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Untherapiebare Hunde gibt es nicht

“Ich kann mich gut daran erinnern, wie verzweifelt Petra war, als wir zum ersten Mal miteinander telefonierten.” In ihrem Buch “Follow Me” erklärt Hundetrainerin Radana Kuny, wie man zum Rudelführer wird.

Sie hatte eine 2-jährige Podhalaner Herdenschutzhündin aus dem Ausland adoptiert und kam überhaupt nicht mit ihr zurecht.

Bella beachtete sie draußen kaum, haute ständig ab, hatte ihren eigenen Kopf und reagierte nicht auf ihre Ansagen. Sie zeigte ihr regelrecht den Hundefinger. 

Zuhause zeigte sie ein vollkommen anderes Verhalten. Dort folgte sie Petra auf Schritt und Tritt – sogar bis auf die Toilette. Besucher wurden erst gar nicht ins Haus gelassen und jeder, der am Grundstück vorbei ging, wurde drohend begleitet, bis er die Grundstücksgrenze hinter sich ließ.

Für Petra war das eine ungewohnte Situation, da sie sehr hundeerfahren war und bisher immer Hunde besaß, mit denen sie super zurechtkam. Als ich sie über ihre früheren Hunde ausfragte, stellte sich heraus, dass es ohne Ausnahme immer A-Typen gewesen sind. 

Sie hatte Border Collies und Labradore gehabt, mit denen sie aktiv im Hundesport tätig war. Alle hatten stets gut gehorcht und sich an ihr orientiert. Dies war der Grund, warum sie sich selbstbewusst für Bella entschieden hatte. 

Petra war erstaunt, aber auch beruhigt, als ich ihr erklärte, dass ihre Herdenschutzhündin eine komplett andere Persönlichkeit besitzt, als ihre bisherigen Hunde. Bella war kein A-Typ, sondern eindeutig ein B-Typ.

Mein Herz schlägt für alle Hunde, allerdings für B-Typen ein bisschen höher und tiefer.

Ich liebe diese majestätischen Hunde und bewundere sie für ihre Stärke und Eigenständigkeit. Diesen Hunden habe ich unendlich viel zu verdanken. Durch sie habe ich gelernt, was echtes Selbstbewusstsein bedeutet. Ihre mentale Kraft, gepaart mit Ruhe und einer unendlichen Sanftheit ist für mich der Inbegriff einer souveränen Führung.

Sie haben mich oft über meine physischen und psychischen Grenzen gebracht und mir dadurch ein Verständnis über Hunde beigebracht, das mein Leben komplett verändert hat. 

Durch sie bin ich mental gewachsen und habe gelernt, dass es nur einen Weg gibt, um eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung zu haben. Nämlich den der Kommunikation und der sicheren Bindung, die sich in einer kompetenten Führung zeigt.

Oft werden Hunde, die B-Typen sind, missverstanden. Viele Trainer, die über reinen Gehorsam arbeiten, kommen mit ihnen ganz schnell an ihre Grenzen. Entweder werden die Trainingsmethoden immer härter, um dem vermeintlichen Dickkopf Gehorsam einzutrichtern, oder es kommt schnell zu einer Resignation. Diese Hunde werden als schwierig abgestempelt und regelrecht aufgegeben. 

Es gibt auch Hundeschulen, die diese Hunde von vornherein ablehnen.

Dies mag für einige Hundehalter nicht nachvollziehbar sein und sie fühlen sich dadurch persönlich angegriffen. Ich finde diese Entscheidung sehr gut, so zeigt sie deutlich, dass der Trainer eine gesunde Selbsteinschätzung hat und seine eigenen Grenzen kennt.

Ich würde mir wünschen, dass jeder Trainer diese hat und nur mit Hunden zusammenarbeitet, wenn er sich im Umgang mit ihnen sicher fühlt. Dies würde schon im Vorfeld verhindern, dass der Trainer mit falschem Verhalten das vorhandene Problem verstärkt.

Auch Petra hatte mehrere Hundeschulen besucht und bekam immer wieder zu hören, dass Bella nicht therapierbar sei und sie akzeptieren müsse, dass sie ein Problemhund ist und es auch bleibe. Diese Aussage ist in meinen Augen kompletter Schwachsinn, da sie einfach nicht stimmt. Natürlich war Bella therapierbar, sie war nur nicht dressierbar. Ein himmelweiter Unterschied. Jeder Hund, somit auch ein Herdenschutzhund liebt es, einem Menschen mit Führungspersönlichkeit zu folgen. 

Auch meine eigenen Hunde (momentan sind es die beiden Landseer Einstein und Nala und mein Leonberger Saphira) sind reine B-Typen. Sie haben keinen besonders ausgeprägten Gehorsam, aber sie zeigen eine sehr hohe Folgsamkeit und ich kann mich zu 99,9 Prozent auf ihr wundervolles soziales Wesen verlassen. Sie brauchen kaum Anweisungen, reagieren jedoch wunderbar auf meine vorwiegend nonverbalen Signale und sind, auch ohne Leine, zu ca. 80% freiwillig an meiner Seite. Bei meiner Arbeit mit Hunden fungieren sie als eigenständige Ko-Therapeuten und helfen mir, die Kundenhunde zu erziehen und bei Bedarf auch zu resozialisieren.

Erfahre im Buch von Radana Kuny alles darüber, wie man zum Rudelführer wird, modern erzieht und jeden Hund für sich gewinnt:

Follow me – Das Leadership-Praxisbuch für Rudelführer

Radana Kuny

Minerva Verlag, Mönchengladbach

Format 17 x 24 cm

ISBN 978-3-910503-02-1

Erhältlich im MinervaStore.

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