Hund, der (angeblich) traurig dreinschaut, ist auch tatsächlich traurig. Manchmal kann der vermeintliche Dackelblick auch nur eine Bindegewebsschwäche sein, die die Augen hängen lässt.
Warum glauben viele Halter automatisch, dass sich ein Hund freut, wenn er laut bellend an einem Menschen hochspringt? Würden wir es auch als pure Freude empfinden, wenn unser Partner uns so begrüßen würde? Oder wäre dieses Verhalten sehr befremdlich für uns?
Wie verhält sich unser Hund zuhause?
Wir beobachten das Verhalten des Hundes auf neutraler Ebene. Wir nehmen wahr, dass er hechelt, sich wild im Kreis dreht oder ständig hochspringt und in hohen Tönen bellt. Oder dass er ganz ruhig von seinem Platz aufsteht und mit weichen Bewegungen zu uns kommt und sich sanft an unser Bein schmiegt. Um einen Hund kennenzulernen, sollten wir ihn also wertfrei beobachten und sein Verhalten bewusst wahrnehmen. Nur durch diese Wahrnehmung kann echte Empathie entstehen.
In jedem Moment zeigt uns der Hund durch sein Verhalten, was gerade mit ihm passiert, wie es ihm geht und was er von uns braucht.
Je mehr Fragen wir uns selbst stellen, je genauer wir hinschauen, desto besser wird die gemeinsame Kommunikation.
Im Training fragen wir ständig unsere Kunden, wie sie ihren Hund im Moment wahrnehmen. So lernen sie ihre Hunde immer besser kennen. Im Idealfall ist sein Zuhause für ihn eine Oase der Ruhe. Ein Ort, an dem er sich absolut sicher fühlt, wo er sich entspannen und Kraft für die Welt draußen tanken kann.
Folgende Fragen helfen uns, zu erkennen, ob dies bei unserem Hund der Fall ist.
- Wie verhält sich unser Hund in den eigenen vier Wänden?
- Kommt er zur Ruhe, schläft er viel?
- Läuft er unruhig hin und her und verbellt alles, was er von außen hört?
- Rennt er sofort zum Fenster, wenn er etwas hört, oder bleibt er entspannt liegen?
- Kann er allein im Zimmer bleiben oder folgt er uns auf Schritt und Tritt?
- Hat er Probleme damit, allein zuhause zu bleiben oder fühlt er sich auch ohne unsere Nähe geborgen?
- Ist sein Körper weich oder eher angespannt?
Erst nachdem wir erkannt haben, was wirklich passiert, sind wir fähig, echte Empathie zu fühlen.
Auch die Art und Weise, wie er auf Besucher reagiert, sagt sehr viel darüber aus, wie er sich bei uns zuhause fühlt. Glaubt er, uns beschützen zu müssen, fühlt er sich für uns verantwortlich oder vertraut er darauf, dass wir uns gut um ihn kümmern?
Es gibt Hunde, die jeden Besucher stürmisch begrüßen, ihn anspringen oder laut verbellen.
Andere machen einen fast desinteressierten Eindruck oder reagieren mit heftiger Aggression.
Und dann gibt es diejenigen, bei denen die Begrüßung sehr höflich abläuft. Die Besucher werden entspannt und ruhig empfangen. Jeder Besucher, alles Fremde löst erst einmal Stress aus. Es wäre klug, unseren Hunden von Anfang an beizubringen, dass es UNSERE Besucher und nicht SEINE sind. Und dass er sich entspannen kann, da es allein unsere Aufgabe ist, sich um den Besucher zu kümmern.
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Titel: AdobeStock/glazunoff