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„Sie hat mich sofort in ihren Bann gezogen.“ | Die Devon Rex

Wusstest du, dass Katzen auch lockiges Fell haben können? Die Devon Rex ist dafür der lebende Beweis. Diese Rasse ist für viele sicherlich noch unbekannt – es handelt sich um eine eher außergewöhnlich aussehende Katze, die einen ganz besonderen Charakter mitbringt. Auch die Kopfform erinnert eher an E.T. als an einen Panther. Sie ist eher selten anzutreffen und unterscheidet sich äußerlich stark von den gängigen Katzenrassen. Um mehr über den eher mysteriös wirkenden Stubentiger zu erfahren, habe ich mich mit der Devon Rex-Züchterin Yvonne Bonse unterhalten.

Webseite: https://www.devon-rex-von-rhenania.de/ | Instagram: @yvonnebonse | Facebook: https://www.facebook.com/yvonne.bonse

Wie bist du zur Devon Rex gekommen?

Bevor ich angefangen hab zu züchten, hab ich immer schon ein größeres Rudel an Katzen, ich glaub 4 Stück, gehabt und ich habe noch eine weitere Katze gesucht. Mir war es da wichtig, dass die Katze in der Gruppe sehr sozial ist und möglichst wenig haart. Wenn man schon ein paar Katzen hat, merkt man schon, die Haare fallen dann doch schon mehr auf. Und bei der Devon Rex ist es halt nicht so. Deswegen hab ich mich dann im Internet auf die Suche gemacht und hab dann gemerkt: Aha, da gibt es eine Rasse, die nicht haart und hab mich dann mal informiert. So bin ich dann an die Züchter gekommen. Das ist jetzt ungefähr 10 Jahre her.

Was ist besonders an der Devon Rex?

Was mir sofort aufgefallen ist, ist ihr außergewöhnlicher Look. Die haben ja wirklich ein außergewöhnliches Aussehen, das hat mich sofort angesprochen, so ein bisschen alienhaft. Das hat mich direkt total gecatched und das Fell auch. Das ist eben super besonders, dieses lockige Fell, das ist einfach außergewöhnlich. Das hab ich vorher noch nie gesehen und ich habe gedacht: „Oh Gott, was ist das?“. Als ich dann das erste Mal eine Devon Rex live gesehen hab, war ich total fasziniert, auch von ihrer Art, und sie hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Devon Rex kann man gar nicht vergleichen mit anderen Rassen. Ich sage immer, es ist eine Mischung zwischen Hund, Katze und Äffchen. Sie ist super sozial, weder scheu, noch ängstlich, noch aggressiv. Jedem Menschen, auch Fremden gegenüber, sofort positiv gestimmt, kommt gerne auf den Schoß, egal ob sie hier fremd sind oder nicht. Alle werden sofort begrüßt. Nicht schreckhaft, verspielt, gelehrig, intelligent, also ein toller Wegbegleiter. Man kann ihnen auch super Kunststückchen beibringen oder mit der Leine rausgehen.

Für wen ist die Rasse geeignet?

Für Menschen, die sich gerne mit ihren Tieren beschäftigen. Die Rasse sollte generell nicht in Einzelhaltung gehalten werden. Das ist mir als Züchter wichtig, dass ich die Katze entweder zu einer Katze vermittle mit einem ähnlichen Charakter, das heißt ich würde eine Devon Rex nicht zu einer Perserkatze vermitteln oder zu einer BKH, sondern man sollte schon gucken, dass die Katze rassebezogen vermittelt wird. Also Devon Rex zu Devon Rex, oder zu einer Sphynx, oder zu einer sehr aktiven Katze. Sie ist geeignet für Menschen, die sich wirklich mit ihrem Tier beschäftigen möchten, weil die Devon Rex eine super soziale Katze ist, nicht nur gegenüber den Artgenossen, sondern auch den Menschen gegenüber.

Für wen ist die Devon Rex nicht geeignet?

Für Leute, die wenig Zeit haben für das Tier. Die Devon Rex ist auch eine Anfängerkatze. Da gibt es eigentlich keine Einschränkungen, man muss halt nur Zeit für das Tier haben.

Wie sieht die Fellpflege aus?

Bei der Fellpflege sieht es so aus, dass man eigentlich gar nichts machen muss. Also die hat ja nur Unterwolle, eine normale Katze hat ja Deckhaar und Unterwolle. Die Devon Rex hat nur Unterwolle und die ist auch noch gelockt. Man muss aufpassen, wenn man bürsten oder kämmen möchte. Man sollte eher weniger machen als zu viel. Worauf man aber achten sollte, gerade Katzen in der Entwicklung, also Kitten, haben in den ersten Lebensmonaten bzw. bis zu anderthalb Jahren auch schlechteres Fell, d.h. weniger Fell. Und sie neigen zu mehr Talgproduktion. Dann kann es auch sein, dass man die Katze auch mal baden muss oder zwischen den Pfoten die Füße waschen muss, oder am Hals mit einem Lappen waschen muss. Weil sie halt mehr Talg haben. In dieser Zeit kann das weniger abtransportiert werden, weil zu wenig Fell da ist. Das ist aber normal bei der Rasse.

Gibt es da Probleme im Winter?

Also sie haben natürlich Probleme, wenn sie draußen sind. Aber dadurch, dass es eine reine Hauskatze ist, sollte man schauen, dass die Räume normal beheizt sind. Wenn es etwas kühler ist, können die Katzen auch schonmal frieren.

Ist Freigang also keine Option?

Ich würde sagen, nur bewachter Freigang, und auch nur, wenn die Temperaturen angemessen sind. Das heißt, in Sommermonaten. Man muss auch aufpassen, gerade durch das dünne Fell, dass sie keinen Sonnenbrand bekommen.

Gibt es rassebedingte Erbkrankheiten? Was antworten Sie, wenn die Devon Rex als Qualzucht bezeichnet wird?

Der Qualzuchtparagraf 11b besagt, dass die Katzen keine Einschränkungen in ihrer Sinneswahrnehmung haben dürfen. Das heißt, eine Katze, die gar kein Fell oder keine Schnurrhaare hat, die ist eingeschränkt. Manche nennen das eine Wahrnehmungsstörung, was ich auch nachvollziehen kann. Aber die Devon Rex, wenn die Zucht korrekt geführt wird, d.h. man guckt als Züchter auf gut befellte Tiere, auf gute Schnurrhaare, gute Veranlagung, dann kann man auch mit gutem Gewissen ein Tier züchten, was keine Einschränkungen hat. Das sehe ich als Züchter so, dass die Devon Rex in erster Linie nicht als Qualzucht gesehen werden sollte, aber man muss individuell bei den Züchtern hinschauen. Es ist so, dass die Devon Rex durch einen Keratinmangel abgebrochene oder verkürzte Schnurrhaare haben kann und auch kahle Stellen haben kann. Das ist eine genetische Disposition, das hat diese Rasse nunmal. Man muss eben schauen, dass man durch Selektion, also durch Raussuchen der besten Kitten, das minimiert. Und das funktioniert auch. Man hat natürlich immer mal wieder in einem Wurf auch Katzen, wo es etwas schlechter ist. Ich hatte das Veterinäramt auch schon mehrfach hier, es ist immer auch ein bisschen Auslegungssache von Veterinäramt zu Veterinäramt, wie das gehandhabt wird. Das eine Veterinäramt sagt: Na ja, die Vibrissen im Ansatz, das reicht. Die anderen sagen, das muss voll ausgebildet sein. Aber bei der Devon Rex ist es wirklich schwierig, voll ausgebildete Schnurrhaare zu finden. Das wird mit einem Genfehler gezüchtet, mit einer Mutation – das macht die Rasse auch aus.
Ich finde, man sollte immer beachten, wo die Katze lebt. Muss die Katze mit ihren Tasthaaren durch Gebüsch schlängeln? Oder lebt sie in einem Haushalt, wo sie jeden Tag in den gleichen Räumen ist, in der gleichen Umgebung, wo sie die gleichen Situationen durchleben, wo sie sich auskennen? Ich finde deshalb, auch wenn die Schnurrhaare weniger da sind, haben die Katzen keine Einschränkungen. Ich sehe das tagtäglich und ich sehe es auch, wenn die Kitten zur Welt kommen. Ich sehe es auch, wenn die Muttertiere den Kitten in den ersten Wochen die Schnurrhaare abkauen. Das ist eine natürliche Angewohnheit, um den Radius der Kitten ein bisschen kleiner zu halten, damit die Kitten nicht aus dem „Nest“ flüchten oder nicht so weit weg gehen. Diese Angewohnheit haben die Muttertiere sogar später noch, dass die Eltern den Kitten immer noch an den Schnurrhaaren kauen.


“Die Katzen haben keine Gleichgewichtsstörungen oder sonst irgendwas, das wurde ich auch schon gefragt vom Veterinäramt.”

Ich weiß nicht genau, wo das herkommt. Leider kennt auch gerade das Veterinäramt viel zu wenig über diese Rasse. Das Fell kommt ja auch wirklich in den anderthalb bis zwei Jahren entwickelt, auch die Schnurrhaare. Das dauert halt. Es ist ein schwieriges Thema, man muss genau hinschauen, wo man die Katzen kauft. Ich hab auch Angst, dass diese Rasse hier in den nächsten Jahren nicht mehr zu finden ist. Ich bin auch viel auf Ausstellungen unterwegs mit meinen Tieren, wo auch auf Rassestandards wert gelegt wird, das heißt die Katze wird nach einem Standard gewertet, nach einem Punktesystem, und muss jegliche Punkte erfüllen. Diese Ausstellungen werden auch vom Veterinäramt überwacht, auch hier in Deutschland. Bis jetzt gibt es da noch keine Probleme, aber ich weiß, dass es im Ausland einige Züchter gibt, die eine Ausstellungssperre bekommen haben und das ist wirklich sehr traurig, dass diese Rasse dann immer weiter zurückgedrängt wird. Man versucht, als seriöser Züchter alles richtig zu machen. Präsent zu sein, alle Gentests zu machen, und gerade da wird einem so auf die Füße getreten. Ich finde es gut, wenn man hinschaut, aber es gibt gewisse Portale, wo Katzen angeboten werden, wo man eigentlich mal genauer hinschauen sollte – und nicht bei denjenigen, die es mit Bedacht machen und es richtig machen möchten.
Es gibt drei genetische Veranlagungen, wo man darauf achten sollte, dass die Elterntiere darauf getestet sind. Das ist einmal die HCM, das CMS (Muskelschwäche, kann zu motorischen Einschränkungen führen) und die PKD, eine Nierenerkrankung. Katzenleukose und felines Leukämievirus sind zwei Erkrankungen, die sich eher Freigänger einfangen. Wenn die Katzen daran erkranken, ist es eine Schwächung des Immunsystems, bzw. kann es bei der Leukose auch zu Tumoren kommen. Ich hab von meinem Zuchtverband die Auflage, dass ich einmal im Jahr testen muss und das finde ich auch gut, dass man da auch wirklich sicher ist, dass da nichts weitergegeben wird. Was bei der Devon Rex vielleicht gesundheitlich noch anzumerken ist zum Thema Haut: Bei der Haut muss man wirklich schauen, wenn die Katzen weniger befellt sind, muss man mehr Hautpflege betreiben. Es gibt das sogenannte Malassezia, das ist ein Hautpilz. Kein schlimmer Pilz, aber es äußert sich in Ablagerungen zwischen den Pfötchen, am Hals. Auf der Haut bilden sich dann dunkle Stellen oder so ein Schmierfilm auf den Krallen. Das sollte man regelmäßig reinigen. Das ist nicht hochdramatisch, kann aber durchs Kratzen ins Ohr gelangen. Das ist ein penetrantes Reinigen, wenn es dann aber weg ist, ist es auch gut. Da muss man dann schonmal ein bisschen drauf achten, dass das immer gut gepflegt wird. Das ist ähnlich wie bei der Sphynx, die ja komplett nackt sind. Die können den Talg von der Haut nicht abtransportieren durch das Fell, und somit bleibt der Talg immer auf der Haut liegen und das übersäuert dann und dadurch entsteht dieser Pilz. Das wissen selbst viele Züchter nicht. Da gibt es einige Reinigungsmittel für, die das behandeln. Man muss es halt nur wissen.

Was war bisher das schönste Zuchterlebnis?

Das schönste Ereignis ist für mich immer, wenn die Babys auf die Welt kommen und alles wunderbar klappt. Das ist immer das Schönste, wenn die Kleinen dann zum ersten Mal an der Mutterzitze hängen und trinken dürfen. Das ist das, worauf man als Züchter hinarbeitet. Wenn die Babys dann da sind, ist alles geschafft und dann fällt einem erstmal ein Stein vom Herzen und man hofft, dass es weiter so gut läuft.

Warum ist diese Rasse so wenig populär hier in Deutschland?

Das wollte ich ändern. Es ist halt nicht einfach, diese Rasse zu züchten. Ich versuche immer, so transparent wie möglich zu sein. Aber viele haben natürlich auch Angst, eine Homepage zu haben, wo man wirklich alles transparent sehen kann. Einfach aus diesen gewissen Gründen, Qualzuchtsparagraf, Veterinäramt, da sind viele vorher abgeschreckt. Aber ich sage, wenn, dann mache ich was ganz oder gar nicht. Entweder wird das ja alles bei mir kontrolliert und ist alles transparent und ist alles in Ordnung oder ich mache es halt nicht.

Wenn Sie die Devon Rex in einem Wort beschreiben müssten, welches Wort wäre es?

Herzverzaubernd. Weil es für mich, wenn man einmal diese Rasse kennenlernt, dann will man keine anderen mehr. Ich bin ja so viel auf Ausstellungen auch deutschland- und europaweit unterwegs. Und wenn man die Züchter anderer Rassen kennenlernt, ich höre immer wieder, Mensch, ich hätte gern auch eine Devin Rex als Liebhaberkatze oder vielleicht auch nur für die Ausstellung. Ich liebe diese Rasse. Durch die Bank weg, egal welche Züchter es sind, auch andere Züchter sind begeistert von dieser Rasse. Es ist halt einfach einzigartig, finde ich. Es ist halt schwierig, wirklich das in einem Wort zu komprimieren, aber das ist das, was mir direkt so eingefallen ist, wie ich das für mich beschreiben würde. Lange Jahre habe ich Katzen und auch mit vielen Rassen zu tun gehabt, aber diese Rasse ist einfach so speziell, die muss man kennenlernen. Mein Freund zum Beispiel, der hatte nie einen Bezug zu Katzen mit wenig Fell. Es musste immer viel, viel Fell sein und viel wollig und möglichst kuschelig. Und ich habe dann damals einfach die erste Katze halt gekauft, ohne ihm was zu sagen, weil wir auch nicht zusammen wohnen. Und als er dann hier hinkam, hat er gesagt, oh, was ist das denn für ein hässliches Geschöpf? Und nach einer Stunde saß er hier auf dem Sofa und war im Lauf mit diesem kleinen Alien. Es war wirklich ein Wunder. Ich habe wirklich Tränen gelacht.

Vielen lieben Dank an Yvonne Bonse für das ausführliche Interview!

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