Wenn die Muskeln kalt werden
Wenn wir Sport treiben, dann wissen wir, dass wir uns vor ihrem Training aufwärmen müssen. Und nach dem Sport ziehen wir uns direkt etwas über, um uns vor dem Auskühlen zu schützen. Bei unseren Hunden kommt es nach dem Training, vor allem im Winter, manchmal zu Lahmheiten, Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Springen oder gar nach Aufenthalt im Wasser zur sogenannten Wasserrute: Die Rute wirkt verdickt, kann nicht mehr richtig angehoben und abgesenkt werden und ist schmerzhaft. Doch warum ist das so?
Was passiert, wenn die Muskulatur abkühlt?
Ein arbeitender, warmer Muskel ist gut durchblutet. Wärme weitet die Gefäße. Alles kann gut fließen. Blut transportiert sowohl Sauerstoff als auch Glukose, Magnesium und Calcium, was für die Arbeit des Muskels zwingend erforderlich ist. Lymphe sorgt dafür, dass Giftstoffe wie z. B. Milchsäure entsorgt werden können.
Kühlt nun der Muskel ab, verengen sich die Gefäße. An uns können wir beobachten, dass sich Finger, Füße, Lippen, die Stellen an denen Durchblutung nicht überlebensnotwendig ist, bei Kälte mitunter blau bis weiß verfärben und sich taub anfühlen. Kneippkuren zielen auf den gleichen Effekt ab, nämlich, dass sich alles zusammen zieht, somit erst einmal alles von den Blutgefäßen Richtung Herz sozusagen „herausgepresst“ wird und bei nachlassendem Kältereiz das Blut wieder einschießen kann und somit die Zirkulation gefördert wird.
In Folge der geringeren Durchblutung bei Kälte reagieren die Muskeln träge. Es kommt weniger Sauerstoff, der vom Blut transportiert wird, am Muskel an. Bei der Muskelarbeit entsteht vermehrt Milchsäure, was daraus resultiert, dass die Mitochondrien, die „Kraftwerke“ unserer Zellen, die Energie ohne Sauerstoff herstellen müssen. Die Milchsäure wird bei verminderter Durchblutung auch schlechter abtransportiert.
Ebenso stehen den Mitochondrien des Muskels weniger Zucker, Calcium und Magnesium zur Verfügung. Die Muskulatur ist dadurch nur zu langsamen und kurzen Bewegungen fähig. Wird sie nun plötzlich überdehnt, kommt es zu Verletzungen. Vergleichbar mit einem Motor, dem das Benzin ausgeht. Würde man versuchen, diesen von Hand mit zu beschleunigen, ginge er kaputt.
Kälte allein reicht aus, um die Muskelarbeit zu erschweren. Fand vorher ein Training statt, sind die Effekte umso gravierender, da beim Training Herz- und Atemfrequenz und damit auch Durchblutung und Sauerstoffversorgung ansteigen, die Differenz zur Minderdurchblutung somit noch größer wird. Zudem wurde durch die Bewegung auch mehr Wärme produziert, da die chemische Energie des ATP (Kraftstoff des Körpers) im Muskel direkt in mechanische Energie und Wärmeenergie umgewandelt wird.
Verletzungen vorbeugen
Vorbeugend sollte der Hund vor dem Training durch schnelles Gehen oder leichtes Traben aufgewärmt, die Muskeln so sanft und langsam auf die folgende Mehrbelastung eingestimmt werden. Ebenso hilft Kneten der großen Muskelgruppen am Oberschenkel, Gesäß und den Schultern oder wiederholtes Beugen und Strecken aller Gelenke an den Gliedmaßen. Stehen weitere Trainingseinheiten an, den Hund dazwischen weiter bewegen.
Ein Pulli oder Mantel hat nicht den gleichen Effekt, schafft aber schon etwas Abhilfe. Vor allem nach Abschluss des Trainings kann er abruptes Auskühlen verhindern. Ein Cooldown, bei dem sich Puls und Atmung langsam wieder beruhigen können, ist auch beim Hund anzuraten. Das heißt, nach starker Belastung noch ein paar Meter leicht traben und ein paar Minuten gehen lassen.
Weitere Folgen von Kälte
Aber auch abgesehen vom Training frieren Hunde mit schütterem Fell und wenig Unterfett bei Kälte und nasskaltem Wetter. Erkennbar wird dies durch Zittern (die Muskulatur produziert Wärme) und Unruhe, die Hunde stehen immer wieder auf drei Beinen. Frieren ist für unsere Tiere ebenso unangenehm wie für uns. Zudem begünstigt es Erkältungen und Blasenentzündungen und verschlimmert Knochen- und Gelenkschmerzen.
Dies ist durch die traditionelle chinesische Medizin zu erklären, in der Kälte als exogener pathogener Faktor zu den Krankheitsauslösern zählt und Wind, kalte Luft sowie Zugluft zu lebensgefährlichen Zuständen führen kann.
Unter normalen Umständen hat der Körper kein Problem, sich ausreichend gegen Kälte und Wind zu schützen. Problematisch wird es dann, wenn das Wetter extrem und nicht der Jahreszeit entsprechend ist oder der Körper an sich schon im Ungleichgewicht ist, das heißt im Vergleich zum Klima zu schwach: Sprich ein Tier, in dem die Lebensenergie, das Qi, frei fließt, kann jeder Witterung unbedenklich ausgesetzt werden. Ein Tier, das soweit eigentlich ganz gesund und robust erscheint, aber schon Blockaden im Energiefluss aufweist, wird durch extreme Klimabedingungen krank. Eine Herausforderung diesbezüglich stellt ein schneller Wetterwechsel dar. Dieser ist vergleichbar mit Erhitzung und plötzlicher Abkühlung.
Gelangt Kälte in die Muskeln und Sehnen führt es zu Steifigkeit, Muskelkontraktionen und Schmerzen.
Verletzungen behandeln
Trotz aller Vorsicht erleidet jeder Sportler Verletzungen. Dann helfen Aconitum und Dulcamara als Homöopathika gegen Folgen von Verkühlung (Aconitum) und Durchnässung (Dulcamara). Rhus Toxicodendron und Bryonia lindern Steifheit und Gliederschmerzen, Arnica wirkt gegen jede Art von Schmerz und Verletzung.
Die schmerzenden Muskeln können vorsichtig durchmassiert werden, evtl. zusätzlich bestimmte Akupressurpunkte reiben, z. B. Blase 60 außen am Sprunggelenk in der Kuhle zwischen Achillessehne und Knöchel.
Wärmeanwendungen erfolgen durch Kirschkernsäckchen oder Wärmflasche. Der Einsatz von Rotlicht kann mitunter zu Verbrennungen führen.
Oft hilft gleichmäßige Bewegung an der Leine. Nach anfänglicher Steifheit laufen sich die Tiere meist ein.
Rennen, Springen, Spielen und Sport ist erst nach kompletter Ausheilung der Symptome wieder erlaubt.
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