
„Regen ist nur Wasser“
Ein naturphilosophischer Wetterdienst von Fridolin
Es regnet. Seit Tagen. Vielleicht seit Wochen. Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, weil Nässe ohnehin jede Art von Struktur auflöst.
Die Menschen sind empört.
Sie sagen Dinge wie „So ein Mistwetter!“ oder „Der Sommer ist ja wohl komplett durch.“
Dabei stehen sie trocken. Mit Regenjacke. Unter’m Dach. Mit Kaffee.
Ich hingegen sitze auf einem kalten Fensterbrett. Nicht aus Trotz. Aus Prinzip.
Ich habe beschlossen, das Wetter nicht mehr persönlich zu nehmen.
Es regnet nicht, um mich zu ärgern. Es regnet, weil Wasser fällt.
Das ist sein Job.
Brösel liegt in der Küche und schmatzt trockenes Futter.
Odile sitzt in der Reithalle und schaut auf den Sand wie eine alte Intellektuelle auf einen Parteitag.
Mücke ist unausstehlich. „Alles ist nass!“, fauchte sie gestern.
Ich sagte: „Ja.“ Das Gespräch war beendet.
Wenn ich nass werde, dann werde ich nass.
Dann trockne ich wieder.
Oder nicht.
Aber ich beschwere mich nicht.
Die Große versucht, gute Laune zu simulieren.
„Jetzt wird alles grün!“, ruft sie.
Ich denke:
Auch Schimmel ist grün.
Fridolin,
Wetterbeobachter, Teilzeitpessimist,
und vollständig resistent gegen Niesel, Sturm und übertriebene Reaktionen.
Die Katzengang vom Reiterhof
Sie organisieren, füttern, putzen, reiten, fallen runter und scheinen nie so recht zu wissen, worum es wirklich geht. Menschen eben. Gut, dass sie uns haben:
Mücke – Die Kleine mit dem großen Maul
Frech wie zehn Spatzen auf dem Hafereimer. Hat zu allem eine Meinung, auch wenn keiner gefragt hat. Springt auf Mauern, Köpfe und Nerven, bevorzugt gleichzeitig.
Fridolin – Der Poet
Redet wenig, denkt viel. Lässt sich von Sonnenuntergängen inspirieren und von Menschen verwirren. Hat Angst vor Besen, aber keine Scheu vor metaphysischen Fragen.
Brösel – Der Genießer
Hat in seinem Leben noch nie etwas gejagt, außer das Sofa. Denkt, Diäten seien ein Angriff auf die persönliche Würde. Und auf die Vorratskammer.
Odile – Die Beobachterin
Hat alles gesehen, alles verstanden und kommentiert nur, wenn’s wirklich wehtut. Schweigt schärfer als manch Mensch spricht.
Die Große
Mittvierzigerin, Reitstiefelträgerin, riecht nach Kaffee und Pferdesalbe. Meint es gut. Odile: „Sie redet mit Pflanzen. Sagt alles über ihren Bindungsstil.“
Der mit den Leckerlis
Lebensgefährte der Großen. Trägt oft Fleece, nie Verantwortung. Glaubt, Katzen kann man „erziehen“. Wir lassen ihn in dem Glauben, solange die Hühnerherzen fließen. Brösel: „Er liebt uns. Man schmeckt’s in der Wurst.“
Die mit dem Helm
Tochter. Jung, nervös, immer zu laut. Schreit bei Spinnen und will „eine Verbindung zum Pferd spüren“. Mücke: „Ich hab ihr mal in den Stiefel gepinkelt. Reaktion war übertrieben.“
Der Tierarzt
Feindbild in Menschengestalt. Fridolin: „Ich war drei Tage verschwunden. Wegen ihm. Sag ich nur.“