
Banja – Sprengstoffhündin im Nebenberuf
Banja wurde bei uns im Sommer 2003 geboren. Schon als Welpe war sie ein helles Köpfchen und sehr aktiv mit hohem Durchsetzungsvermögen. Im Alter von 8 Wochen zog sie dann zunächst zu ihrem neuen Besitzer, der mit ihr Hundesport betreiben wollte. Von ihm wurde sie dann auch zur Körung vorgestellt, die von ihr bestanden wurde. Aber dann änderten sich die Lebensumstände ihres Besitzers und wir kauften die Dame zurück.
Meine Frau übernahm sie und führte sie im Sport weiter. Banja war im Großen und Ganzen sehr gut vorgearbeitet, nur in manchen Bereichen „klemmte“ es ein wenig. Da das Mädel über sehr hohes Motivationspotenzial verfügte, war sie an der einen oder anderen Stelle etwas zu hoch motiviert worden und schoss dann meist weit über das Ziel hinaus. Bei aller Motivationsförderung darf nicht vergessen werden, den Hund auch mal wieder einzubremsen, vor allem wenn Lernbereitschaft notwendig ist. Wenn der Hund zu hoch im Trieb steht, fällt Lernen komplett aus und das erweist sich schnell als nachteilig. Zudem musste sich die Hündin auf eine neue Hundeführerin einstellen, die natürlich nicht nur die Hörzeichen anders gab, sondern auch über einen gänzlich anderen Bewegungsablauf verfügte. So etwas dauert einfach seine Zeit …
Aufgeben kommt nicht infrage
Der Erfolg ließ aber nicht lange auf sich warten. Banja gewann mehrere Prüfungen und Turniere, qualifizierte sich für höhere Prüfungen und nahm dann zweimal mit guten Platzierungen an der Deutschen Meisterschaft teil. Insbesondere in der Fährte entwickelte sie ein wahres Kämpferherz. Einmal angesetzt, wollte sie nicht aufgeben, egal, wie schwer die Fährte denn auch war. Banja kam immer an und so konnte sie meist schon mit gutem Ergebnis in die anderen Teilbereiche – Unterordnung und Schutzdienst – gehen. Ihren Ehrgeiz wollten wir uns natürlich auch beruflich zu Nutze machen und bildeten sie „zwischendurch“ zur Sprengstoffspürhündin aus. Auch hier überzeugte sie immer durch ihren Ehrgeiz und ihre Leistungsbereitschaft, obwohl sie sich manchmal einfach ein wenig selbst im Weg stand, vor allem durch ihr gesteigertes Motivationsverhalten. Diese Verknüpfung hat sie einfach behalten und von Zeit zu Zeit brach es einfach durch. Hinzu kommt, dass sie mütterlicherseits auch mit einer gehörigen Portion Selbstsicherheit, die auch etwas an Sturheit grenzte, „gesegnet“ war.
Sprengstoffspürhündin im Nebenberuf
Am Anfang im Training ist es einige Male vorgekommen, dass sie den Stoff zwar wahrgenommen, auch kurz durch eine kaum wahrnehmbare Verhaltensänderung gezeigt hat, aber komplett vergaß, den Suchmodus abzuschalten. Sie schnüffelte also munter weiter und musste irgendwann ausgebremst werden. Bei uns ist es grundsätzlich so, dass der Hundeführer nie weiß, wo der Stoff versteckt ist. Schließlich soll er selbst lernen, den Hund korrekt einzuschätzen und die Körpersignale lesen zu lernen. Hinzu kommt, dass, wenn das Versteck dem Hundeführer bekannt ist, er natürlich den Hund unbewusst beeinflusst. Genau diese unbewussten Handlungen bekommt der Hund natürlich mit und verlässt sich fortan darauf. Damit würde dann ein großes Problem entstehen, dem wir durch unser Training direkt aus dem Weg gehen. Nach Beendigung ihrer Ausbildung bestand Banja ohne Probleme die Abschlussprüfung und hat seitdem einige Einsätze auf Schiffen, in Vorbereitung großer Veranstaltungen und auch nach Bombendrohungen abgearbeitet. Und das, obwohl sie ja eigentlich „nur“ Sprengstoffspürhündin im Nebenberuf ist, denn den Hundesport hat sie nie aufgegeben, ganz im Gegenteil.
Banja wird Mutter
Zwischenzeitlich, in den Jahren 2007 und 2008, wurde Banja Mutter unseres E- bzw. F-Wurfes und hatte dann natürlich Wichtigeres zu tun. Auch diese Aufgaben erledigte sie mit Bravour und war immer froh, wenn es denn wieder zum Arbeiten ging, nachdem die Welpen aus dem Haus waren. Auch heute noch, im Alter von 9 Jahren, ist sie noch schwer aktiv. Sie wird weiterhin auf dem Hundeplatz geführt, aber dies eigentlich nur noch zur Auslastung. Sobald irgendwo ein Sprengstoffauftrag ansteht, ist sie direkt mit von der Partie und steht natürlich auch immer im Training. Jedes Jahr aufs Neue legt sie erfolgreich ihre Spürhundeprüfung ab, die nun wirklich einfach ist und sich über mehrere Tage hinzieht. Hier hilft einfach ihr ungebrochener Wille, ans Ziel zu kommen. Mit Banja könnte man, wenn es denn notwendig wäre, eine komplette Anlage wie die Etage eines Möbelhauses oder einen Zug allein absuchen.
Wenn andere Hunde eine Pause brauchen, läuft Banja noch warm
Ihre Art, niemals aufzugeben oder nachzulassen, bewies sie gerade erst vor Kurzem auf ganz anderem Gebiet. Sie sollte aus verschiedenen Gründen kastriert werden. Wir hatten die OP immer wieder aufgeschoben, uns aber nun endlich auf einen Termin geeinigt. Der Tierarzt war sehr erschrocken, denn während des Eingriffs stellte sich heraus, dass Banja eine blutende Gebärmutterentzündung hatte und wahrscheinlich keine Woche mehr überlebt hätte. Sie hat sich nichts anmerken lassen, sie ist am Fahrrad gelaufen, hat gespielt und war mit zum Hundeplatz. Gott sei Dank haben wir sie operieren lassen, sonst wäre diese Erkrankung nie entdeckt worden und wir hätten Banja womöglich eines Morgens tot aufgefunden. Sie erholte sich gut von der OP und war kurze Zeit später schon wieder kaum zu bremsen.

Ein MUSS für jeden, der sich auch nur ansatzweise mit Hundeausbildung beschäftigt.
Martin Weitkamp
Im Schatten der Gefahr
Hardcover, 128 Seiten, s/w
ISBN: 978-3-9815634-2-9
www.minervastore.de